Wie würden die Anleger auf einen Abschied Frankreichs vom Euro reagieren?
„Die Währungsunion wäre bei einem Frexit – Frankreichs Abschied vom Euro – kaum noch zu retten“, sagt Christoph Weil, Volkswirt bei der Commerzbank. Bosomworth von Pimco sieht das ebenso, auch wenn er – wie fast alle Investoren und Analysten – nicht damit rechnet, dass es zu einer Präsidentin Le Pen und Frankreichs Abschied aus dem Euro kommt. Aber falls doch wäre laut Bosomworth „ein Chaos an den Märkten die Folge“.
Ablaufen würde das laut Weil so: Investoren würden ähnliche Schritte anderer Euro-Länder fürchten und nicht nur aus französischen, sondern auch aus Anleihen der Euro-Randländer fliehen. Diese Länder liefen somit Gefahr, den Zugang zum Kapitalmarkt zu verlieren. Weil: „Eine solche neuerliche Staatsschuldenkrise wäre wohl nur durch Kapitalverkehrskontrollen, ein noch massiveres Eingreifen der EZB oder durch eine Vergemeinschaftung der Schulden, sprich Euro-Bonds, einzudämmen.“ In Deutschland und anderen kleineren Euro-Ländern würde das aber wohl auf spürbaren Widerstand treffen.
Kann Frankreich seine Anleihen problemlos in einer neuen Währung zurückzahlen?
Marine Le Pen meint Ja. Das muss sie auch annehmen, denn: „Wenn ein neuer Franc abwertet, würden die Schulden Frankreichs faktisch deutlich steigen“, sagt Lenz von der DZ Bank. Doch die Rückzahlung in einer anderen Währung geht schon formal so einfach nicht. So müssen alle Staaten im Euro-Raum seit dem Jahr 2013 ihre neuen Anleihen mit sogenannten Collective-Action-Klauseln ausstatten. Das heißt, dass ein Land zum Beispiel die Währung der Anleihe nur ändern kann, wenn 75 Prozent der Gläubiger zustimmen. Diese Zustimmung dürfte es aber kaum geben. Von den französischen Staatsanleihen und Geldmarktpapieren im Umfang von 1,6 Billionen Euro sind laut DZ Bank etwas mehr als die Hälfte mit diesen Klauseln ausgestattet.
Festverzinsliche Anleihen haben einen fixen Zinskupon, der sich auf den Nominalbetrag von 100 Prozent, also zum Beispiel 1 000 Euro, bezieht. Zu diesem Betrag werden die Papiere am Ende der Laufzeit zurückbezahlt. Bei einem Kurs von 100 Prozent entspricht also die Rendite dem zugesicherten Zins.
Während der Laufzeit werden Anleihen gehandelt, deshalb schwanken die Kurse, die in Prozent angegeben werden. Der Rückzahlungswert bleibt unverändert bei 100 Prozent. Die Zinskupons, die sich auf den Nominalwert beziehen, verändern sich ebenfalls nicht. Weil Zinszahlungen und Tilgungen gleichbleiben, sinkt die Rendite für Neueinsteiger, wenn die Kurse steigen. Umgekehrt ist es genauso: Wenn die Kurse fallen, dann steigen die Renditen für Investoren, die neu zugreifen und bis zur Fälligkeit halten.
Entwicklung - Die Kurse vieler Anleihen - vor allem die von Staatsanleihen im Euro-Raum und in Japan - sind so stark über 100 Prozent gestiegen, dass Anleger trotz der Zinsen weniger Geld wiederbekommen, als sie angelegt haben. Somit sind die Renditen für Neueinsteiger sogar negativ. Das geht umso schneller, weil die Kupons stetig sinken. So haben zweijährige Bundesschatzanweisungen in Deutschland seit dem 20. August 2014 einen Kupon von null Prozent, seit dem 21. Januar 2015 gilt das auch für fünfjährige Bundesobligationen. Die im Sommer 2016 platzierte zehnjährige Bundesanleihe hatte ebenfalls einen Null-Kupon, bei der aktuellen zehnjährigen Bundesanleihe liegt der Kupon aber bei 0,50 Prozent.
