
Spanische Euromünze. Die Nervosität wächst wieder.
FrankfurtAnhaltende Spekulationen um den Zeitpunkt eines umfassenden spanischen Hilfsantrages in der Schuldenkrise haben am Dienstag für Nervosität an den europäischen Anleihenmärkten gesorgt. Daran änderten auch die rückläufigen Renditen kurzlaufender spanischer Staatspapiere nichts.
Die Rendite der richtungweisenden zehnjährigen Titel rutschte zwar wieder unter die psychologisch wichtige Marke von sechs Prozent, lag damit aber immer noch rund 50 Basispunkte über dem Tief vom Freitag. Auf ihrer Suche nach einem "sicheren Hafen" griffen Investoren wieder vermehrt zu Bundesanleihen. Der Bund-Future legte 31 Ticks auf 139,31 Punkte zu.
Das höchste Defizit in der Euro-Zone hat Irland. Es beträgt 8,3 Prozent des Bruttosozialprodukts.
Rund 7,3 Prozent beträgt das Haushaltsdefizit Griechenlands für 2012.
Der Krisenstaat auf der Iberischen Halbinsel kommt auf ein Haushaltsdefizit von 6,9 Prozent.
Platz vier unter den größten Schuldensündern belegt mit einem Defizit von 4,8 Prozent die Slowakei.
Knapp hinter der Slowakei reiht sich Portugal ein: Hier schlägt 2012 ein Defizit von 4,7 Prozent des Bruttosozialprodukts zu Buche.
Mit Hilfe von Steuererhöhungen und Einsparungen will Frankreich sein Haushaltsdefizit im nächsten Jahr eindämmen. Dieses Jahr beträgt es noch 4,5 Prozent.
Rund 20 Milliarden Euro müssten die Niederlande sparen, um ihr Defizit unter drei Prozent zu drücken. Derzeit liegt es bei 4,4 Prozent des Bruttosozialprodukts.
Auch Slowenien ringt mit steigender Verschuldung und schrumpfendem Wirtschaftswachstum. Das Haushaltsdefizit liegt 2012 bei 4,3 Prozent.
„Sparen, kürzen, streichen“: So lautet auch das Motto in Zypern. Das Haushaltsdefizit liegt 2012 bei 3,4 Prozent des Bruttosozialprodukts.
"Die Märkte warten nur darauf, dass Spanien endlich Hilfe beantragt", sagte Analyst Jo Tominks von der Beratungsfirma 4Cast. "Je länger Spanien zögert, desto ungeduldiger und frustrierter werden die Märkte reagieren."
Bislang hat das Land Geldspritzen für seinen maroden Bankensektor beantragt. Falls das Land komplett unter den Rettungsschirm schlüpft, erfüllt es damit die Vorbedingung für unterstützende Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB), mit der die hohen Zinsen für spanische Staatsanleihen gedrückt werden sollen.
Wenn Spanien noch lange zögere, werde sich der positive Effekt der Ankündigung der EZB-Maßnahmen in Luft auflösen, warnte 4Cast-Experte Tomkins. Andere Börsianer urteilten ähnlich. Wenn Spanien seinen Widerstand nicht bald aufgebe, würden spekulativ orientierte Anleger die Bond-Renditen so lange in die Höhe treiben, bis dem Land keine andere Wahl mehr bleibe.
Seit der Londoner Rede von "Super Mario" Draghi, als der EZB-Chef erstmals Anleihe-Käufe andeutete, sind die Renditen der zehnjährigen spanischen Anleihen in der Spitze um mehr als zwei Prozentpunkte gefallen. Bei den zweijährigen Titeln gingen sie zweitweise sogar auf bis zu 2,705 Prozent von 7,182 Prozent unmittelbar vor der Draghi-Rede zurück.
Beim Rettungsfonds EFSM stehen 60 Milliarden Euro zu Buche. Der deutsche Anteil beträgt dabei 12 Milliarden Euro.
Griechenland erhielt durch das erste Rettungspaket 110 Milliarden Euro, 24 Milliarden davon kamen aus Deutschland.
Nach Schätzung der Citigroup müsste der von der EU-Kommission geforderte Einlagensicherungsfonds ein Volumen von 197 Milliarden Euro haben. Der deutsche Anteil läge dann bei bis zu 55 Milliarden Euro.
