Clevere Verkehrskonzepte Großstädte schaffen den Stau ab
In Metropolen wie New York City geht es zur Rushhour nur im Schneckentempo voran: Autos, Busse und Lieferfahrzeuge verstopfen die Straßen in den Innenstadtbereichen, freie Taxis sind Mangelware und einige Stockwerke tiefer quetschen sich Menschen in überfüllte U-Bahn-Abteile.
Blickt man auf Statistiken zur Bevölkerungsverteilung, wird sich daran nichts ändern – im Gegenteil: Bis zum Jahr 2030 werden rund 60 Prozent der Menschheit in Städten wohnen. Das wären laut Wachstumsprognosen der Vereinten Nationen rund fünf Milliarden Menschen.
Die Menschen gehen dorthin, wo sie Arbeit finden. Und das ist in großen Städten eher der Fall als auf dem Land. Mobilität wird dabei wichtiger als je zuvor – wirtschaftlich und sozial. Entsprechend sind auch die Ansprüche an die Verfügbarkeit, Sicherheit, Verlässlichkeit und Bezahlbarkeit der unterschiedlichen Transportmöglichkeiten gestiegen.
Doch nur wenige Städte werden diesen Anforderungen gerecht. Die meisten Metropolen stellt ihr kontinuierliches Wachstum vor große Herausforderungen. Um weiter als Lebensort attraktiv zu bleiben und Bewohner vor dem Verkehrskollaps und Luftverschmutzungen zu schützen, müssen Großstädte bei der Organisation ihres Verkehrswesens radikal neue Wege gehen.
Doch wie sieht die Mobilität der Zukunft aus? In einer gemeinsamen Studie präsentieren McKinsey und Bloomberg New Energy Finance einige Lösungsansätze. Dafür haben sie bereits existierende soziale, wirtschaftliche und technologische Entwicklungen identifiziert, die sich gegenseitig beeinflussen und gemeinsam das Potenzial haben, Mobilität auch in Zukunft sicherzustellen.
Einen wichtigen Beitrag werden demzufolge Elektroautos liefern. Im Vergleich zu herkömmlich angetriebenen Fahrzeugen machen die Stromer zwar noch eine deutliche Minderheit auf den weltweiten Straßen aus. In Norwegen etwa, das als Vorreiter in Sachen Elektromobilität gilt, fahren bislang lediglich drei Prozent der Autos mit Strom. Doch ihre Anzahl wächst beständig, nicht zuletzt, weil die Kosten für die Lithium-Ionen Akkus in den vergangenen Jahren deutlich gesunken sind. Auch verschiedene Carsharing-Konzepte, Chauffeurdienste und autonom fahrende Fahrzeuge werden laut der Studie eine immer wichtigere Rolle im Mobilitätskonzept der Städteplaner spielen.
Dabei kann jeder einzelne Mobilitätstrend schon allein die Lebensqualität und Attraktivität einer Stadt positiv beeinflussen. Im Zusammenspiel könnte sich dieses Potenzial noch einmal deutlich potenzieren.
Inwieweit die Verkehrskonzepte der Zukunft von den einzelnen Städten umgesetzt werden, ist jedoch höchst unterschiedlich. Hier spielen unter anderem lokale Bedingungen wie Bevölkerungsdichte, Vermögen der Bewohner, der Zustand von Straßen und öffentlicher Verkehrsinfrastruktur, Umweltverschmutzung oder Verkehrsbelastungen eine Rolle.
Dichtbesiedelte und schnell wachsende Millionenmetropolen in Schwellenländern wie Mumbai oder Mexiko-Stadt, die eine hohe Verkehrsbelastung und starke Luftverschmutzung haben, könnten in erster Linie von elektrisch angetriebenen Transportmitteln, Carsharing-Projekten und einem ausgeweiteten öffentlichen Nahverkehr profitieren, so das Ergebnis der McKinsey/Bloomberg-Studie. Autonom fahrende Fahrzeuge bieten hier aufgrund der enormen Anzahl an Verkehrsteilnehmern und der zum Teil chaotischen Verkehrssituation zunächst keine Option.
In anderen Metropolen wie etwa Los Angeles, wo aufgrund der geografischen Ausdehnung und eines Mangels an öffentlichen Transportmöglichkeiten das Auto das wichtigste Fortbewegungsmittel ist, könnten ausschließlich für autonom fahrende E-Fahrzeuge freigegebene Straßen helfen, die Verkehrsbelastung zu reduzieren. Noch einen Schritt weiter gehen die Verkehrskonzepte in Städten mit hohen Einkommen - wie Chicago, Hong Kong, London oder Singapur,. Hier ist eine barrierefreie Verknüpfung von privaten, geteilten und öffentlichen Verkehrsmitteln denkbar, die den Nutzern eine schnelle, flexible, saubere und kostengünstige Fortbewegung ermöglicht. Smarte Softwareanwendungen und Apps managen dabei das Zusammenspiel. Finanzielle Anreize und Umweltzonen sorgen außerdem für eine stärkere Nachfrage nach elektrischen Fahrzeugen.
Doch je einfacher und günstiger die Fortbewegung in Städten wird, desto stärker wird die Mobilität auch zunehmen, prognostizieren die Autoren der Studie. Dies muss aber nicht zwangsläufig zu einer Zunahme an Autos führen, wenn die vorhandenen Fahrzeuge intelligent und gemeinschaftlich genutzt werden – beispielsweise durch Carsharing. Die Studie geht weiter davon aus, dass in bestimmten Städten bis 2030 zwei Drittel der Fahrzeuge elektrisch betrieben sein werden und 40 Prozent der Autos autonom fahren.
Damit diese Zukunftsszenarien Realität werden, müssen Autohersteller, Energiekonzerne, Technologieunternehmen und Städte an einem Strang ziehen. Neue Technologien und Geschäftsmodelle sind dabei genauso wichtig wie die Entwicklung zukunftsfähiger gesetzlicher Rahmenbedingungen und Partnerschaften zwischen dem privaten und öffentlichen Sektor. Die Attraktivität von Städten steht und fällt mit der Lebensqualität, die sie ihren Bewohner bieten können.
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