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Sami (l.) mit Thorsten Völk, dem Fuhrparkleiter der Brauerei

Mittlerweile kann sich der Syrer problemlos verständigen.

Familienbrauerei Clemens Härle Die Wünsche der Kunden immer im Blick

Sami S. ist unterqualifiziert. Die Familienbrauerei Clemens Härle hat den jungen Syrer dennoch als Bierfahrer eingestellt und ihm neben einem Job auch noch eine zweite Heimat gegeben.
14.05.2018 - 14:20 Uhr Kommentieren

Sami S. ist 37 Jahre alt und kräftig gebaut. Das ist auch gut so, denn wenn er im Lager der Brauerei Clemens Härle Bierkisten verlädt, ist Muskelkraft gefragt. Seit über einem Jahr ist der gebürtige Syrer nun schon für den Familienbetrieb in Leutkirch im Allgäu tätig. Den Staplerschein hat Sami erst in Deutschland gemacht, Vorwissen in der Branche hatte er nicht. Doch der gelernte Buchdrucker aus Damaskus konnte durch andere Qualitäten punkten: Freundlichkeit und Sorgfalt haben ihm schließlich zu seiner Festanstellung in der Brauerei verholfen.

Zusammengefunden haben der Familienbetrieb und Sami durch ein Praktikum, das er im Herbst 2016 im Rahmen der Initiative „Teilqualifizierung Lagerlogistik“ der IHK Bodensee-Oberschwaben absolvierte. Thorsten Völk, Versandleiter und direkter Vorgesetzter von Sami, erinnert sich an die ersten Arbeitstage des Neuankömmlings: „Ich habe von Anfang an gemerkt, dass er bemüht ist die Arbeit so auszuführen wie seine Kollegen und jeden Ratschlag dankend annimmt.“

„Wir sind froh, Sami S. als Mitarbeiter für unsere Brauerei gewonnen zu haben, denn er ist eine echte Bereicherung für uns. Fahrer – vor allem so gute wie Sami – sind nicht leicht zu finden. Des Weiteren werden wir uns auch für unsere anderen drei Mitarbeiter aus Gambia einsetzen, denn sie werden hier gebraucht.“ Quelle: PR
Geschäftsführer Gottfried Härle mit seiner Nachfolgerin Esther Straub

„Wir sind froh, Sami S. als Mitarbeiter für unsere Brauerei gewonnen zu haben, denn er ist eine echte Bereicherung für uns. Fahrer – vor allem so gute wie Sami – sind nicht leicht zu finden. Des Weiteren werden wir uns auch für unsere anderen drei Mitarbeiter aus Gambia einsetzen, denn sie werden hier gebraucht.“

(Foto: PR)

Während seiner Zeit als Praktikant durfte Sami auch sechs Monate lang im Härle-LKW mitfahren und Gaststätten sowie Getränkemärkte mit Brauereiprodukten beliefern. Bei der Kundschaft hatte er damals in nur sieben Tagen einen bleibenden Eindruck hinterlassen: „Als Sami nicht mehr zum Ausliefern eingeteilt war, haben mich viele Kunden ganz enttäuscht angerufen und sich nach dem freundlichen Bierfahrer erkundigt“, erzählt Völk. „Sein herzliches Wesen und sein toller Umgang mit unseren Abnehmern, haben uns dann letztlich darin bestärkt Sami zu übernehmen und fest anzustellen.“

Doch nicht nur einen Arbeitsplatz hat Sami der Brauerei zu verdanken. Auch über die Unternehmensgrenzen hinweg hat der Familienbetrieb Integrationshilfe geleistet: „Meine Kollegen, allen voran Herr Völk, haben mir und meiner Familie zum Beispiel bei der Wohnungssuche geholfen“, erzählt Sami. „Auch bei der Schulanmeldung meiner Töchter oder der Anerkennung meines Führerscheins hatte ich von der Brauerei große Unterstützung ­ dafür bin ich sehr dankbar.“