Würde das Frankreich von einer Umschuldung abhalten?
Nein. Die Partei Front National hat angekündigt, dass Frankreich seine Staatsschulden – neben denen der Zentralregierung auch die der Kommunen, staatlichen Stellen und Universitäten – im Wert von 1,7 Billionen Euro in neuen Franc zurückzahlen würde. Das entspricht rund 80 Prozent der öffentlichen Schulden im Wert von insgesamt 2,11 Billionen Euro. Der Grund: Diese Anleihen wurden unter französischem Recht begeben, von daher könne der Staat die Währung ändern. Die restlichen Anleihen würden in Euro getilgt. „Der Staat dürfte Möglichkeiten haben, per Gesetzesänderung die Währungsrückzahlung zu ändern“, meint Lenz von der DZ Bank. Aber: „Rechtlich unstrittig ist dies wahrscheinlich nicht.“
Was bedeutet das konkret?
Dass Le Pen mit einer Klagewelle rechnet. Dabei gibt es dafür abschreckende Beispiele: Argentinien plagte sich nach seiner Umschuldung im Jahr 2001 mehr als 15 Jahre mit klagenden Investoren herum. Neue Anleihen konnte das südamerikanische Land erstmals wieder im vergangenen Herbst begeben. Die Analysten der Société Générale gehen ebenfalls davon aus, dass der Gerichtsstand für Investoren wichtiger sein dürfte als die Anleihedokumentationen. Das ist auch deshalb wichtig, weil allein die Anleihen der Zentralregierung nach Angaben der französischen Notenbank zu 60 Prozent bei Investoren außerhalb Frankreichs liegen.
34 Kommentare zu "Populismus in Europa: Euro-Austritte als Horrorszenario für Anleger"
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Die "unendlich" Reichen haben doch ihr Geld nicht mehr in Europa und nicht mehr als EURO.
Da gibt es die besten Anlagemöglichkeiten ab 1 Millionen € in cash.
Fragen Sie mal die privaten Bankhäuser und deren privaten Beratern. Denen ist der Euro und Europa völlig gleichgültig. Der "kleine" Mann ist wieder der Verlierer. An erster Stelle natürlich die Deutschen. Schon den Ausspruch der amerikanischen Diplomatin vergessen: The stupid Germans.
Die war allerdings lange v o r Trump.
Es ist interessant zu beobachten, dass über Währungsfragen in Deutschland meist philosophisch debattiert wird, am liebsten aufgrund alternativer Fakten.
Wenn Leute darüber sprechen, die etwas davon verstehen, werden sie von CDU/CSU/SPD gleich in die radikale Faschistenecke geschoben.
Es gibt eben viele Wege, Deutschland in eine Währungsreform zu manövrieren, man muss nicht einmal Krieg dafür führen.
Die Briten sind da cleverer, die sitzen auf ihrer Insel und schauen grinsend zu.
@Edelgard Kah
Die BRD hat uns den Wohlstand gebracht. Es war als die Liebe zur Nation, die noch selbstbestimmende Politik über unsere Volkswirtschaft. Das Wirtschaftswunder war nur im Rahmen des Deutschen Volk (Nation) möglich. Wer sein Land, sein Volk und seine Nation nicht liebt und nur Hass und Schande für das eigene Land (Nation) empfindet, der sollte sich mal fragen, was ist, wenn alle diesen Hass und dies Schande für Deutschland (Nation/Volk) nachdem Ende des 2. Weltkrieg empfunden hätten...kollektiver Selbstmord der Überlebenden, wäre hier einzig richtige Schlussfolgerung. Sage Sie es halt einfach, wie es ist, Fr. Edelgard Kah.
@Frau Edelgard Kah16.02.2017, 17:44 Uhr
Ja, Frau Kah da fällt mir wieder ein, der Euro ist ein Friedens- aber kein Währungsprojekt.
Alles andere wäre auch zu schwierig um es zu verstehen.
