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Zukunft der Pathologie Durch Digitalisierung zu passgenauen Diagnosen in der Medizin

Die Digitalisierung beschleunigt den medizinischen Fortschritt. Auch das Berufsbild des Mediziners, hier am Beispiel der Pathologie, wird sich durch digitale Technik grundlegend verändern. Was können wir also in Zukunft erwarten?
16.03.2022 - 15:30 Uhr Kommentieren
Mehr Zeit mit statt nur für Patienten und Patientinnen. Quelle: Adobe Stock
Digitalisierung der Medizin

Mehr Zeit mit statt nur für Patienten und Patientinnen.

(Foto: Adobe Stock)

Die digitale Transformation sorgt für einen mächtigen Innovationsschub in der Medizin. Die Kompetenz des Mediziners ist unangefochten der eigentliche Schlüssel zu einer erfolgreichen Behandlung, doch zusätzlich kann digitale Technik den Arzt oder die Ärztin in ihrer Arbeit unterstützen und entlasten. Ob als Hochpräzisions-Roboter im OP, als vollautomatisches Laborgerät für zuverlässige Analysen oder als Software, die in Röntgenbildern, Blut- oder Gewebeproben nach Auffälligkeiten sucht. Und mit den Fortschritten bei der Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) ist absehbar, dass immer mehr Aufgaben im Gesundheitsbereich von Maschinen übernommen werden; beispielsweise kann ein Algorithmus die benannten Auffälligkeiten mit anderen Parametern in Verbindung setzen und so bei der Risikobewertung in der Vorsorge unterstützen. Dem Mediziner stünde damit mehr wertvolle Zeit zur Verfügung, die er mit (statt nur für) seine Patient:innen verwenden kann.

Roche Diagnostics Deutschland Quelle: PR
Dr. Alexandra Farfsing

Roche Diagnostics Deutschland

(Foto: PR)

„Die Zeit, die wir persönlich mit unseren Patienten für die Aufklärung ihrer Erkrankung verbringen können, ist ein Geschenk für beide Seiten“, sagt Dr. Alexandra Farfsing von Roche Diagnostics Deutschland. „Unsere Patienten haben es verdient, so passgenau und sinnvoll wie möglich über ihre Diagnostik und Therapie aufgeklärt zu werden. Das braucht neben viel Feingefühl insbesondere auch Zeit. Diese Zeit gewinnen wir im Alltag, wenn Routineaufgaben in der Medizin durch intelligente Maschinen und den zusätzlichen Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Algorithmen abgenommen werden.“

Pathologen sind die Lotsen der Therapie

Digitalisierung erleichtert es heute schon, komplexe Diagnosen zu stellen und neue Therapieansätze zu entwickeln. Eine Schlüsselrolle kommt dabei der Pathologie zu. Die passgenaue Diagnostik legt das Fundament, auf dem jede Therapieentscheidung aufbaut. Der Pathologe analysiert Gewebeproben von Patienten und sucht dabei nach krankhaften Veränderungen. „Pathologen sind gewissermaßen die Lotsen der Therapie. Sie legen die Grundlagen, stellen damit die passgenaue Diagnose für den Patienten und geben somit die Richtung für eine Therapie vor“, so Prof. Dr. Frederick Klauschen, Leiter der Pathologie an der LMU in München. Und sein Kollege Prof. Dr. Sven Perner, Leiter der Pathologie des Uniklinikums Lübeck, ergänzt: „Pathologen sind gewissermaßen Anwälte für den Patienten, indem sie sein Leiden exakt eingrenzen und damit die richtige Therapie ermöglichen.“

Leiter der Pathologie des Uniklinikums Lübeck Quelle: PR
Prof. Dr. Sven Perner

Leiter der Pathologie des Uniklinikums Lübeck

(Foto: PR)

Wie weit kann Digitalisierung den Pathologen bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe unterstützen? „Die technischen Möglichkeiten dafür wären sogar aktuell schon vorhanden“, so Alexandra Farfsing. „Dies sind unter anderem Lösungen zur vollautomatischen Probenerfassung, Gewebeanalysen auf digitalen Endgeräten und deren zusätzlich computergestützten Auswertung. Durch die Möglichkeit der virtuellen Vernetzung im Tumorboard können alle relevanten Experten zeitnah und unkompliziert zusammenkommen. Neben der passgenauen Diagnose können sie dann schon eine maßgeschneiderte Therapie besprechen. So gewinnen unsere Patient:innen schnell Klarheit über ihren aktuellen Gesundheitszustand.” 