Geflüchteten eine Chance durch Arbeit zu geben ist für Gottfried Härle, Geschäftsführer der Brauerei, Teil der Unternehmensphilosophie. Als Urenkel des damaligen Gründers Clemens Härle, sieht er in dem Familienbetrieb eine Möglichkeit, Ankömmlingen wie Sami eine neue Heimat zu geben: „Als kleine Brauerei in Familienbesitz arbeiten wir für und mit der Region“, sagt Härle. „Geflüchtete wie Sami in den Arbeitsmarkt und somit in die Gesellschaft zu integrieren, gehört für uns zu dem Grundsatz des verantwortungsvollen Wirtschaftens in der Region dazu.“

Unter dem Dach der Initiative „Wir zusammen“ leistet die Privatbrauerei seit August 2017 einen ganz konkreten Beitrag zur Integration geflüchteter Menschen: Menschen durch Freundschaft und Arbeit willkommen heißen - so lautetet der Leitspruch, den der Familienbetrieb in seinem Patenschaftsversprechen verankert hat. Denn: „Unsere Mitarbeiter gehören zu uns, ganz egal wo sie geboren sind oder welcher Religion sie angehören“, sagt Härle.

Neben Sami haben auch drei Geflüchtete aus Gambia in der Brauerei Clemens Härle einen Arbeitgeber gefunden. Anders als Sami droht ihnen jedoch eine baldige Abschiebung. Um Unternehmen aktiv mehr Rechtssicherheit nach der Einstellung von Geflüchteten zuzusichern, sucht Gottfried Härle regelmäßig den Kontakt zur Politik. Neben Manfred Lucha, Minister für Soziales und Integration in Baden-Württemberg, geht der Geschäftsführer am 19. April gemeinsam mit anderen regionalen Betrieben auch mit Innenminister Thomas Strobl ins Gespräch. „Wir möchten der Politik zeigen, dass die Geflüchteten hier gebraucht werden. In Zeiten von Arbeitskräfte- und Auszubildendenmangel sind diese Leute eine wirtschaftliche Chance“, sagt Härle. „Abschiebungen schaden der deutschen Wirtschaft und somit auch unseren Unternehmen.“

Sami hatte Glück - er darf bleiben. Zumindest eine Zeit lang. Denn auch seine Aufenthaltsgenehmigung ist vorerst auf drei Jahre befristet. In der Zwischenzeit belegt er einen Integrationskurs, in dem er die für ihn größte Hürde - die deutsche Sprache -zu überwinden lernt. „Bis vor Kurzem habe ich mir Deutsch über mein Handy selbst beigebracht“, erzählt Sami. „Ich habe deutsche Texte aus dem Internet gesucht, sie mir in meine Sprache übersetzt und dann die neuen Wörter gelernt.“ Mittlerweile kann sich der junge Syrer einwandfrei verständigen. Selbst mit dem schwäbischen Akzent kommt er problemlos zurecht. Zu verdanken hat er das unter anderem seinen Arbeitskollegen. „Wenn wir nach Feierabend den LKW zurück in die Brauerei fahren, sitzen wir oft noch in einer großen Runde zusammen und erzählen vom Tag“, sagt Sami. „Das war in den ersten Wochen zwar schwer für mich, aber ich habe die deutsche Sprache dadurch sehr viel besser gelernt.“

Solange Sami einen Integrationskurs besucht, darf er als Bierfahrer nur jede zweite Woche und selbst dann nur für wenige Stunden für die Brauerei durchs Allgäu touren. „Sami könnte und würde auch gerne neben dem Integrationskurs mehr für uns arbeiten“, sagt Völk. „Aber leider gibt es eine Verdienstgrenze, die er als Kursteilnehmer nicht überschreiten darf, sodass wir ihn derzeit nicht Vollzeit anstellen können.“ Trotz seines vorübergehenden Ausfalls hält der Familienbetrieb Sami seine Stelle frei, denn „auf so ein freundliches Wesen wollen wir und unsere Kunden einfach nicht verzichten“, so Völk.

Zwischenzeitlich versucht die Brauerei auch die Karrierechancen des Syrers zu festigen. Damit Sami in Zukunft nicht nur als Beifahrer bei Bierausfahrten mit dabei ist, finanziert ihm das Unternehmen den LKW-Führerschein. Ab Sommer soll Sami dann schon selbst hinterm Steuer sitzend im Härle-LKW das Schwabenland erkunden.