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Südamerika als Handelspartner „Deutsche Technik ist in Südamerika gefragt“

Deutsche Unternehmen setzen schon lange auf das Land mit den tropischen Stränden und lebhaften Metropolen. Doch Unternehmer sollten einiges beachten, wenn sie sich in Südamerika engagieren wollen.
24.04.2017 - 09:00 Uhr
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Von Volkswagen über Henkel bis Bayer: Deutsche Großunternehmen unterschiedlichster Branchen sind in Südamerika aktiv, verkaufen und produzieren dort. Knapp 2.000 deutsche Firmen sind es der Bundesbank zufolge.

Unternehmen, die den Sprung nach Südamerika wagen, bieten sich große Chancen. Fünf südamerikanische Länder sind unter den 50 größten Volkswirtschaften der Welt. Insgesamt beläuft sich das gemeinsame Bruttoinlandsprodukt der Union Südamerikanischer Nationen (UNASUR) auf rund 4,2 Billionen US-Dollar – und liegt damit höher als das Japans oder Deutschlands.

Welches Land aber kommt für den Start in Südamerika infrage und was muss man wissen, bevor man den Sprung wagt? Stefan Zurawka ist beim S-CountryDesk, dem internationalen Netzwerk der Sparkassen-Finanzgruppe, Experte für Südamerika. Er erklärt im Interview, warum Brasilien weiterhin der erste Anlaufpunkt ist, was man als Unternehmer kulturell beachten muss und dass Südamerika viel sicherer ist, als manche fürchten.

Südamerika-Experte beim S-CountryDesk. Quelle: DSGV
Stefan Zurawka

Südamerika-Experte beim S-CountryDesk.

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Brasilien ist die größte Volkswirtschaft in Südamerika. Ist das Land auch für viele deutsche Unternehmen erste Anlaufstelle dort?
Ja, es ist mit Abstand der wichtigste Markt Südamerikas. Das bedingt allein die Größe: Brasiliens Bruttoinlandsprodukt liegt bei knapp zwei Billionen US-Dollar. Zum Vergleich: das Argentiniens liegt bei etwa 600 Milliarden US-Dollar, das Kolumbiens bei etwa 300 Milliarden US-Dollar. An der überragenden Bedeutung Brasiliens für Südamerika ändert auch die Krise der letzten Monate nichts.

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Wichtige Fakten über Brasilien

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Was muss man wissen, wenn man als Unternehmer in Brasilien aktiv sein möchte?
Wer als Exporteur nach Brasilien liefern möchte, muss für viele Waren mit hohen Zöllen rechnen. Das sollte jedes Unternehmen, das Brasilien als Absatzmarkt erobern will, wissen und einkalkulieren oder mittelfristig selbst dort produzieren. Zudem ist die Bürokratie stark ausgeprägt. Das wundert sicher manchen, der das Klischeebild des eher leichtlebigen Brasilianers im Kopf hat.

Von diesen Einschränkungen sollte man sich aber nicht abschrecken lassen. Nicht ohne Grund gibt es allein in São Paulo etwa 1.200 Niederlassungen und Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen. Die Chancen überwiegen also am Ende meist doch. Mit dem richtigen Partner lassen sich die Herausforderungen lösen.

Haben Sie ein Beispiel, wie Sie ein Unternehmen unterstützt haben?
Vor Kurzem konnten wir einem deutschen Automobilzulieferer bei einer größeren Immobilientransaktion seiner brasilianischen Tochter helfen. Im Verbund der lokalen Sparkasse, der Helaba, und unserer Partnerbank im S-CountryDesk, der Banco Itaú Unibanco, war die Absicherung des Geschäftes rechtzeitig „in trockenen Tüchern“.

Wenn man vor Ort ist: Ist Englisch in Brasilien als Wirtschaftssprache akzeptiert?
Auch wenn der Bildungsstand hoch ist und gerade im Geschäftsverkehr viele Menschen sehr gut Englisch sprechen: Auf lange Sicht muss man in brasilianischem Portugiesisch kommunizieren können. In den anderen südamerikanischen Ländern ist die Sprache ebenfalls sehr wichtig. Dort kommt man ohne Spanisch auf Dauer nicht weit.

