EU-Klimareport Energie-Politik setzt auf Subvention statt Innovation
Brüssel Die Zukunft der Energiebranche liegt in den Erneuerbaren – zumindest scheint das der Fahrplan für die Klimapolitik in der EU. Dem Bericht zu Subventionen und Kosten im Energiesektor zufolge fließt mittlerweile deutlich mehr staatliche Unterstützung in regenerative Energie als in Kohle- und Atomkraft. Doch was Grünstrom-Lobbyisten und Umweltschutzverbände auf den ersten Blick freuen dürfte, offenbart bei genauerer Analyse seine Schwächen: Um den Energiesektor komplett neu aufzustellen, bedarf es Innovation und technologischen Fortschritts. Die Investitionen in Forschung sind dem EU-Energiereport zufolge aber zu zaghaft und verschwindend gering gegenüber den Milliarden, die jahrelang in die Erforschung von Atom und Kohle geflossen sind. Wer vor allem subventioniert, denkt zu kurzfristig.
Der scheidende EU-Energiekommissar Günther Oettinger hat, kurz bevor er auf den Posten des Digitalkommissars wechselte, den Report zu Kosten und Subventionen im Energiesektor vorgelegt. Das Beratungsunternehmen Ecofys erstellte das 70 Seiten starke Papier und ermittelte für das Jahr 2012 122 Milliarden Euro staatlicher Unterstützung, 40,8 Milliarden davon für Erneuerbare Energien. Konkret berechneten die Ecofys-Experten zum Beispiel, wie viel die Produktion einer Kilowattstunde Strom mit einer Windkraftanlage kostet und wie viel der Strom am Markt tatsächlich wert war. Der Differenzbetrag, den Verbraucher in Deutschland etwa über die EEG-Umlage zahlen, gilt dann als staatliche Unterstützung – in diesem Fall für die Windenergie.
Bei der Verteilung staatlicher Unterstützung liegt Solarenergie vorne, gefolgt von Wind und erst an dritter Stelle listet Ecofys Kohle. Lange Zeit teilte sich der Investitionskuchen ganz anders auf, wie der Vergleich mit historischem Datenmaterial offenbart: Damit heimische Kohle konkurrenzfähig blieb, investierten die Regierungen – allen voran die deutsche – zwischen 1990 und 2007 380 Milliarden Euro. Zusätzlich steckten die EU-Staaten in demselben Zeitraum rund 500 Milliarden Euro in den Bau neuer Kraftwerke. Aus den Altlasten dieser früheren Investitionen resultieren heute ganz entscheidend die Kosten für die Energiewende: Ein wesentlicher Anteil der Subventionsgelder geht für die Stilllegung veralteter Meiler und für die Atommülllagerung drauf.