
IBM gibt künftig seine Technologien für chinesische Unternehmen frei.
PekingIBM hat angesichts des wachsenden politischen Drucks in China eine neue Strategie für den Riesenmarkt angekündigt. Künftig werde man seine Technologie mit chinesischen Unternehmen teilen, erklärte Konzernchefin Virginia Rometty am Montag auf einer Konferenz in Peking. Man dürfe die Volksrepublik nicht nur als Absatzziel oder Fertigungsstandort begreifen.
Es sei verständlich, dass das Land mit einer Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen eine eigene IT-Industrie aufbauen wolle. „Ich glaube, einige Unternehmen könnten das als Bedrohung sehen. Wir von IBM dagegen sehen darin eine große Chance.“ Nun dürfen chinesische Firmen auf der Grundlage von IBM-Produkten eigene Halbleiter, Server und Software fertigen.
Chips stecken in immer mehr Geräten – vom Auto bis zur Smartwatch. Deswegen wächst die Nachfrage. Nach Einschätzung der Marktforschungsfirma Gartner erreichte der weltweite Umsatz mit Halbleitern 2013 rund 315 Milliarden Dollar, ein Plus von 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Intel ist und bleibt die Nummer 1. Der US-Konzern hielt 2013 nach Angaben von Gartner 15,4 Prozent Marktanteil. Der Umsatz sank allerdings um 1 Prozent auf 48,6 Milliarden Dollar, vor allem wegen des schrumpfenden PC-Marktes.
Samsung ist für seine Smartphones und Fernseher bekannt, doch der südkoreanische Konzern ist auch der zweitgrößte Chiphersteller mit einem Marktanteil von 9,7 Prozent. In den letzten Jahren wuchs Samsung rasant, nicht zuletzt dank des steigenden Bedarfs an Speicherbausteinen (DRAM und NAND). Der Umsatz: 30,6 Milliarden Dollar, ein Plus von 7 Prozent.
Der US-Hersteller Qualcomm profitiert vom Smartphone-Boom, mit seinen Prozessoren für die mobilen Geräte sowie mit Komponenten für den Datenturbo LTE steigerte er seinen Marktanteil auf 5,5 Prozent. Umsatz: 17,2 Milliarden Dollar.
Mehrere andere Unternehmen machen mit Halbleitern zweistellige Milliardenumsätze: SK Hynix aus Südkorea, Toshiba aus Japan sowie Micron und Texas Instruments aus den USA.
Die kommunistische Regierung in Peking fördert die Nutzung heimischer IT-Technologie. So soll eine eigene Industrie aufgebaut werden. Außerdem wird diese Politik als Reaktion auf die Enthüllungen des ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden über amerikanische Cyberspionage gesehen. IBM gehört zu den Unternehmen, die am stärksten davon betroffen sind: Nachdem die Snowden-Dokumente veröffentlicht wurden, brach der Absatz im Reich der Mitte ab dem dritten Quartal 2013 ein. Inzwischen hat er sich allerdings stabilisiert.
Die chinesische Politik hat zur Folge, dass ausländische Unternehmen stärker mit einheimischen zusammenarbeiten. So sprach SAP im Oktober davon, als „komplementärer Mitspieler“ auf dem Markt seine Software auf Hardware von Lenovo zu verkaufen.
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