Gemeinsame Währung oder Rückkehr zu den Nationalwährungen? Das ist für Europa sicher keine Schicksalsfrage. Aber Sie kennen sicher das Sprichwort "Man schlägt den Sack und meint den Esel":
Der Sack, auf den die Rechtspopulisten einiger europäischer Länder einschlagen, ist der EURO. Gemeint ist aber, dass die an Brüssel abgegebenen Kompetenzen ins eigene Land zurückgeholt werden sollen. Als hätten wir im letzten Jahrhundert nicht die Erfahrung gemacht, dass der Nationalismus den Haß auf andere Völker schürt und zu zwei Weltkriegen mit Millionen von Toten geführt hat.
Gähn... mal wieder ein Horror für die Märkte? Es gibt keine zuverlässigen Vorhersagen über das Verhalten von Märkten... man erinnert sich an die Vorhersagen zum Brexit. Und? was war? Nichts wesentliches!
Das Thema ist doch folgendes, auch wenn die sog. Wirtschaftswissenschaftler angelsächsischer Prägung das komplett anders sehen: eine gute Währung ist die Grundlage einer florierenden Marktwirtschaft! Nur einer solchen Währung wird nachhaltig Vertrauen entgegen gebracht. Das es gerade etwas weltweit etwas anders läuft liegt daran, dass die Investoren ja gar keine Alternativen haben.
Also: lasst sie alle aus dem Euro austreten! Die Tatsache ist doch, dass beim Euro sowieso alle Regeln gebrochen werden und trotzdem bekommen die entsprechenden Länder den A... nicht hoch! Trotzdem wäre der Euro an ihrer Misere schuld... Wenn sie ihre nationale Währung haben, dann laufen sie alle in die (Hyper-)Inflation und müssen mal wieder eine oder mehrere Nullen streichen. Der Lebensstandard wird noch weiter sinken. Nach einer entsprechenden Chaosphase werden sie sich dann wieder an die Geldpolitik der DM/Euro angleichen, wie das früher auch der Fall war. Damals schimpften dann alle auf die böse Büba (in F), aber es blieb ihnen nicht anderes bzw. es war für sie erkennbar besser so... Kurz gesagt, die kommen alle wieder... nur die komischen Ausnahmeregelungen mit dem sie gerade die Stabilität gefährden gibt es dann nicht mehr... also viel Glück Frau Le Pen (übrigens: Ihre Landsleute sind leicht erregbar, Sie nutzen das ja auch... wenn Sie mit Ihrem Konzept eine Bauchlandung hinlegen... da könnten die etwas rabiat werden...)! :-)
bei all der Kritik an der EU , der finanziellen Schieflage Deutschlands ist es doch umso unverständlicher das die SPD nun eine Person zum Kanzlerkandidaten benennt, der als einer hauptamtlich Mitverantwortlichen zu bezeichnen ist, die angebliche Euphorie über Schulz wird bald vergangen sein wenn das gesamte Ausmass der Verschuldung der Eu Staaten incl Deutschlands ans Licht kommt
Italien liegt schon jetzt bei 360 Mrd Griechenland fordert das nächste Hilfspaket usw
Und ausgerechnet der EU verantwortliche Schulz soll nun Kanzler werden? J"edes Volk bekommt die Regierung die es verdient hat"
@Helmut Metz
Sie nennen es "Schuldgeldsystem" was in dieser Weise nicht ganz richtig ist. Es ist ein Leistungsdefizit System. Man kann es auch Energie-Defizit System nennen. Der Leistungserbringer geht in Vorkasse bis er sein Produkt hergestellt und mit Gewinn verkauft hat bzw. er seine Forderung gegen über den Leistungsschuldner zu Cash gemacht hat.
Und ohne Geld und auf Basis des Tauschhandel gesprochen...Der eine Mensch investiert seine Energie in die Herstellung eines Produktes und will für diese Energieleistung am Markt mit einen gleichwertigen Produkt (Energieeinsatz) eines anderen Marktteilnehmers (Produktes) entlohnt werden.
