Start-up „Revo Foods“ F(r)isch gedruckt und nachhaltig – Lachs aus dem 3D-Drucker
Düsseldorf, Wien Zwei Teller mit je einem Lachsfilet stehen auf einem Tisch. Beide Stücke sind hellrosa bis rot, gemustert mit feinen Muskelstrukturen und durchzogen mit schmalen weißen Fettsreifen. Aber nur eins der beiden Fischstücke stammt wirklich von einem Meerestier. Das andere besteht aus pflanzlichen Stoffen und wurde mit einem 3D-Drucker hergestellt. Es ist das Fischersatzprodukt des Wiener Start-ups Revo Foods, das mit sogenannten „Food Printing“ hergestellt wird, ökologisch nachhaltig ist und einen geringeren CO2-Ausstoß als der kommerzielle Fischfang hat.
Im vergangenen Jahr verursachten hierzulande alle Deutschen durch ihre Ernährung 145 Millionen Tonnen Treibhausgas, wie das Bundesamt für Natur und Umweltschutz angibt. Der gesamte bundesdeutsche Verkehr stieß mit 171 Millionentonnen „nur“ 26 Millionen Tonnen mehr aus.
Neben Obst, Gemüse und Fleisch steht Fisch regelmäßig auf dem Speiseplan der Deutschen. Im Jahr 2019 lag der Pro-Kopf-Verzehr bei 14,3 Kilogramm, errechnete das Fischinformationszentrum FIZ, einer Organisation der deutschen Fischindustrie. Der Liebling der Deutschen ist und bleibt der Lachs, gefolgt von Alaska-Seelachs und Thunfisch. International ist der Fisch-Appetit sogar noch deutlich größer: 20,5 Kilogramm isst jeder Mensch nach Angaben der Landwirtschaftsorganisation FAO der Vereinten Nationen.
So viel Hunger hat seinen Preis: In den Weltmeeren ist Überfischung ein großes Problem. FAO-Statistiken zufolge gelten etwa 29 Prozent aller Fischbestände als überlastet.
Damit die Meere nicht leergefischt oder Ökosysteme zerstört werden, drucken Dr. Robin Simsa und seine Mitgründer mit einem Lebensmittel-3D-Drucker aus pflanzlichen Stoffen einen Fischersatz, ähnlich wie Fleischersatzprodukte. So müssen Konsumenten nicht auf Fisch verzichten. Handel und Gastronomen können zudem eine nachhaltige Alternative zum Naturprodukt anbieten. „In einem Bericht las ich, dass in Fisch Unmengen an schädlichen Chemikalien und Mikroplastik ist“, erklärt Simsa seine Motivation zur Entwicklung des pflanzenbasierten Lachs aus dem 3D-Drucker.
Für die „Lachs-Druckertinte“ verwenden der studierte Biotechnologe und seine Mitgründer elf Zutaten: Hierzu zählen Erbsenproteine, Algenextrakte, Zitrusfasern und verschiedene Pflanzenöle. Dabei gibt jede Zutat dem 3D-Drucker-Lachs eine bestimmte Eigenschaft. „Je nach Menge bestimmter Öle ist der Lachs fester oder weicher im Mund, und die Algen verleihen ihm den salzigen, meerestypischen Geschmack“, präzisiert Simsa. Laut einer eigenen Studie entsteht bei der Herstellung des pflanzlichen Lachs etwa 75 Prozent weniger CO2 als beim kommerziellen Fischfang.
Im Gegensatz zur einfachen Optik von Fleischersatzprodukten wie Veggie-Burger-Patties, ermöglicht der Lebensmittel-3D-Drucker es, ein fast identisches Lachssteak im Vergleich zum natürlichen Produkt herzustellen. „Nahrungsmittel sind für Konsumenten kritische Themen, bei denen sie auf Feinheiten achten“, sagt Simsa.
Noch sei 3D-Food-Printing in der Lebensmittelindustrie ein Nischenthema und werde hauptsächlich zu Marketingzwecken eingesetzt. Der Revo Foods-Geschäftsführer sieht jedoch vielfältige Einsatzmöglichkeiten für die Technologie. Beispielsweise könnte jeder Konsument den Lachs bestellen und drucken, der zu seinem individuellem Ernährungsprofil passt. Deswegen entwickeln Simsa und sein Team derzeit eine automatisierte Produktionslinie, bei der mehrere Lebensmitteldrucker gleichzeitig pflanzlichen Lachs drucken können.
Welche Chancen Dr. Robin Simsa noch für den 3D-Lebensmitteldruck sieht und woran Revo Foods gerade tüftelt, erfahren Sie im Podcast „So klingt Wirtschaft“.
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