
Sein Fall hatte in den USA eine Welle der Solidarität, teils aber auch große Wut ausgelöst: Der Teenager Michael Brown wurde im August in Ferguson von dem Beamten Darren Wilson getötet.
WashingtonDer US-Polizist Darren Wilson muss nach den Todesschüssen auf den Teenager Michael Brown wohl nicht mit einer Anklage nach Bundesrecht rechnen. Anwälte des Justizministeriums arbeiteten derzeit an einer Notiz, in der sie von rechtlichen Schritten gegen den Beamten abrieten, meldete die „New York Times“ am Mittwoch. Allerdings sei das Schreiben noch nicht fertiggestellt. Ressortchef Eric Holder habe zudem noch keine Entscheidung gefällt.
Der Beamte Wilson hatte am 9. August in der US-Kleinstadt Ferguson den unbewaffneten Afroamerikaner Brown erschossen. Später gab der Polizist an, aus Notwehr auf den gewaltbereiten Teenager gefeuert zu haben. Einigen Zeugen zufolge wollte sich der Jugendliche jedoch nur ergeben und hatte die Hände gehoben. Der Fall löste gewaltsame Proteste und eine hitzige Debatte über den Umgang der Polizei mit dunkelhäutigen Männern aus. Später sah ein Geschworenengericht von einer Anklage gegen Wilson ab, was neue Ausschreitungen zur Folge hatte.
Am 5. Juli wird ein 37-jähriger Afroamerikaner in Baton Rouge (Louisiana) von einem Polizisten erschossen, nachdem er zuvor zu Boden gedrückt wurde. Mehrere Zeugen halten den Vorfall auf Video fest, es kommt zu Protesten.
Ein 32-Jähriger wird während einer Fahrzeugkontrolle in Minnesota von einem Polizisten in den Bauch geschossen. Die Freundin des Afroamerikaners hält den Vorfall in einem Facebook-Live-Video fest, das für einen internationalen Aufschrei sorgt.
Tödliche Schüsse auf einen unbewaffneten jungen Schwarzen lösen in Madison (Wisconsin) Proteste aus. Angeblich schoss der Polizist in Notwehr.
In North Charleston (South Carolina) erschießt ein Polizist einen flüchtenden, unbewaffneten Schwarzen von hinten. Der auf einem Video festgehaltene Fall sorgt international für Aufsehen.
Ein Afroamerikaner stirbt in Baltimore (Maryland) an den Folgen einer Rückenverletzung. Er war in Polizeigewahrsam misshandelt worden. Es kommt zu schweren Krawallen.
Ein Afroamerikaner stirbt in Baltimore (Maryland) an den Folgen einer Rückenverletzung. Er war in Polizeigewahrsam misshandelt worden. Es kommt zu schweren Krawallen.
Ein Polizist erschießt in Cincinnati (Ohio) bei einer Verkehrskontrolle einen unbewaffneten Schwarzen. Sein Wagen hatte vorne kein Nummernschild.
In Chicago erschießen Polizisten eine fünffache Mutter und einen Studenten. Beide sind schwarz. Der 19-Jährige hatte seinen Vater mit einem Baseballschläger gedroht, die Nachbarin wird nach Polizeiangaben aus Versehen getroffen.
Am Steuer eines gestohlenen Autos wird eine junge Afroamerikanerin in San Francisco von einer Polizeikugel tödlich getroffen. Auf Druck des Bürgermeisters nimmt der Polizeichef seinen Hut.
Ein weißer Polizist muss wegen tödlicher Schüsse auf einen unbewaffneten schwarzen Jugendlichen in Ferguson (Missouri) vorerst nicht vor Gericht. Eine Geschworenenjury sieht keine Beweise für eine Straftat. Der Vorfall löste schwere Unruhen aus.
Nach einem milden Urteil gegen einen weißen Ex-Polizisten kommt es in Kalifornien zu Ausschreitungen und Plünderungen. Der Mann hatte einen unbewaffneten Schwarzen erschossen, er wurde wegen fahrlässiger Tötung zu zwei Jahren Haft verurteilt.
Ein unbewaffneter Schwarzer stirbt im Kugelhagel der New Yorker Polizei. Er hatte nach dem Verlassen einer Bar im Auto mit Freunden ein Zivilfahrzeug der Polizei gerammt. Im April 2008 werden drei Polizisten freigesprochen.
Schüsse eines Polizisten auf einen unbewaffneten Schwarzen lösen schwere Rassenunruhen in Cincinnati (Ohio) aus. Die Behörden rufen den Notstand aus. Der getötete 19-Jährige war bei einer Kontrolle geflüchtet, der Polizist wurde freigesprochen.
Vier Polizisten, die einen afrikanischen Einwanderer erschossen hatten, werden freigesprochen. Das Urteil der Jury aus schwarzen und weißen Schöffen ist heftig umstritten, in New York kommt es zu Ausschreitungen.
Vier Autobahn-Polizisten schlagen den Afroamerikaner Rodney King nach einer Verfolgungsjagd zusammen. Ein Amateur-Video geht um die Welt. Der Freispruch der Männer führt in Los Angeles zu Unruhen mit Dutzenden Toten. In einem Revisionsverfahren werden zwei der Polizisten 1993 zu jeweils 30 Monaten Haft verurteilt. Außerdem erhält das Opfer eine millionenschwere Entschädigung.
Bei separaten Ermittlungen prüfen FBI und Justizministerium nun, ob Browns Bürgerrechte durch Wilson verletzt wurden. Sehen sie hierfür Beweise, könnte dies eine Bundesanklage gegen den Polizisten zur Folge haben. Doch halten Beamte und Experten einen solchen Schritt für sehr unwahrscheinlich, nicht zuletzt wegen der hohen rechtlichen Hürden für ein derartiges Verfahren.
Parallel läuft zudem eine breiter angelegte Untersuchung zu den Methoden der Polizei in Ferguson, die ebenfalls vom Justizministerium geführt wird. Diese Ermittlungen zielen auf das Vorgehen bei der Personenkontrolle, Durchsuchungen und Festnahmen und allgemein auf ein mögliches Muster der Diskriminierung durch die überwiegend weiße Beamtenschaft. Experten zufolge könnte eine solche Untersuchung gravierendere Konsequenzen für die Praxis der Polizei von Ferguson nach sich ziehen als eine Strafverfolgung einer Einzelperson.
1 Kommentar zu "Debatte um Todesschüsse: Keine Bundesanklage im Fall Michael Brown"
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Wie war das noch einmal mit der Krähe?