Die Baubranche befindet sich seit Jahren in einer Hochkonjunktur. Die Auftragsbücher waren auch während der Coronapandemie gefüllt. Ökonomische Probleme der Branche resultieren daher nicht aus einem Mangel an Aufträgen, sondern aus einem Mangel an Fachkräften und Baustoffen. Als Folge können bestehende Aufträge nicht abgearbeitet
werden.
Eine hohe Nachfrage, beschränkte Ressourcen sowie eine Verdreifachung des Zinsniveaus innerhalb eines Jahres führen zu steigenden Baukosten. So rechnen Wohnungskonzerne im Neubau mit Ausgaben von 5.000 Euro je Quadratmeter und einer
Kaltmiete von 18 bis 20 Euro je Quadratmeter. Dies entspricht dem höchsten Mietniveau in Deutschland, das bisher nur in München und Berlin erreicht worden ist.
Um ausreichend Wohnraum auch für einkommensschwächere Gruppen zu schaffen, führt kein Weg daran vorbei, das Bauen zu verbilligen. Das wird nur über eine Digitalisierung und Industrialisierung der Bauwirtschaft gelingen, um in allen Teilen der Wertschöpfungskette Skaleneffekte zu realisieren.
Während dieser Transformationsprozess noch nicht abgeschlossen ist, rückt bereits die nächste tiefgreifende Veränderung in den Fokus: die drängende Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Der Verzicht auf fossile Energieträger sowie ein wachsendes Bewusstsein für Klima- und Nachhaltigkeitsfragen sind auch für die Bauwirtschaft relevant, hat sie doch einen enormen Ressourcenbedarf und einen nicht unerheblichen CO2-Fußabdruck.
Bauen, Ressourcenschonung und Klimaanpassung müssen daher künftig zusammengedacht werden – und dies zu akzeptablen Kosten.