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Mobilität der Zukunft Wenn Autos die Kontrolle übernehmen

Selbstfahrende Autos sind die größte Revolution unserer Fortbewegung seit der Erfindung des Autos selbst. Vor allem im Stadtverkehr werden die Vorteile spürbar sein. Einige wichtige Fragen sind allerdings noch ungeklärt.
10.08.2016 - 15:00 Uhr
Die Verbreitung selbstfahrender Autos ist nur noch eine Frage der Zeit. Quelle: Volvo
Entspannen statt lenken

Die Verbreitung selbstfahrender Autos ist nur noch eine Frage der Zeit.

(Foto: Volvo)

Die Limousine rollt präzise auf die Bühne der Handelsblatt-Veranstaltung „Pathfinder“ in Berlin. Daimler-Chef Dieter Zetsche lächelt vom Rücksitz aus entspannt ins Publikum. Soweit, so normal. Dax-Chefs fahren ihre Autos schließlich nur selten selbst. Viel interessanter ist, wer an diesem Tag den Mercedes steuert: niemand. Der Wagen fährt mit Autopilot.

Selbstfahrende Autos sind die größte Revolution unserer Fortbewegung seit der Erfindung des Autos selbst. Bereits die Hälfte der Deutschen steht dem autonomen Fahren aufgeschlossen gegenüber – Tendenz seit Jahren zunehmend, wie Analysen von The Boston Consulting Group (BCG) belegen. Selbst der jüngste tödliche Unfall mit einem selbstfahrenden Tesla-Modell hat die Offenheit gegenüber dem autonomen Fahren zwar angekratzt, mehr aber nicht.

Die Experten von BCG
Nikolaus Lang
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Nikolaus Lang ist Senior Partner und Managing Director bei The Boston Consulting Group. Er leitet das Center for Digtial in Automotive (CDA), welches BCGs globale Expertise in Mobilität, Konnektivität, Autonomen Fahren und Digitalisierung der automobilen Kernprozesse bündelt.

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(Foto: Boston Consulting Group)
Antonella Mei-Pochtler
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Antonella Mei-Pochtler ist Senior Partner und Managing Director bei The Boston Consulting Group. Sie ist Expertin für Medien und Technologie sowie für Automobilmarketing. Außerdem leitet sie das weltweite Branding-Team bei BCG.

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Michael Rüßmann
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Michael Rüßmann ist Senior Partner und Managing Director bei The Boston Consulting Group. Er ist Experte für digitale Technologien und leitet den BCG Technologiesektor in Europa.

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Liegt unsere Zukunft also darin, dass das Auto alleine fährt? Und wir nur noch eingreifen, wenn es verlangt wird?

Bereits im Jahr 2030 werden etwa zwei Drittel aller Menschen in Städten leben. Für die Städte ist das eine immense Herausforderung – gerade mit Blick auf die Mobilität. Selbstfahrende Autos gelten als die große Hoffnung angesichts des ansonsten drohenden Verkehrskollapses. Mit autonomer und geteilter Mobilität wären bis zu 60 Prozent weniger Autos in Ballungsräumen unterwegs, zeigt die BCG-Studie „Self-Driving Vehicles, Robo-Taxis, and the Urban Mobility Revolution“. „Selbstfahrende Fahrzeuge werden das traditionelle Auto ersetzen“, sagt Nikolaus Lang, Senior Partner und Experte für Automotive Technology bei BCG. 

Damit verknüpft sind eine ganze Reihe von positiven Folgen: Mit selbstfahrenden Autos könnten neun von zehn  Unfällen verhindert werden, wenn diese geteilt werden und elektrisch sind, könnte die Luftverschmutzung bis zu 80 Prozent sinken. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie, die BCG gemeinsam mit dem World Economic Forum veröffentlicht hat. Dazu wurden mehr als 5.500 Menschen in 27 Städten weltweit befragt. Immerhin 58 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sie ein autonomes Fahrzeug nutzen würden. Vor allem jüngere Menschen können sich mit der Idee anfreunden, beim Autofahren die Kontrolle abzugeben.