Welche anderen Länder in Südamerika kommen neben Brasilien als Ziel für eine Expansion infrage?
Kolumbien beispielsweise. Nach unruhigen Zeiten durch den Binnenkonflikt, u. a. mit der Guerrillagruppe Farc, kommt das Land nun zur Ruhe; die Wirtschaft wächst kontinuierlich. Dazu besteht zwischen Kolumbien und der Europäischen Union ein Freihandelsabkommen. Das macht das Land zusätzlich attraktiv für deutsche Unternehmer, weil es u. a. zu geringeren Zollkosten führt. Auch mit Chile und Peru bestehen solche Abkommen.

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Wichtige Fakten über Kolumbien

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Was ist mit Argentinien, dem zweitgrößten Land Südamerikas?
Argentinien entwickelt sich nach der langen Wirtschaftskrise und politisch unruhigen Zeiten ebenfalls gut. Daher ist es für deutsche Unternehmen sicher ein interessanter Markt. Auch Ziele wie Chile, Peru oder Bolivien können interessant sein. Über unser S-CountryDesk-Netzwerk haben wir für unsere Kunden den direkten Draht zu unseren lokalen Partnern und Experten. So helfen wir ganz aktuell einem der sogenannten „Hidden Champions“ der deutschen Industrie dabei, für seine Tochtergesellschaft in Peru bei einer der größten lokalen Banken ein umfassendes Dienstleistungspaket zu organisieren.

Für welche Branchen ist Südamerika besonders relevant?
Letztlich für die, die generell stark im Export sind: Maschinenbau, Automobilbau und deren Zulieferer sowie zum Beispiel auch die Gesundheitstechnik. Deutsche Technik ist in Südamerika gefragt, die deutsche Wirtschaft hat dort wie überall auf der Welt einen guten Ruf und steht für Zuverlässigkeit.

Gibt es Dinge, die man als in Südamerika aktiver Unternehmer besonders beachten muss, zum Beispiel in Sachen Währungsrisiken?
Grenzüberschreitende Geschäfte werden meist in US-Dollar oder auch in Euro fakturiert. Das minimiert Risiken. Südamerikanische Währungen können dagegen großen Schwankungen unterliegen. Beim Chilenischen Peso betrug die Schwankungsbreite in den letzten zwölf Monaten immerhin 20 Prozent. Wer in dieser oder anderen lokalen Währungen abrechnet, sollte daher tatsächlich mithilfe seiner Bank das Geschäft absichern.

Stichwort Kriminalität: Ist Südamerika denn sicher?
Ich habe selbst mehrere Jahre in Kolumbien und Venezuela gelebt und mir ist dort nie etwas passiert. Natürlich muss man sich über die lokale Situation informieren und gerade in Städten etwas aufpassen, besonders nachts bestimmte Viertel meiden und nicht unbedingt das neueste Smartphone offen zeigen. Wer geschäftlich in den Ländern unterwegs ist, hat zudem meist organisierte Transporte vom Flughafen zum Hotel und zu den Meetings. Dann ist es noch weniger gefährlich.

Und kulturell?
Südamerika ist stark geprägt durch die Zuwanderung aus Südeuropa. In Brasilien leben viele portugiesischstämmige Menschen, in den anderen Staaten Menschen mit spanischen Wurzeln. Auch der US-amerikanische Einfluss ist oftmals sichtbar. Der Kulturschock ist also weniger groß, als mancher fürchten mag. Dazu kommt, dass Deutschland traditionell und seit vielen Jahrzehnten gute Handelsbeziehungen nach Südamerika pflegt – das vergessen viele in Zeiten, in denen China in aller Munde ist. Auch darauf baut man auf, wenn man sich in Südamerika engagiert.


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