Noch steckt die Digitalisierung der Pathologie in den Anfängen

Doch trotz solcher Möglichkeiten steht die Medizin erst am Anfang ihrer Digitalisierung, wie Sven Perner erläutert: „KI kommt heute nur sehr vereinzelt in der Pathologie zum Einsatz. Der Anteil dürfte bei 0,1 Promille liegen.“ Die Gründe dafür sind vielschichtig. „Eine große Hürde in der digitalen Transformation der Pathologie sind die Kosten, die eine Investition in digitale Technik unweigerlich verursacht”, sagt PD Dr. Barbara Ingold Heppner vom Institut für Pathologie der DRK Kliniken Berlin. Daneben sind rechtliche Fragen zu beachten, sowohl in Bezug auf den Datenschutz als auch auf die Verantwortlichkeiten, falls die Software doch einmal einen Fehler macht.

Roche Diagnostics Deutschland Quelle: PR
Dr. Maike Reith

Roche Diagnostics Deutschland

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„Gesundheitsdaten müssen gut geschützt sein, und gleichzeitig für die medizinische Forschung und letztlich für das Wohl der Patient:innen genutzt werden. Es besteht eine große Offenheit in der Bevölkerung, Daten zu Forschungszwecken zu spenden. Aus Respekt vor der Komplexität des Datenschutzes wird ihnen teilweise diese Wahlfreiheit zur Erteilung einer entsprechenden Einwilligung nicht zugesprochen, da Projekte aufgrund von Bedenken erst gar nicht gestartet werden”, berichtet Dr. Maike Reith von der Roche Diagnostics in Deutschland.

Auch die Frage nach der Vergütung von Leistungen einer rein digitalen Pathologie muss gestellt werden. Und schließlich muss die Digitalisierung selbst einen klaren Mehrwert bringen für die eigentliche Aufgabe jedes Mediziners – eine möglichst erfolgreiche Therapie von Leiden. „Hier brauchen wir in Zukunft gute Konzepte der Nutzbarkeit von KI, aber auch der Abrechenbarkeit durch die Kassen sowie die enge Zusammenarbeit mit Datenschützern und Verbänden“, so Prof Dr. Sven Perner. Seine Kollegin PD Dr. Barbara Ingold Heppner ergänzt: „Wir sollten in Zukunft nicht alles zwingend digitalisieren, sondern ganz gezielt gewisse Arbeitsabläufe in der Pathologie im digitalen Workflow anpassen, um so eine Arbeitserleichterung für die Mitarbeiter zu bekommen. ”

Die Bedeutung der molekularen Diagnostik nimmt zu

Neben der KI, die bei der Interpretation von histologischen Mustern und immunhistologischen Färbungen in der Pathologie eine zentrale Bedeutung einnehmen wird, spielt die molekulare Pathologie schon heute eine entscheidende Rolle in der direkten Therapiesteuerung verschiedener Krebserkrankungen. „Insbesondere die molekulargenetische Diagnostik, die auf Next Generation Sequencing basiert, gewinnt zunehmend an Relevanz in der onkologischen Befundung. Diese basiert auf gleichzeitiger Analyse der Sequenzinformation vieler Genbereiche eines Tumors. Damit wird die Identifikation patientenindividueller genetischer Veränderungen als Ansatzpunkte für zielgerichtete Therapien ermöglicht. Bei dieser technisch sehr aufwendigen Untersuchung entstehen jedoch in jedem Einzelfall bereits große Mengen an Daten, die verarbeitet und beurteilt werden müssen – ohne digitale Unterstützung undenkbar”, so Dr. Jan Gronych, Medical Director Oncology bei Roche Diagnostics Deutschland.

Leiter der Molekularpathologie am Institut für Pathologie der Charité Berlin. Quelle: PR
Prof. Dr. Michael Hummel

Leiter der Molekularpathologie am Institut für Pathologie der Charité Berlin.

