DÜSSELDORF/FRANKFURT. „Zumindest die erste Phase einer von den Notenbanken eingeleiteten Zinswende stellt für die Aktienmärkte keine größere Gefahr dar“, sagt Jens Schmitt, geschäftsführender Direktor von JP Morgan Fleming. Er erwartet indes, dass die ersten zwei bis drei Zinserhöhungen um jeweils 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) den Aktienmärkten sogar helfen werden: „Steigende Leitzinsen reflektieren in der Regel zunehmend positive Konjunkturerwartungen.“ Die Börsianer könnten bei einem Konjunkturaufschwung also auf steigende Unternehmensgewinne hoffen.
„Wir haben ein extrem expansives Zinsniveau“, sagt Hendrik Garz, Aktienstratege bei der WestLB. „Und wenn die Zinsen in den USA in diesem Jahr um 50 Basispunkte und im kommenden Jahr vielleicht noch mal um 150 Basispunkte steigen, dann haben wir noch immer eine expansive Geldpolitik.“ Sprich: Auch dann ist das Zinsniveau immer noch vergleichsweise niedrig. Fachleute erwarten, dass die Leitzinsen in den USA binnen zwölf Monaten von einem auf zwei und in der Euro-Zone von zwei auf drei Prozent steigen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht sieht Garz denn auch keine Probleme für die Bewertung der US-Aktien.
Und „unattraktiv wird auch der deutsche Aktienmarkt bei einer Anhebung der Euro-Leitzinsen von zwei auf drei Prozent nicht“, meint Wolfgang Sawazki, der beim Bankhaus Sal. Oppenheim die Researchabteilung leitet. „Wenn die Konjunktur wie erwartet anspringt, die Investitionen zunehmen und der Dollar sich stabilisiert, dann sind die Zinserhöhungen für die europäischen Aktien ungefährlich.“