
Zwar hat sich am Kofferraumvolumen des Golf-Gegners durch das Facelift nichts geändert, mit 610 Litern steht er dem üppig dimensionierten Passat-Pendant Skoda Superb aber nach wie vor nur in 40 Litern nach. Eine maximale Zuladung von 638 Kilogramm (inkl. Fahrer) schafft zudem ordentliche Reserven, um Passagiere und Gepäck zu verstauen. Bei 5 Personen á 75 Kilogramm an Bord, verblieben so noch 263 Kilogramm für Gepäck.
Wem das Schalten ohnehin zu viel ist, der ordert für 1800 Euro das DSG und erhält dafür je nach Motorisierung sechs oder sieben Gänge. Doch auch in dieser Konfiguration überzeugt der Antriebsstrang – zumindest im raceblauen Testfahrzeug – nicht zu 100 Prozent: Der große Benziner, der aus 1,8 Litern Hubraum 180 Turbo-PS holt, verteilt seine Kraft zwar ohne Quietschen auf alle vier Räder, lässt sich aber für unser Empfinden zu viel Zeit beim Verwalten der Getriebezahnräder.
Wie der Gangwechsel schneller geht, zeigt das etwas anders abgestimmte DSG im Skoda Octavia RS230 der nun frisch gealterten Vorgängerversion. Doch diesen Unterschied merkt nur, wer bereits andere Getriebe der Marke gefahren ist.
Die Übernahme durch VW ist kaum ein Jahr her, da beginnen die Entwicklungsarbeiten für das erste neue Skoda Modell nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Die Wolfsburger bringen ihre die Konzernplattform, auf der unter anderem auch der Golf IV basiert, mit nach Mladá Boleslav. Airbags für Fahrer und Beifahrer sowie optionale Seitenairbags zählen zu den technologischen Schmankerln dieser Modellreihe.
Im März 1996 wird die neue Lackiererei und eine neue Produktionsstraße für den Octavia im Stammwerk in Mladá Boleslav fertiggestellt. Die Kapazität steigt dort um 90.000 Einheiten auf 350.000 Fahrzeuge jährlich. Im Oktober des Jahres zeigt Skoda die Limousine erstmals einem breiten Publikum auf dem Pariser Automobilsalon. Der Kofferraum fasst 528-1328 Liter, drei Motoren stehen zum Marktstart zur Auswahl: zwei Vierzylinder-Benziner und ein Turbodiesel im Leistungsspektrum von 75 PS bis 125 PS.
Im März 1998 feiert der Octavia Kombi auf dem Genfer Automobilsalon Weltpremiere. Besonders in Europa erfreut sich das Modell schnell großer Beliebtheit. Am Ende des Jahres wird der Absatz des Modells auf mehr als 100.000 Exemplare angestiegen sein (Kombi und Limousine gesamt) - mehr als doppelt so viel wie noch im Vorjahr.
In diesem Jahr steht das erste Facelift samt neuer Motoren sowie die erste Sportversion RS bei den Händlern. Seit 1999 bieten die Tschechen für ihren Kassenschlager auch Allradantrieb an. Die erste Generation des Octavia wird noch bis Ende 2010 gebaut, firmiert dann aber unter dem Namen Octavia Tour. Seine Golf IV-Technik bleibt bis dahin fast unverändert. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden bereits rund 970.000 Limousinen und mehr als 470.000 Kombi verkauft.
Im März 2004 zeigt Skoda die zweite Generation des Octavia auf dem Genfer Automobilsalon. Der Neue legt in allen Belangen zu: Platz, Leistung, Technologie. Erstmals sind direkteinspritzende Benzinmotoren an Bord. Hinzu kommen neue 6-Gang-Schalt- und Automatikgetriebe sowie ein DSG-Getriebe.
2005 startet die Produktion des Octavia im indischen Werk Aurangabad. Seit 2007 baut das Volkswagen-Werk Shanghai den Octavia für China, zwei Jahre später startete das VW-Werk Kaluga mit der Octavia-Fertigung in und für Russland. Im Jahr 2011 gehen fast 38 Prozent der weltweiten Octavia-Verkäufe in Länder außerhalb Europas. Im Zeitraum zwischen 2004 und 2012 verkauft Skoda 1,6 Millionen Limousinen und 900.000 Kombis der kompakten Baureihe.
