Gastbeitrag: Frauen in der Führung Gender Diversity ist Männersache
Die Autorin dieses Beitrags ist Dr. Petra Köppel. Sie ist Leiterin des Netzwerks „Synergie durch Vielfalt“ und Inhaberin der Diversity-Beratung Synergy Consult.
Ich möchte über Männer reden. Ich möchte, dass Männer das Recht haben, für ihre Familien da zu sein. Ich möchte, dass sie sich vom Druck der finanziellen Verantwortung, des Statuserwerbs und ständigen Wettbewerbs frei machen dürfen. Ich möchte, dass sie ausbrechen dürfen aus alten Rollenmodellen und überholten Erwartungen.
Doch genau dieser Part wird im bisherigen Diversity Management versäumt – und die Unternehmen wundern sich, warum sich trotz Anstrengungen an der Gender-Balance im Betrieb nichts ändert. Dabei wurden ganz einfach die Männer vergessen. Während noch immer von „Frauenförderung“ die Rede ist, wird verkannt, dass es um eine Veränderung des gesamten Systems geht. Dieses System baut auf den Schultern von Mann und Frau gleichermaßen.

Bisher fühlen sich Männer schlichtweg nicht angesprochen. Die allermeisten befürworten Gleichberechtigung. Doch es wurde versäumt, die Männer zu diesem Prozess einzuladen. In der Unternehmenslandschaft sind es derzeit vor allem Männer, die Entscheidungen treffen, Strategien entwickeln und Menschen führen. In ihrer Hand liegt also nicht nur eine Vorbild- sondern auch die gestaltende Funktion. Sie entscheiden, wie mit unbewussten Vorurteilen, den sogenannten „Unconscious Biases“ umgegangen wird, auf welchen Kriterien Personalauswahl und Beförderung fußen, und welche Unternehmenskultur gepflegt wird.
Wie lassen sich also Männer an Bord holen?
Erstens: Stellen Sie sicher, dass Sie das Commitment der Geschäftsleitung hinter sich haben. Nur wenn die oberste Führungsebene an den Business Case von Vielfalt glaubt, tritt sie auch persönlich für Gender Diversity ein.
Zweitens: Während Frauen eine intensive Debatte zu einem modernen Frauenbild geführt haben, fehlt ein neues, komplementäres Männerbild. Hinterfragen Sie bestehende Rollen und Erwartungen an Männer, und geben Sie Ihren männlichen Führungskräften und Mitarbeitern die Chance, diese zu reflektieren und neu zu denken.
Drittens: Achten Sie darauf, dass das Diversity Management in Ihrem Betrieb nicht nur in den Händen von Frauen liegt, sondern beziehen Sie Männer gleichermaßen in die Aktivitäten ein. Damit setzen Sie ein klares Signal dafür, dass am Ende beide Seiten profitieren sollen.
Viertens: Ich empfehle dringend, Teilzeit-, Homeoffice-, Kinderbetreuungs- und Elternzeit-Modelle an die Bedürfnisse von Männern anzupassen. Fragen Sie die Männer in Ihrem Unternehmen, was sie benötigen, und passen Sie Ihre Unterstützung entsprechend an.
In diesem Prozess werden Unternehmenskultur und Führungsstil „entrümpelt“ und von überholten Machtemblemen und Revierkämpfen befreit. Am Ende dieses Dialogs steht eine moderne Unternehmenskultur, die statt auf Hierarchie und Kontrolle auf Wertschätzung, Vertrauen und Kooperation fußt. Was wiederum dazu führt, dass Ihr Unternehmen attraktiver und somit wettbewerbsfähiger wird. Und genau das sollte auch Ihr erstes Argument für den Business Case zu Gender Diversity sein.