
Die Biblioteca Publica in Rio de Janeiro: Im Durchschnitt lese jeder Brasilianer vier Bücher im Jahr, weiß die Vorsitzende der Brasilianischen Buchkammer.
Bild: Jürgen Grosche
Dabei erlebt Brasilien einen wahren Boom beim Verkauf von Literatur, während der Buchhandel in Deutschland unter rückläufigen Zahlen leidet. „Brasilien zählt zu den dynamischen Zukunftsmärkten der internationalen Verlagsbranche“, sagt Marifé Boix-Garcia, Vizepräsidentin Business Development der Frankfurter Buchmesse.
Besonders rasant vollziehe sich die Entwicklung im Bildungswesen – genau dort also, wo viele der Demonstrierenden mit den massivsten Reformbedarf in Brasilien sehen. Die Buchmesse zitiert Marktforschungsstudien, nach denen die Umsätze im brasilianischen Buchmarkt im Jahr 2011 um 7,4 Prozent zugelegt haben. Allein das Fachbuchsegment habe ein Wachstum von 38 Prozent bei den verkauften Exemplaren und eine Umsatzsteigerung von 23 Prozent verzeichnet.
Mit 7100 Ausstellern aus 100 Ländern ist die Zahl der Aussteller in diesem Jahr etwas kleiner als im Vorjahr. Von Mittwoch bis Sonntag werden an den fünf Messetagen bis zu 300 000 Besucher erwartet.
Neben dem wichtigen Lizenzgeschäft für die Verlage wird es auf der Bücherschau vor allem um den Strukturwandel in der Branche gehen. Die digitale Umwälzung führt zu neuen Geschäftsmodellen. Insgesamt gibt es rund 3000 Veranstaltungen. Etwa 1500 Autoren werden nach Angaben der Organisatoren zur Messe kommen.
Ehrengast ist dieses Jahr Brasilien, das mehr als 70 Autoren nach Frankfurt schickt. 260 Neuerscheinungen aus und über Brasilien werden auf der Messe präsentiert, davon 117 belletristische Titel.
Die Trends werden von brasilianischer Seite bestätigt. „Der Gesamtumsatz in 2011 betrug 2,4 Milliarden US-Dollar“, sagte Karine Pansa, Vorsitzende der Brasilianischen Buchkammer, beim Literaturfestival Flip in Paraty im Bundesstaat Rio de Janeiro. 2012 sei der Markt um weitere 4,7 Prozent gestiegen.
Im Durchschnitt lese jeder Brasilianer vier Bücher im Jahr. Dazu zähle natürlich auch die Pflichtlektüre in Schule und Universität.
Im Vergleich zum deutschen Buchmarkt scheint das zwar immer noch niedrig – hierzulande erwirtschaftete die Branche 2012 nach Berechnungen des Börsenvereins des deutschen Buchhandels rund 9,5 Milliarden Euro. Die Deutschen lesen im Schnitt – je nach Quelle – neun bis zwölf Bücher pro Jahr.
Die Dominanzstellung des Fernsehers in Brasilien als unangefochtenes Medium Nummer eins wackelt zwar längst noch nicht, doch der brasilianische Markt hat noch Raum zu wachsen und er wächst und wächst. Denn die sich herausbildende Mittelschicht ist wissbegierig und lernwillig.
1 Kommentar zu "Start Frankfurter Buchmesse: Der harte Kampf um Brasiliens Bücher"
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"Die Menschen in Deutschland sollen erkennen, dass es auch auf der anderen Seite des Ozeans intelligentes Leben gibt."
Gibt es dort tatsächlich: z.B. in New York, Boston und Toronto.