Es ist ein nicht unbedingt erwartetes Ergebnis, vor allem vor dem Hintergrund des erst kürzlich tödlich verunglückten Tesla-Fahrers in den USA. Das Auto war Anfang Mai ungebremst unter einen Lastwagen-Anhänger gefahren, der abbog und die Fahrbahn überquerte. Der Autopilot war eingeschaltet – und hätte eigentlich dem entgegenkommenden Fahrzeug ausweichen müssen.

Doch so schlimm der Unfall in den USA war: Es war der erste nach über 200 Millionen Testkilometern – ein Wert, der sich mit konventionellen Autos nicht erreichen lässt. Entsprechend hatte der Unfall in Deutschland wenig Einfluss auf die Anzahl derer, die sich vorstellen könnten, ein selbstfahrendes Auto zu kaufen. Im August 2015 gaben 44 Prozent der deutschen Verbraucher an, dass sie in einem vollautonomen Fahrzeug fahren würden. Im Juli 2016 waren es immerhin noch 41 Prozent.

Angst vor dem Kontrollverlust

Doch so aufgeschlossen Autonutzer generell auch sein mögen, es gibt noch Nachholbedarf. Die Hälfte der Befragten gab an, sie fühle sich nicht sicher, wenn das Auto komplett alleine fahre. Ebenfalls die Hälfte der Befragten gab an, beim Fahren ungern die Kontrolle abzugeben. Bevor selbstfahrende Autos tatsächlich in großer Zahl auf den Straßen fahren, müssen zudem noch etliche Fragen bezüglich Haftung, Versicherung und Cyber Security geklärt werden. Unklar ist beispielsweise, wer künftig für Unfälle haftet, in die der Autopilot verwickelt ist. Ist dafür der anwesende Fahrer verantwortlich, der Fahrzeughalter und seine Versicherung oder Fahrzeughersteller? Noch nicht endgültig geklärt ist außerdem, wie sich selbstfahrende Autos gegen Hackerangriffe absichern lassen, damit nicht Dritte die Kontrolle über das Auto und die Insassen übernehmen können. Entsprechend haben auch einige Befragte der BCG-Studie noch Zweifel bei den Themen Sicherheit und Zuverlässigkeit.

Dennoch: „Es ist keine Frage mehr, ob selbstfahrende Autos auf unseren Straßen fahren werden, sondern zu welchem Zeitpunkt“, sagt Antonella Mei-Pochtler, Senior Partner und Expertin für urbane Mobilität bei BCG. Das wissen auch die Autobauer: Ob Volvo, Mercedes, Daimler, BMW oder Nissan – alle arbeiten an selbstfahrenden Fahrzeugen. Bislang können die neuen Modelle in Deutschland zwar nur auf bestimmten Autobahnabschnitten getestet werden, nicht in Innenstädten. Das soll sich jedoch in Kürze ändern: In Düsseldorf, Hamburg, München, Ingolstadt, Braunschweig und Dresden soll es bald Teststrecken für selbstfahrende Autos geben. Dabei sollen die neuen Technologien auch komplizierte Aufgaben wie Ampeln oder Kreuzungen bewältigen. Tesla-Chef Elon Musk sprach bereits von „automatisierten Flotten“, die lernfähig wären und damit zehnmal sicherer.

Auch für den einzelnen Autofahrer bieten selbstfahrende Fahrzeuge einige Annehmlichkeiten. So muss sich der Fahrer nicht permanent aufs Fahren konzentrieren, sondern kann die Fahrzeit anderweitig nutzen, etwa zum Arbeiten oder Lesen. Das Auto bringt den „Fahrer“ nicht nur an den richtigen Ort, sondern übernimmt auch die oft lästige Parkplatzsuche – der Nutzer muss einfach nur noch aussteigen. „Das haben Autofahrer längst erkannt, das ist der Hauptgrund, warum sich die Befragten für ein selbstfahrendes Auto entscheiden würden“, sagt Michael Rüssmann, Senior Partner bei BCG und Experte für Technologie, Medien und Telekommunikation.

Daimler-Chef Zetsche hat seine Fahrt ohne Fahrer jedenfalls bestens überstanden. Nur rückwärts von der Bühne wieder herunterzufahren, das schafft der Autopilot an diesem Tag noch nicht. Ganz auf seinen Chauffeur verzichten kann der Daimler-Chef daher noch nicht.