
Mit der Übernahme des spanischen Cava-Herstellers Freixenet will die deutsche Sektkellerei zum Weltmarktführer bei Schaumwein werden.
MadridFür ihren jüngsten Zukauf brauchten die Deutschen einen langen Atem: Fast zwei Jahre lang hat die Oetker-Tochter Henkell mit den Eigentümern des Cava-Produzenten Freixenet verhandelt. Jetzt ist der Kaufvertrag endlich unterschrieben: Henkell erwirbt 50,67 Prozent an dem katalanischen Schaumweinproduzenten und wird damit zum Hauptaktionär.
Zu dem Kaufpreis machten die Unternehmen keine Angaben. Laut der katalanischen Zeitung „La Vanguardia“ zahlt Henkel für seine Anteile 220 Millionen Euro.
Der Cava (katalanisch für Sekt) war in den 70er Jahren noch nahezu unbekannt. Durch ständige Innovationen und die starke Internationalisierung von Freixenet ist er inzwischen in der ganzen Welt bekannt. Cava unterliegt ähnlichen Qualitätsanforderungen wie Champagner, ist wegen der billigeren Reben aber deutlich preiswerter.
Die Spanier haben schwierige Jahre hinter sich. Die Eigentümer-Familien ärgerten sich über die sinkende Rentabilität des Unternehmens, das zwei Jahre lang keine Dividende zahlte. Zuletzt ging es jedoch bergauf: Im abgelaufenen Geschäftsjahr, das im April 2017 endete, vervierfachte sich der Gewinn auf 8,4 Millionen Euro. Gemessen am Umsatz von 535,1 Millionen Euro ist das aber immer noch eine magere Rendite.
Henkell ist etwas größer als die Spanier – 2016 lag der Umsatz der Wiesbadener bei 691 Millionen Euro. Als Tochter des Lebensmittelriesen Dr. Oetker hat Henkell aber einen größeren finanziellen Spielraum. Die beiden Unternehmen steigen gemeinsam zum weltweit größten Schaumweinhersteller auf. Sie ergänzen sich geographisch gut. Die Spanier sind vor allem in Südamerika stark, während die Deutschen in Europa und Osteuropa besonders gut vertreten sind.
Henkell könnte sich durch die Übernahme zudem auf seinem Heimatmarkt verstärken. Deutschland ist Freixenets größter Absatzmarkt, der rund ein Drittel des gesamten Umsatzes ausmacht. 83 Prozent ihrer Produktion verkaufen die Katalanen im Ausland, in insgesamt 109 Länder.
Der Cava-Kauf hat sich so lange hingezogen, weil die drei spanischen Eigentümerfamilien von Freixenet uneins waren, ob sie den Schritt wagen sollten. Die Familien besitzen ein Vorkaufsrecht. Ein Stamm wollte zwar die Mehrheit selbst übernehmen, konnte aber nicht die nötige Finanzierung sichern.
Auch die Katalonien-Krise war nicht hilfreich für den Verkaufsprozess. Die Region hat einen heißen Herbst hinter sich, in dem die separatistische Regierung in Barcelona ein illegales Unabhängigkeitsreferendum abhielt und anschließend die unabhängige Republik Katalonien ausrief. Die Konzerne der Region fürchteten, dass Katalonien aus der EU fliegt, falls die Unabhängigkeit tatsächlich anerkannt würde.
Für Freixenet, dessen Weinberge größtenteils in Katalonien liegen, ist eine EU-Mitgliedschaft der Region entscheidend. Wäre Katalonien nicht mehr in der EU, fielen Zölle an.
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