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Finanzierung (6) Fonds statt Bank: Die neue Kredit-Alternative für Mittelständler

Immer öfter springen institutionelle Investoren für Kredite von Mittelständlern ein. „Direct Lending“ ist auf dem Vormarsch, weil es Unternehmen einige Vorteile wie Flexibilität und Schnelligkeit bietet.
25.11.2015 - 09:28 Uhr
Quelle: HSBC

(Foto: HSBC)

Obwohl die Geldschleusen der Notenbanken seit Jahren weit geöffnet sind, kann es für manche mittelständische Unternehmen schwierig sein, einen Kredit zu bekommen. Das liegt an strengeren regulatorischen Vorgaben, die von 2016 an weiter verschärft werden. Sie zwingen Banken, Risiken intensiver zu prüfen und Kredite mit mehr Eigenkapital zu hinterlegen.

Eine der Folgen seit Verarbeitung der letzten Finanzkrise ist, dass die meisten Banken nur noch Kredite im Volumen von maximal 30 bis 40 Millionen Euro im Alleingang vergeben. Und syndizierte Kredite, bei denen sich mehrere Geldhäuser zusammenschließen, gibt es meist erst ab 200 Millionen Euro. Das zeigt: Nicht nur bei kleinen Firmen, sondern auch für Unternehmen des gehobenen Mittelstands kann eine Finanzierungslücke bestehen.

Private-Debt-Fonds bieten Alternativen
In diese Lücke stoßen derzeit immer öfter institutionelle Anleger: Spezialisierte Fonds sammeln Geld bei Versicherern, Pensionskassen, Versorgungswerken und anderen großen Investoren ein, um Einzelkredite im Volumen von typischerweise 30 bis 150 Millionen Euro zu vergeben („Direct Lending“).

Nicht zuletzt weil die Finanzaufsicht BaFin im Mai ausdrücklich klargestellt hat, dass Alternative Investments Funds (AIF) solche Kredite vergeben dürfen, wächst das Angebot deutlich. Kein Wunder: Da mit mindestens fünf Prozent höhere Renditen möglich sind als zum Beispiel bei Unternehmensanleihen, ist das Modell für Anleger attraktiv – zumal kein Kursrisiko besteht (die Kredite sind variabel verzinst und werden nicht gehandelt) und die Kredite in der Regel besichert sind.

Steigende Nachfrage führt zu Ausweitung
In den Anfangsjahren ab 2010 dominierten zunächst Private-Equity-Fonds als Kreditnehmer. Doch neuerdings sind es immer öfter Mittelständler selbst, die mit Hilfe von Private-Debt-Fonds die Übernahme von Wettbewerbern finanzieren. Außerhalb des M&A-Geschäfts spielt „Direct Lending“ hingegen noch keine große Rolle.

Das wird sich aber ändern: Das Modell dürfte in zunehmendem Maße auch in anderen Bereichen zum Einsatz kommen, zum Beispiel bei Projektfinanzierungen oder Anlageinvestitionen bis hin zur Finanzierung des Umlaufvermögens. In den USA, wo Nicht-Banken inzwischen rund 70 Prozent des Kreditgeschäfts abwickeln, ist dies bereits der Fall.

Director, Alternative Investments, Markets Germany & Austria Quelle: HSBC
Patrick Suchy

Director, Alternative Investments, Markets Germany & Austria

(Foto: HSBC)

Größere Flexibilität bietet Mittelständlern einige Vorteile
Anders als bei den standardisierten syndizierten Krediten können Verträge auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten werden. So lässt sich mit maßgeschneiderten Klauseln dafür sorgen, dass zum Beispiel das Unterschreiten von Umsatz- oder Gewinnschwellen, das ansonsten zur Neuverhandlung des Kredits führen würde, in traditionell schwächeren Monaten keine Anwendung findet (etwa während eines „Sommerlochs“).

Wenn Unternehmen syndizierte Kredite begeben, stehen sie Vertretern mehrerer Banken gegenüber. Das kann im Ernstfall wertvolle Zeit kosten, weil sich das Konsortium erst auf eine gemeinsame Position einigen muss. Beim „Direct Lending“ gibt es dagegen in der Regel nur einen direkten Ansprechpartner – den Fondsmanager.

Weitere Vorteile: Schnelle Vergabe und hohe Interessenkongruenz
Der Wegfall des Syndizierungsprozesses und die schnelleren Entscheidungswege sorgen auch für kürzere Vorlaufzeiten: Gerade bei Firmenübernahmen kann das ein entscheidender Faktor sein.

Gleichzeitig haben die Fondsmanager ein großes Interesse daran, dass der Kredit nicht ausfällt. Schließlich sind sie ihren Investoren verpflichtet; zudem hängen ihr Einkommen und ihre zukünftige Fähigkeit, neue Gelder einzuwerben, stark vom Erfolg des Fonds ab. Sie agieren deshalb als konstruktive Partner und bringen neben Branchen-Know-How auch unternehmerisches Denken mit.

Autor: Patrick Suchy, Director, Alternative Investments, Markets Germany & Austria (patrick.suchy@hsbc.de)