Die Europäische Zentralbank hat Staatsanleihen für 209 Milliarden Euro eingekauft. Der Bund ist daran mit 57 Milliarden Euro, also mehr als einem Viertel, beteiligt.
Der Internationale Währungsfonds zahlte 250 Milliarden Euro für die Rettungspakete. Deutschland gab dafür 15 Milliarden.
Der dauerhafte Rettungsschirm soll ein Volumen von 700 Milliarden Euro haben. Deutschland wäre daran mit 190 Milliarden Euro beteiligt.
Der Rettungsfonds bürgt mit 780 Milliarden, Deutschland allein mit 253 Milliarden Euro.
Die Target-Verbindlichkeiten liegen innerhalb des EZB-Verrechnungssystem bei 818 Milliarden Euro. Der deutsche Anteil daran beträgt 349 Milliarden Euro.
Auch am Devisenmarkt beherrschte das Thema Spanien die Gespräche der Börsianer. So lange dieser Unsicherheitsfaktor nicht beseitigt sei, werde es der Euro schwer haben, sein Viereinhalb-Monats-Hoch vom Vortag zu toppen, sagte Devisenstratege Adam Myers von der Credit Agricole. Die Gemeinschaftswährung kostete am Dienstagmittag 1,3059 Dollar und lag damit rund einen US-Cent unter dem Höchststand vom Montag.
Unabhängig davon blickten Anleger gespannt auf die Ratssitzung der Bank von Japan. Nach der Lockerung der US-Geldpolitik in der vergangenen Woche erwartete Osamu Takashima, Chef-Devisenstratege für Japan bei der Citigroup, einen ähnlichen Schritt. Er gehe davon aus, dass die japanische Notenbank ihre Anleihekäufe um umgerechnet knapp 50 Milliarden Euro ausweiten werde.
12 Kommentare zu "Anleihe-Auktion: „Spanien darf nicht zu lange zögern“"
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Die EZB ist doch, ebenso wie die FED und der ESM, Teil des kriminellen,weltweiten Betrugssystems.
Solange nicht das Zinseszins-Schuldgeldsystem, also die Geldschöpfung aus dem Nichts, platt gemacht wird, ändert sich absolut nichts.
"Je länger Spanien zögert, desto ungeduldiger und frustrierter werden die Märkte reagieren."
Aber spätestens wenn Deutschland auch einmal unter ein Schirmchen schlüpfen möchte, ist das Spiel endgültig vorbei. Vorher nehmen die "Märkte" natürlich noch Italien und Frankreich mit, nur nichts liegen lassen.
Der Morgenthau-Plan oder warum Europa verblutet.
Die Euro- und EU-Verträge, von der deutsch-französische Achse entworfen und durchgesetzt, führen zu eine Art Morgenthau-Plan für die Peripherieländer der Währungsunion.
Die wirtschaftlich schwache Euro-Länder werden, weil ihre Wirtschaft gegen die stärkere Wirtschaften nicht geschützt ist, immer schwächer. Dies führt dazu dass vielen jungen und gut ausgebildete Menschen aus diesen Länder keine andere Alternative bleibt als Europa den Rücken zu kehren und ihr Glück auf andere Kontinente zu suchen.
Diese Hämorrhagie ist nicht nur eine menschliche Tragödie aber auch wirtschaftlich nachteilig für Europa. Bedingt durch den permanenten deutschen Leistungsbilanzüberschuss, ist der Euro für die meisten andere Länder überbewertet und erschwert diesen Ländern Exporte und bremst Importe nicht ab. Folge: Wirtschaftlicher Niedergang. Der führt dann zu geringeren Staatseinnahmen, die wiederum zu einer höheren Verschuldung, die wiederum zu höheren Zinsen für das Land und seine Wirtschaft.
Niemand soll sagen, dass diese Dinge nicht absehbar gewesen seien - dass ist Ökonomie-Grundstudiums-Wissen.
Was Europa braucht sind Vertragsänderungen die zu einer Wirtschaftskonvergenz innerhalb der Währungsunion führen und zu einer horizontalen Arbeitsteilung, Vertragsänderungen die den natürlichen Standortsnachteile der Peripherieländer berücksichtigen und entgegen wirken.
