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Anlagestrategie Gedrückte Stimmung an den Aktienmärkten

Warum Anleger:innen weiterhin mit anhaltenden Kursschwankungen an den Börsen rechnen sollten, erläutert Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank. Und: Wieso er mit Blick auf 2023 aber dennoch gar nicht so negativ gestimmt ist.
16.09.2022 - 16:11 Uhr

Nach einigen guten Börsentagen ließen enttäuschende Inflationszahlen aus den USA die Kurse kräftig abrutschen. „Die extreme Reaktion auf die Daten zeigt, dass die Nervosität an den Märkten noch immer hoch ist“, betont Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, in seinem wöchentlichen Börsenpodcast „PERSPEKTIVEN To Go“.

Chefanlagestratege Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank Quelle: Deutsche Bank
Dr. Ulrich Stephan

Chefanlagestratege Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank

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Die Inflationrate sollte in den USA von 8,5 auf 8,1 Prozent fallen – so die Erwartungen. Tatsächlich fiel sie nur auf 8,3 Prozentpunkte. „Darauf hat vor allem der Anleihemarkt extrem reagiert“, sagt Stephan. Die Renditen seien um fast einen halben Prozentpunkt gestiegen. „Das gesamte Zinsniveau ist nach oben gesprungen, ebenso die Inflationserwartungen.“ Das habe dann zur schlechten Stimmung beigetragen.

Die Folge: Der Markt erwartet nun noch stärker steigende Zinsen. Mitglieder der US-Notenbank Fed hatten zuletzt immer wieder betont, dass der Kampf gegen die Inflation dauern würde und hohe Anstrengungen erfordere. Die Währungshüter tagen in der kommenden Woche – ein weiterer Zinsschritt gilt als sicher.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen bereits in der vergangenen Woche um 0,75 Prozentpunkte angehoben – das ist der größte jemals vollzogene Zinsschritt in der Eurozone und laut Stephan „eine vernünftige Maßnahme der EZB“. Denn auch in der Eurozone ist die Inflation extrem hoch. Das ifo-Institut erwartet im kommenden Jahr sogar eine noch weiter steigende Inflation; auch das Institut für Weltwirtschaft ist sehr pessimistisch.

„Die EZB ist in einem schwierigen Spagat zwischen Konjunktur und Inflation“, sagt der Chefanlagestratege. „Obwohl die Inflationserwartungen in Europa deutlich höher sind als in den Vereinigten Staaten, erwartet der Markt bis Sommer 2023 nur einen Zinsanstieg auf 2,5 Prozent, wohingegen in den USA mittlerweile ein Leitzins von fast 4,5 Prozent eingepreist wird.“

Und das, obwohl der Höhepunkt der Inflation in Amerika bereits überschritten sei und die Inflationserwartungen deutlich niedriger liegen würden als in Europa. „Das bedeutet unter dem Strich, dass die EZB noch mehr wird machen müssen als die amerikanische Notenbank“, ergänzt der Experte. „Ich glaube, dass noch mehr geschieht, als wir heute absehen können.“ Das ifo-Institut erwartet übrigens einen Leitzins im Euroraum von vier Prozent.

Anhaltende Volatilität absehbar

Stephan rechnet in den kommenden Monaten mit weiteren Überraschungen und deshalb auch mit anhaltenden Kursschwankungen an den Märkten – zu viele Risiken schwelen aktuell. Die EZB hat die Wachstumsprognosen für die Eurozone für 2023 auf nur noch plus 0,9 Prozent gesenkt. Die Energieversorgung sei das große Risiko.

„Sollte Russland die Gaslieferungen komplett einstellen, wird die Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr wohl spürbar zurückgehen“, so Stephan. „Die Wachstumsaussichten in der Europäischen Union und speziell für Deutschland sind nicht besonders rosig.“

Die Erwartungen für die Unternehmensgewinne seien allerdings noch immer gut, wurden zum Teil sogar nach oben korrigiert, auch weil die Berichtssaison für das zweite Quartal sehr gut gelaufen ist. „Es könnte aber ein paar Überraschungen geben, wenn ab Oktober über die Geschäftsergebnisse im dritten Quartal berichtet wird“, sagt der Chefanlagestratege.

„Sicherlich werden auch die Ausblicke wenig optimistisch sein – das dürfte für weitere Kursschwankungen sorgen.“ Stephan ist aber mit Blick auf 2023 gar nicht so negativ gestimmt, da die Märkte schon einige negative Faktoren eingepreist haben.

Hier hören Sie regelmäßig aktuelle Einschätzungen von Dr. Ulrich Stephan im Podcast PERSPEKTIVEN To Go.  Der Chefanlagestratege Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank spricht in seinem Podcast jede Woche mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer darüber, was die Märkte bewegt – und was das für Anleger bedeutet. Schnell, pragmatisch und auf den Punkt.

Hier hören Sie regelmäßig aktuelle Einschätzungen von Dr. Ulrich Stephan im Podcast PERSPEKTIVEN To Go.

Der Chefanlagestratege Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank spricht in seinem Podcast jede Woche mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer darüber, was die Märkte bewegt – und was das für Anleger bedeutet. Schnell, pragmatisch und auf den Punkt.