Und zwar am besten so entlohnt werden, dass es für den Verkäufer und Käufer jeweils einen MEHRWERT darstellt. Der eine kann z.b. nur Äxte herstellen und der andere nur Wolldecken...beide Produkte werden jedoch für ein "Besseres und angenehmeres Überleben" auf dieser Erde mit ihren verschiedenen Klimazonen (=Märkte von Angeboten und Nachfragen) benötigt.
Das Geldsystem ist nichts anderes als ein "Energie-Leistungserbringungssystem" das über den Tauschandel als universales Tauschmittel angesiedelt worden ist.
Im Kern jedoch geht es immer um Leistungerbringung und Leistungsschuld. Energieaufwand und Energieertrag. Energiezufuhr durch Nahrung und Energieverbrauch durch Überleben (körperliche Kraft bzw. Wissen/Technikeinsatz).
Wie Roland Baader es einmal formuliert hatte: DENKEN IN FALSCHEN SYSTEMEN
Französische Francs wären, genauso wie Euro oder Dollar, aber weiterhin UNGEDECKTES SCHULDGELD. Nach Gutdünken inflationier- / verdünnbar.
DENKEN IM RICHTIGEN SYSTEM würde dagegen heißen: Abkehr vom staatsmonopolistischen Zwangs-Schuldgeld und Rückkehr zu wertgedecktem freiem Marktgeld!!
Weiteres Beispiel für Denken in falschen Systemen: "Die Reichen werden immer reichen und die Armen immer ärmer".
Ja, mit SCHULDGELD sind die Schulden der Einen nun einmal das "Geld" der Anderen - und da auf Schulden Zinsen zu zahlen sind, wachsen auf der einen Seite die Forderungen und auf der anderen die (Schein-)Vermögen.
Und wenn Schulden nicht getilgt werden, wie es bei den Staatsschulden die Regel ist, dann wachsen sie halt wegen der Exponentialfunktion des Zinseszins exponentiell, wie hier sehr schön zu sehen:
https://fred.stlouisfed.org/series/GFDEBTN
Man kann durchaus konstatieren, dass die LÜGEN von Politikern, (Zentral-)Bankern und Systemmedien immer maßloser werden, je näher der Zeitpunkt kommt, wo die Verschuldungskurve innerhalb kürzester Zeit gegen unendlich geht und ein ZEITSPIEL nicht mehr möglich ist.
Bis es soweit ist, kann auch noch ein Jens Weidmann (obwohl er es besser weiß) behaupten, Deregulierungen hätten die Finanzkrise verursacht.
NEIN, es war das falsche (im doppelten Sinne) Geldsystem!!!
Alle Währungen sind endlich ! Mag sein, dass dies vordergründig nicht für USD, CHF und GBP geilt. Da steht zwar seit langem das Gleiche drauf, es ist aber nicht das gleiche drin wie vor Abschaffung des Goldstandards. Heute gibt es nur noch reine Papierwährungen und solche sind seit ihrer Erfindung alle früher oder später untergegangen. Was ich bedauerlich und erschreckend finde: wie kann man - für Mitglieder der EURO-Zone - die Mitgliedschaft in Europa an die Mitgliedschaft in der Währungsunion koppeln (wenn ich den Artikel richtig verstanden habe) ? Währung ist etwas Schnödes, Banales und total irrelevantes in dieser Welt. Sie ist beliebig austauschbar und war es auch immer. Der Kern Eurropa's besteht für mich immer noch in den Grundwerten, in denen sich trotz aller Unterschiede so unterschiedliche Völker wie die Finnen und die Zyprioten einig sind . Sie fragen, was das für Werte sind ? Ganz einfach: ein Kastensystem wie bspw. in Indien wäre bei uns undenkbar - um al nur ein offensichtliches Beispiel zu nennen. Die einen nennen es die Errungenschaften der Aufklärung - andere schauen etwas weiter zurück und stellen fest, dass viele der aufklärerischen ´Gedanken auch ganz gut mit dem Urchristentum harmonieren ...