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Die Bedeutung der molekularen Pathologie wird in den nächsten Jahren noch erheblich zunehmen. Dies betrifft sowohl die Einbeziehung weiterer Krebsarten als auch die Breite der molekularen Untersuchungen, sodass die personalisierte Präzisionsonkologie immer mehr Patienten:innen mit immer mehr therapeutischen Optionen zugutekommen wird „Die Kombination aus molekularer Pathologie und KI-basierter histologischer Kategorisierung eröffnet komplett neue Möglichkeiten für sehr effiziente und zielgenaue diagnostische Entscheidungspfade, die eine hervorragende Grundlage für eine optimale personalisierte Therapie für möglichst alle Krebspatienten darstellen“, prognostiziert Prof. Dr. Michael Hummel, Leiter der Molekularpathologie am Institut für Pathologie der Charité Berlin.

Die Neuerfindung eines Berufsbildes

Digitalisierung darf kein Selbstzweck sein, lautete eine der zentralen Aussagen eines digitalen Co-Creation Workshops zur Zukunft der Pathologie, zu dem sich Ende November Mediziner aus ganz Deutschland im virtuellen Raum trafen. Unter der Leitung von Alexandra Farfsing diskutierten die Experten, was in Zukunft von einer digitalen Pathologie erwartet werden kann. Und das ist nicht weniger als eine Neuerfindung des Berufsbildes. „Die Pathologen der Zukunft werden neben den ‚Basics‘, die dieser Beruf heute schon verlangt, über ein tiefes Verständnis der Möglichkeiten künstlicher Intelligenz und digitaler Technik verfügen müssen. Ihre Arbeit wird immer komplexere Diagnosen ermöglichen sowie neue und individuellere Therapieansätze“, so Dr. Rasmus Kiehl, Institut für Pathologie an der Charité in Berlin.

Digitalisierung ist kein Selbstzweck – das bedeutet konkret: Digitalisierung muss dem Arzt und dem Patienten helfen. Doch aktuell ist Digitalisierung wirtschaftlich nicht messbar, daher werden digitale Tools von den Kassen nicht finanziert. „Wir brauchen Studien, die den Mehrwert in Zahlen darstellen können, damit unser Gesundheitssystem in Zukunft mitzieht“, so Frederick Klauschen.

Dass digitale Technik künftig flexiblere Arbeitsmodelle ermöglichen wird, wurde von den Workshop-Teilnehmern begrüßt. „Flexibilisierung unserer heutigen Arbeitsmodelle bedeutet für mich die Möglichkeit zur ortsunabhängigen Befundung von irgendwo auf der Welt“, so Edward Michaelis vom Institut für Pathologie der DRK Kliniken Berlin. „Das ermöglicht mir und meiner Familie eine ganz andere Work-Life-Balance als zuvor und könnte die Pathologie insbesondere für eine jüngere Generation von Medizinern attraktiver machen.“

Globale Vernetzung wird einfacher

Ein Argument mit Gewicht angesichts des heute schon fühlbaren Nachwuchsmangels in der Pathologie. Und nicht zuletzt eröffnet die Digitalisierung auch ganz neue Möglichkeiten des Austauschs und der Vernetzung mit Fachkolleg:innen in aller Welt. Welche medizinischen Fortschritte ein derart offener, internationaler Austausch möglich macht, hat sich jüngst erst am Beispiel der Corona-Pandemie gezeigt.

Ärztlicher Leiter des Zentrums für Pathologie im Klinikverbund Allgäu in Kempten Quelle: PR
PD Dr. Konrad Aumann

Ärztlicher Leiter des Zentrums für Pathologie im Klinikverbund Allgäu in Kempten

(Foto: PR)

„Die Pathologie kann ein Vorreiter in Sachen Digitalisierung in der Medizin sein“, betonte PD Dr. Konrad Aumann, Ärztlicher Leiter des Zentrums für Pathologie im Klinikverbund Allgäu in Kempten. „Wir sollten Digitalisierung und Innovationen in unserem Fachgebiet unterstützen, um die Molekulardiagnostik für die junge Generation von Medizinern so attraktiv und zukunftsträchtig wie möglich zu gestalten.“

Digitalisierung als Möglichmacher – der Titel des Workshops bringt es auf den Punkt. „In zehn Jahren werden wir einen sehr hohen Grad an Digitalisierung in vielen Bereichen der Medizin haben“, so Alexandra Farfsing. Dafür legen wir schon heute die Grundsteine durch gemeinsames Gestalten unserer medizinischen Zukunft. Co-Creation nennen wir das. Auch die Pathologie wird diesen Weg gehen – zum Wohle des Patienten.“