"Wenn Spanien seinen Widerstand nicht bald aufgebe, würden spekulativ orientierte Anleger die Bond-Renditen so lange in die Höhe treiben, bis dem Land keine andere Wahl mehr bleibe." Soviel zu den "Maerkten"... Offensichtlich wird Hoehe der Zinsen nicht durch Angebot/Nachfrage (Risiko), sondern von US/UK-SSpekulanten bestimmt, d.h. der Markt wird manipuliert (durch CDS/short-selling). Vielen Dank an die Verbrecher, die diese Vermutung durch ihre heutige Drohung bestaetigt haben. Hoffentlich wird die EZB rechtzeitig massiv eingreifen und diesen Betruegern empfindliche Verluste bescheren...
Spanien wird schon lange "bedrängt", denn sonst stimmen die Domino-Wetten nicht, und die lecker Finanz-Filet-Stückchen sind verloren.
Und was nicht sein darf, kann auch nicht so sein, sonst spielen andere Domino, aber in die andere Richtung.
Das gilt es auf jeden Fall zu verhindern, und am besten noch vor weiteren politischen Maßnahmen der EU bezogen auf die Finanzinstitute.
Sie sehen das viel zu kompliziert. Die europäischen Gesetze sind nur Makulatur und werden nicht eingehalten. Alle kaufen spanische, italienische und griechische Anleihen mit hohem Gewinn. Den Ausfall zahlen die deutschen Steuerzahler und nun ran an die Arbeit.
Spanien "zögert" nicht.
Vielmehr wird Spanien nur dann einen Antrag stellen, wenn die Zinsen für Neuemissionen zu hoch werden sollten.
Das sind sie jetzt nicht.
Außerdem finden natürlich hinter den Kulissen mit dem Haus Schäuble Verhandlungen statt darüber, welche Bedingungen Deutschland akzeptabel fände.
Denn einfach 'mal ein Programm daß den Bedingungen für EZB-Ankäufe genügt wird es nicht geben, ohne daß sich Spanien auf Defizitziele festlegen läßt.
Und aufgrund des EZB-Beschlußes muß dieses Programm bis zur Einhaltung der Maastricht-Kriterien (60/3) gehen, weil sich die EZB ja auch vorbehält, auch nach Programmende Anleihen zu kaufen.
Genau darum wird jetzt wohl im Hintergrund gerangelt - Rajoy will so wenig Bedingungen wie möglich, wird sich aber auf harte Bedingungen einlassen MÜSSEN, wenn die Märkte ihn dazu zwingen.
...
Monti darf sich das ganze angucken, und seine reformunwilligen Landsleute werden aus dem spanischen Prozedere auch ihre Lehren ziehen (müssen).
...
Durch die angedrohte "Beteiligung" der EZB an gewissen ESM-Programmen sind deren Risiken für Guteuropa gestiegen.
Ergo müssen die Bedingungen "schärfer" und langfristiger ausfallen als bisher.
Wenn Schäuble das richtig spielt, wovon ich ausgehe, gewinnen alle durch den Draghi-Highstakes-Plan:
Spekulative Marktverwerfungen werden eingedämmt, und der Zwang auf die Schuldensünder zur Haushaltssanierung wird verstärkt.
"Spanien darf nicht zu lange zögern"
Völlig egal was die machen, game over!!!
...und genau diesen Schrott kaufen zukuenftig die EZB und der ESM auf. Damit ist dann das Risiko von den Anleiheglaeubigern auf den Steuerzahler und insbesondere auch auf den deutschen Steuerzahler transferiert. Mit Sicherheit eine wesentliche bessere Loesung und die andere Seite der (Kapital-)Marktmedaille...
Hat Spanien Hilfe beantragt, "erwarten" "die" Märkte, dass Italien Hilfe beantragt. Und das Spiel geht wieder von vorn los. Es wird Zeit, dass der Spieß umgedreht wird!
Die Anleihegläubiger haben doch nur Angst, dass sie ihren Schrott unter Buchwert verkaufen müssen. Und das geschähe ihnen recht. Das ist die anderer Seite der (Kapital-)Marktmedaille, die sie spielen.