Doch Zölle sind nicht das einzige Thema. Britische Unternehmen müssten künftig auch bestimmte Standards und Auflagen erfüllen, um ihre Produkte auf dem europäischen Markt verkaufen zu dürfen. Eines der bekanntesten Beispiele sind genmanipulierte Lebensmittel. Unter der Ägide der WTO hätten die britischen Handelsbeziehungen starke Ähnlichkeit zu denjenigen zwischen den USA und der EU. Beide Seiten arbeiten nach dem sogenannten Meistbegünstigungsprinzip, das zwar einige Handelserleichterungen mit sich bringt, aber keinen pauschalen Verzicht auf Zölle.
Autohersteller aus den USA etwa zahlen zehn Prozent Zoll auf die meisten Pkws. Für Kleinbusse dagegen werden 16 Prozent fällig, für Schneemobile fünf Prozent. In anderen Sektoren ist die Lage ähnlich kompliziert: Für Waren gibt es etwa 15.000 verschiedene Klassifizierungscodes. So hängt die Höhe des Zolls für Fisch nicht nur von der Art ab, sondern auch davon, ob er lebend gehandelt wird, frisch, tiefgekühlt oder filetiert.
Neben ihrer Arbeit im Finanzsektor sitzt Theresa May im Stadtrat des Londoner Bezirks Merton.
May wird Abgeordnete für die Konservative Partei (Tories) im Unterhaus. Sie vertritt den Wahlkreis Maidenhead westlich von London.
Während der Labour-Regierung hat May verschiedene Posten im konservativen Schattenkabinett. Sie ist unter anderem zuständig für Bildung, Familie und Kultur.
Als erste Frau in der Geschichte wird May „Chairman“ der Konservativen Partei, vom Amt her vergleichbar mit einer Generalsekretärin.
May wird zur neuen Innenministerin („Home Secretary“) ernannt.
Vor der Abstimmung über den Brexit spricht sich May erst spät für einen Verbleib in der EU aus. Nach dem britischen Votum für den Brexit setzt sich May im parteiinternen Machtkampf um die Nachfolge von Premierminister David Cameron durch.
May übernimmt den Vorsitz der Konservativen Partei von Cameron.
May wird britische Premierministerin und zieht damit in den Amtssitz in der Londoner Downing Street Nr. 10.
Die WTO-Option stellt zwar sicher, dass Großbritannien die Kontrolle über seine Grenzen zurückgewinnt und wieder eigene Regulierungen und Steuern festlegen kann. Doch Kritiker warnen davor, dass sie den britischen Handel zugrunde richten und dem Bruttoinlandsprodukt mehr schaden wird als andere Brexit-Szenarien. Der britische Schatzkanzler Philip Hammond erklärte, die WTO-Variante wäre „nicht das Wunschergebnis“.
Da Dienstleistungen nicht von der WTO geregelt werden, würde der wichtigen britischen Finanzbranche großer Schaden drohen: Denn Fachkräfte würden ihre Freizügigkeit verlieren, an jedem Ort innerhalb der EU zu arbeiten.
Der Devisenmarkt spiegelt die Sorgen der Investoren deutlich wider: Seit dem Brexit-Referendum vom 23. Juni 2016 hat das Pfund etwa 20 Prozent seines Werts verloren. Es wird jetzt mit 1,22 Dollar gehandelt, im Vergleich zu 1,50 Dollar am Tag der Abstimmung. Noch vor weniger als zehn Jahren stand es bei mehr als zwei Dollar. Dem Absturz des Pfunds können Brexit-Anhänger aber auch etwas Positives abgewinnen: Dadurch seien die Preise britischer Güter international konkurrenzfähiger, selbst unter neuen Zöllen.
Viele Brexit-Befürworter werben trotz der drohenden Nachteile für die WTO-Option. Ihrer Meinung nach kann ein souveränes Großbritannien etwa von Freihandelsabkommen mit Nicht-EU-Staaten profitieren. Aus ihrer Sicht wäre das Land mit dem WTO-Szenario besser dran als mit einem Übergangsabkommen, das die Zeit der Unsicherheit weiter verlängern würde.
Großbritannien könne zudem zum globalen Vorkämpfer für niedrigere Zölle werden, um die Kosten für seine Unternehmer zu senken, heißt es aus Kreisen der Befürworter. Der Nachteil davon wäre allerdings, dass dieselben Betriebe auf dem britischen Markt einem härteren Wettbewerb ausgesetzt wären. So ist etwa chinesischer Stahl günstiger zu haben als britischer.
Wie bei den meisten Fragen in Zusammenhang mit dem Brexit bleiben bei der WTO-Variante viele rechtliche Unsicherheiten. Großbritannien müsste sich möglicherweise erneut um eine Aufnahme in die Welthandelsorganisation bemühen, da es dieser derzeit nur als EU-Mitglied angehört. WTO-Generaldirektor Roberto Azevedo hat zwar erklärt, solche Verhandlungen seien relativ unkompliziert. Aber das ist eine andere Geschichte.
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