ANZEIGE: Für sämtliche Inhalte dieser Seite ist Lenze verantwortlich.

Gemeinsam in die Arbeitswelt 4.0 „Konkurrenzdenken hat heute keinen Platz mehr“

Digitalisierung ist der Motor, Kooperation das Benzin für die Industrie 4.0. Doch viele Unternehmen müssen sich diese neuen Skills erst aneignen. Martijn Theunissen von Lenze weiß, worauf es dabei ankommt.
02.11.2016 - 11:23 Uhr
Quelle: Imago
(Foto: Imago)

Jeder gegen jeden – wer mit dieser Einstellung sein Unternehmen betreibt, könnte in Zukunft verlieren. Gerade im Zeitalter des digitalen Wandels sollten sich die Unternehmen vom Einzelkämpfer zum Teamplayer entwickeln: Das kann Prozesse beschleunigen und wertvolle Zeit einsparen. Doch die Fähigkeit dazu müssen die Handelnden oft noch lernen.

Der Automatisierungsspezialist Lenze ist hier schon weiter und hat die gesellschafts- und länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Unternehmensbereichen und den Austausch mit seinen Kunden in den letzten fünf Jahren neu strukturiert. Der Trend gehe zur Kooperation und nur so könnten Unternehmen die große Hürde bis zur Industrie 4.0 bewältigen, sagt Martijn Theunissen, Head of Application & Support bei Lenze. Der Applikations-Ingenieur spricht im Interview über die Fähigkeit, mit Partnern auf Augenhöhe zu kommunizieren und kostbares Expertenwissen weiterzugeben.

Herr Theunissen, was genau ist mit Kooperationskompetenz gemeint?
Lenze ist ein Systemlieferant. Unsere Kunden sind Maschinenbauer, die mit einer Idee für eine neue Maschine zu uns kommen. Unsere Kundschaft hat also viel Erfahrung mit Maschinen, wir haben im Gegenzug großes Wissen im Bereich Automatisierungsprozesse. Wenn wir diese Kompetenzen miteinander kombinieren, kommt die bestmögliche Lösung für die Maschinenaufgabe heraus. Deshalb setzen wir uns zusammen mit unseren Kunden schon in einer sehr frühen Phase an einen Tisch und haben ein Team aus 250 Applikations-Ingenieuren aufgebaut. Das sind Techniker, Software-Entwickler und Mechatroniker, die bisher immer nur lokal an unseren Standorten tätig waren. Vor fünf Jahren haben wir festgestellt, dass wir dieses weltweit verstreute Expertenwissen viel besser zentral bündeln können. Auf diese Weise konnten wir Ideen schneller umsetzen und unseren Kunden noch mehr Expertise zur Verfügung stellen.

Head of Application & Support bei Lenze. Quelle: Lenze
Martijn Theunissen

Head of Application & Support bei Lenze.

(Foto: Lenze)

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?
Nehmen wir z.B. eine Verpackungsmaschine, welche Lebensmittel wie Käse in Folie einschweißt. Ca. 80 Prozent der Abläufe innerhalb dieser Maschinen sind von Anbieter zu Anbieter nahezu identisch, aber die restlichen 20 Prozent machen das Alleinstellungsmerkmal unseres Kunden aus. Bei der genannten Maschine könnte das eine spezielle Temperatureinstellung für hauchdünne Verpackungsfolien sein. Die würde es dem Anwender der Maschine erlauben, weniger Folie zu verbrauchen oder weniger Energie zu verbrauchen oder dem Abnehmer des Käses ein längeres Mindesthaltbarkeitsdatum zu versprechen.

Unser Kunde möchte sich bei der Technologie natürlich nicht in die Karten schauen lassen. Gleichzeitig möchte er aber auch nicht so viel Zeit mit der Entwicklung der Standardelemente verschwenden. Deshalb sitzt ein Applikations-Ingenieur von Lenze mit am Tisch. Er nimmt mit seinem Team unserem Kunden die Entwicklung der Standardprozesse ab und unser Kunde kann viel mehr Zeit und Energie in die Entwicklung des speziellen Temperaturreglers stecken.

Hat der Trend zur Kooperation auch einen Einfluss auf die internen Unternehmensstrukturen?
Die Industrie 4.0 löst die klassische Organisationsstruktur eines Maschinenbau-Unternehmens auf. Es wird auf Dauer nicht mehr so sein, dass die Elektronikabteilung den Lieferanten für Servoachsen auswählt, die Mechanikabteilung Lieferanten für Getriebemotoren und so weiter. Unternehmen werden bald gezwungen sein, ihre Art der Kooperation innerhalb der Firma kritisch zu beleuchten. Das wird sich mit Sicherheit ändern. Die Abteilungen werden in Zukunft stärker zusammenarbeiten und kommunizieren. Wenn das geschieht, dann fällt es unseren Kunden auch leicht, diejenigen Arbeitsfelder zu erkennen, für die sie sich eine externe Unterstützung mit ins Team holen wollen. Dann kommen wir sehr früh ins Spiel.

Kooperation bedeutet auch Konfliktpotenzial. Wie gehen Sie mit Konflikten in Ihrem Team um?
Konflikte sind gut. Wenn sich unsere Experten vor dem weißen Blatt Papier über das beste Konzept für eine Verpackungsmaschine streiten, dann können Sie sicher sein, dass am Ende die beste Lösung dabei rauskommt. Ich möchte auch erreichen, dass unsere Experten intensiv miteinander in Kontakt stehen, länderübergreifend natürlich, damit das Expertenwissen, das wir in unserem Unternehmen haben, noch besser wird. Ganz nach dem Motto: „Challenging makes us better“.

Wie tauschen sich die Applikations-Ingenieure bei Lenze denn untereinander aus?
Wir skypen oft, aber wir treffen uns auch mindestens einmal im Jahr persönlich. Dann kommen die Applikations-Ingenieure zusammen, diskutieren Projekte, bilden sich weiter, erarbeiten Verbesserungsvorschläge. Natürlich treffen wir uns auch, um abends einfach mal ein Bierchen zu trinken, wie man das unter Kollegen eben macht. Der persönliche Kontakt gehört einfach dazu, wenn man gut und gerne miteinander arbeiten möchte. Für die Kooperationsfähigkeit gibt es eine riesige Voraussetzung und das ist der Mensch. Die Mitarbeiter müssen schließlich entscheiden, ob sie ihr Wissen einbringen wollen und sie müssen von dem Mehrwert, den dieses Konzept bringt, überzeugt sein. Mitarbeiter in einem Unternehmen müssen ihre Erfahrungen auch mit anderen teilen wollen. Konkurrenzdenken hat heute in der Industrie 4.0 keinen Platz mehr.

Zur Person:
Martijn Theunissen hat in den Niederlanden Maschinenbau studiert und ist dort seit 2002 für den Automatisierungsspezialisten Lenze tätig. Von dort aus hat Theunissen vor fünf Jahren ein weltweit kooperierendes Applikationsteam aufgebaut. Heute ist er Head of Application & Support und damit verantwortlich für das Team der 250 Applikations-Ingenieure weltweit.