Die Produktion der inzwischen dritten Generation des ŠKODA OCTAVIA beginnt im November 2012. Das gegenüber dem Vorgänger erzielte Plus an Außenlänge, Breite und Radstand kommt den Platzverhältnissen im Innenraum zugute. Das Raumangebot für die Passagiere und das Gepäckraumvolumen erreichen für damalige Verhältnisse neue Bestwerte im Segment. Für optimierte Sicherheit wird unter anderem mit zahlreichen neuen Assistenzsystemen und bis zu neun Airbags gesorgt. Jeweils fünf Benzin- und Dieselmotoren bringen den Tschechen nicht nur mit bis zu 220 PS voran, sondern auch immer weiter in die Nähe der Millionenmarke.
Im März 2016 verlässt das einmillionste Fahrzeug der dritten Generation das Skoda-Stammwerk in Mladá Boleslav.
Quelle: Skoda
Für ein bisschen Sport sorgt in der 180-PS-Version der Fahrmodusschalter (Eco, Normal, Comfort, Sport, Individual), der sich per DCC (Dynamic Chassis Control) erstmals auch auf das Fahrwerk auswirkt.
Mit viel Gefühl und einigen Gullideckeln als Prüfstand spüre ich einen feinen Unterschied zwischen den beiden Federungsextremen Comfort und Sport. Wer bereit ist, dafür 920 Euro auszugeben, sollte sein Kreuzchen in der Aufpreisliste setzen.
Doch zurück auf die Straße: Zwischensprints auf der Autobahn gelingen mit dem großen Benziner von den Schaltpausen abgesehen recht mühelos, erfordern aber Drehzahl. Bei rund 4.500 Kurbelwellenumdrehungen erwacht der Turbo-Reihenvierzylinder noch mal zu neuem Leben, während die Beschleunigung zuvor zwischen 3.500 und 4.000 Umdrehungen ein wenig nachlässt. Erst bei 6.200 Touren ist Schluss und das DSG schaltet einen Gang rauf.
Das macht gute Laune – natürlich auch beim Tankwart. Am Ende von etwas knapp 100 zügig zurückgelegten Kilometern auf Landstraße und Autobahn verkündet die Verbrauchsanzeige 8,4 Liter verbranntes Super-Benzin.
Bei einem angegebenen Leergewicht (inklusive Fahrer) von 1450 Kilogramm passt der Verbrauch ins Bild, auch wenn die Werksangabe für den Drittelmix nur 6,6 Liter vorsieht und zehn Liter bei entsprechendem Gasfuß ebenfalls keine Kunst sind.

Beim größten Infotainmentsystem Columbus verzichtet Skoda auf mechanische Bedienelemente. Was eine schicke und glatte Glasoberfläche macht, erweist sich während der Fahrt als unpraktisch. Wer das Radio nicht vom Multifunktionslenkrad aus bedienen will oder kann, muss immer ein waches Auge auf die Position seines Fingers haben. Dieses Ablenkungspotenzial ist nicht zu unterschätzen.
Beim Fahrverhalten spielen die Skoda-Ingenieure auf Sicherheit: Egal in welchem Fahrmodus ich den Octavia an die Grenzen der Physik zu schieben versuchte, stets kam mir das ESP zuvor. Fairerweise sei gesagt: Ein leichtes Heck ist wohl kaum das, was die Zielgruppe bei einem praktischen Familienauto oder Dienstwagen sucht.
Wer das ESP ausschaltet, bekommt – wenig überraschend – einen Kombi, der in schnellen Kurven über die Vorderachse schiebt. Wer mehr will, muss zum 14 Millimeter tieferliegenden RS mit bis zu 245 PS greifen und das Heck zur Querfahrt zwingen.
Apropos RS: Die Sportversion ist längst mehr als ein Nischenprodukt für die Tschechen. Nicht nur, dass in Deutschland fast neun von zehn Octavia im Kombikleid daherkommen, gut jeder fünfte Octavia ist auch ein RS, meistens ein Diesel.