
Elf bis zwölf Prozent beträgt der Marktanteil von Lufthansa Technik. Das soll auch so bleiben – deswegen soll der Wachstumskurs verstärkt werden.
HamburgDer neue Chef der Lufthansa Technik will den Wachstumskurs verstärken, um mit den Konkurrenten Schritt halten zu können. „Wir wollen Marktführer bleiben“, sagte Johannes Bußmann am Dienstag in Hamburg. Dazu benötige der Technik-Teil des Lufthansa-Konzerns mehr zusätzliches Geschäft, vor allem in Asien und Nahost.
Die Strategie des Lufthansa-Teilkonzerns stütze sich auf die enge Betreuung und Anbindung der Kunden, eine innovative und leistungsfähige Produktion sowie hochqualifzierte Mitarbeiter. Bußmann hat in der vergangenen Woche zwei Wochen vor seinem offiziellen Amtsantritt am 1. April de facto das Amt von seinem langjährigen Vorgänger August Wilhelm Henningsen übernommen.
Carsten Spohr will die Lufthansa wetterfest machen für die Zukunft, denn der Konkurrenzkampf über den Wolken ist hart. Der Umbau des größten europäischen Luftverkehrskonzerns ist eine Mammutaufgabe. Längst noch nicht alle Probleme sind gelöst. Das sind die Baustellen der Lufthansa.
Quelle: dpa
Vor allem der größte europäische Player im Billigsegment, Ryanair, heizt den Wettbewerb an. Nachdem die Iren über Jahre vor allem auf kleinere Flughäfen in der Provinz gesetzt hatten, bedienen sie nun zunehmend auch große Flughäfen wie Berlin oder Köln. Zudem bieten inzwischen auch Billig-Airlines gegen entsprechenden Preisaufschlag Leistungen an, die sich vor allem an Geschäftsreisende richten – ein Segment, in dem vor allem etablierte Fluggesellschaften unterwegs sind.
Emirates, Qatar Airways und Etihad punkten vor allem auf der lukrativen Langstrecke. Die Airlines vom arabischen Golf haben rasante, von den Herrscher-Familien unterstützte Wachstumspläne. Weite Teile des Verkehrs nach Südostasien und Ozeanien haben sie bereits fest im Griff und bei einigen europäischen Airlines sitzen sie mit am Steuerknüppel – zum Beispiel Etihad bei Air Berlin oder Alitalia.
Ein Tarifkonflikt ist nach wie vor ungelöst: Der Dauerstreit mit den Piloten kann nach bisher 13 Streikrunden jederzeit wieder eskalieren. Die Kabinengewerkschaft UFO war im November in einen einwöchigen Streik getreten, einigte sich mit Lufthansa im Januar aber auf Eckpunkte eines neuen Tarifvertrags. Für das Bodenpersonal gab es zuvor schon eine Einigung mit der Gewerkschaft Verdi.
Das komplizierteste Thema bei den Piloten sind die vom Unternehmen zum Jahresende 2013 gekündigten Betriebs- und Übergangsrenten. Lufthansa will künftig nur noch feste Arbeitgeberbeiträge zahlen, aber nicht mehr für die endgültige Rentenhöhe garantieren.
Neben der klassischen Premium-Lufthansa baut Lufthansa-Chef Spohr eine Billigschiene mit Eurowings auf, die im Europa-Verkehr Ryanair oder Easyjet Paroli bieten soll. Kern des Konzepts ist „Eurowings Europe“ mit Sitz in Wien. Derzeit stellt sie Piloten zu deutlich geringeren Gehältern ein, als bei der Lufthansa-Mutter gezahlt werden.
Der Konzernumbau belastet die Tarifverhandlungen, insbesondere mit den Piloten. Außerdem läuft es bei Eurowings selbst noch nicht rund. Die neue Billig-Airline hat mit Verspätungen auf ihren Fernflügen zu kämpfen.
Der vom Co-Piloten Andreas L. im Frühjahr herbeigeführte Absturz einer Germanwings-Maschine mit 150 Toten war das größte Unglück in der Geschichte des Lufthansa-Konzerns. Finanzielle Soforthilfe von zunächst 50.000 Euro pro Opfer wurde schnell auf den Weg gebracht. Um Schmerzensgeldzahlungen ist allerdings ein Millionenpoker entbrannt. Opfer-Anwälte lehnten die Lufthansa-Vorschläge als zu niedrig ab.
Im vergangenen Jahr hat sich der Umsatz der Lufthansa Technik zwar um 3,8 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro erhöht – das Unternehmen blieb damit aber unter dem Wachstum des globalen Marktes für technische Dienstleistungen an Flugzeugen, das bei etwa 4,5 Prozent lag. Bis 2018 wird dieser Markt angesichts des weiter zunehmenden Luftverkehrs auf mehr als 80 Milliarden Dollar wachsen.
Die Lufthansa Technik hat bislang einen Marktanteil von elf bis zwölf Prozent und will diese Position auch mittelfristig behaupten. Die Treiber seien jedoch im wesentlichen in Asien und Nahost, sagte Henningsen. Dort liegen die Wachstumsraten der Fluggesellschaften deutlich höher als in den USA und Europa. Lufthansa Technik ist immer noch ein stark europäisch ausgerichtetes Unternehmens und erwirtschaftet hier mehr als die Hälfte ihrer Umsätze.
„Die angespannte Finanzlage vieler Airlines in Europa und das weltweit steigende Angebot technischer Dienstleistungen verstärken den Preisdruck immer mehr“, sagte Henningsen. „Wir müssen dranbleiben.“ Der Konzern habe bereits seine geplanten Investitionen für Forschung und Entwicklung bis 2018 auf rund 200 Millionen Euro vervierfacht und die Internationalisierung vorangetrieben.
Eine Schlüsselrolle komme hausinternen Programmen für mehr Effizienz und Wachstum zu. Das Unternehmen betreut fast 800 Kunden und eine Flotte von mehr als 3200 Flugzeugen. Rund 62 Prozent der Umsätze werden mit Kunden außerhalb des Konzerns erwirtschaftet. Die Lufthansa Technik beschäftigt rund 26 000 Mitarbeiter. Der operative Gewinn lag mit 392 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert von 404 Millionen Euro.
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