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The Mission ist eine Initiative von Deutsche Bank, Futury, Bain & Company, Schwarz Gruppe und Handelsblatt Media Group. Für den Inhalt ist nicht das Handelsblatt verantwortlich.

THE MISSION Food - Futury „Wir wollen schnell Lösungen etablieren, die der Markt benötigt.“

Die fünf Startups des Food-Programms haben sich hervorragend weiterentwickelt. Thomas Glaser und Melissa Ott von der Innovations- und Nachhaltigkeitsplattform Futury berichten über Fortschritte und Perspektiven von Terra Preta, rest:art, odacova, Symbiotic Food und Scopehub.
31.01.2023 - 07:00 Uhr Kommentieren
Melissa Ott und Thomas Glaser, Futury

Thomas Glaser ist Programm-Manager für THE MISSION Food. Melissa Ott ist Programmdirektorin für THE MISSION. Futury ist eine Innovations- und Nachhaltigkeitsplattform, die Unternehmer und Branchenakteure zusammenbringt, um gemeinsam nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Mit der Initiative THE MISSION werden nachhaltige Geschäftslösungen in ausgewählten Branchen in die Praxis umgesetzt.

Wohin entwickelt sich das Thema Nachhaltigkeit in der Food-Branche?
Das Thema Nachhaltigkeit hat in der Lebensmittelbranche bereits eine hohe Aufmerksamkeit. Dabei wird Nachhaltigkeit nicht nur unter Klimagesichtspunkten gesehen. Für die Lebensmittelindustrie rücken Fragestellungen rund um den Umgang mit Ressourcen, der Schutz von Anbauflächen, die Haltung von Tieren oder die Transparenz von industriellen Prozessen sowie die Rückverfolgbarkeit und Optimierung der Lieferkette in den Vordergrund.

Damit verbunden ist eine hohe Komplexität. Das Problem: Eine einfache Antwort, was Lebensmittel nun nachhaltig macht, gibt es nicht. Regional, Bio oder klimaneutral? Am Ende entscheidet der Konsument. was in seinen Einkaufskorb und auf den Teller kommt. Und jeder bringt gleichzeitig seine eigenen Erwartungen zum Thema Nachhaltigkeit mit.

Welche Trends und Treiber erkennt ihr?
Gesundheit und regionaler Konsum, hinzu kommt die Lieferketten-Problematik. Jedes Land versucht stärker, die eigene Produktion zu sichern, um die Verfügbarkeit von Lebensmitteln dauerhaft zu gewährleisten. Wenn sich der Planet verändert und Anbauflächen verschwinden, müssen Alternativen gefunden werden.

Viele innovative Lösungen sind nötig, um unsere Landwirtschaft so effizient zu gestalten, dass dies möglich werden kann. Gleichzeitig bringen Innovationen nur wenig, wenn diese vom Konsumenten am Ende abgelehnt werden. Daher müssen Produzenten sowie Händler frühzeitig schauen, wie Konsumenten mitgenommen und auch befähigt werden können, nachhaltige Konsumentscheidungen zu tätigen. Dazu wollen wir mit THE MISSION Food einen kleinen Teil beitragen.

Aus Brauerei-Abfällen Nahrungsmittel herzustellen, das klingt mehr als verrückt? Was steckt hinter dieser Idee des Startups rest:art?
Das Team rest:art arbeitet mit Biertreber, einem Nebenprodukt in Brauereien. Es stellt daraus Fleischalternativen her – bei unserem Final Event hat WISAG Catering daraus Leberwurstersatz und Burger gemacht. Entscheidend ist: Hier wird ein Nebenprodukt des Bierbrauprozesses aufgewertet, das normalerweise weggeworfen wird oder nur für sekundäre Zwecke wie Tiernahrung oder Brot verwendet wird. Zudem ergeben sich Möglichkeiten der lokalen Produktion, da es rund 1500 Brauereien in Deutschland gibt.

Was braucht es, um diese Idee in die Realität umzusetzen?
Wichtig ist, dass das Team alle relevanten Partner der Wertschöpfungskette überzeugen kann. Von den Brauereien als Rohstofflieferant des Trebers bis hin zu Lebensmittelherstellern, die gegebenenfalls bei der Produktion unterstützen und den Handel, der die Produkte vertreibt. Gleichzeitig sollten Konsumenten früh eingebunden werden, um zu testen, ob das Produkt beim Verbraucher ankommt.

Bei THE MISSION konnte das Team rest:art mit verschiedenen Partnern zusammenarbeiten und so schnell evaluieren, welche Anforderungen im Markt existieren und wo gegebenenfalls erste Stolpersteine warten. Gleichzeitig konnte das Team bereits erste Vertriebskanäle pilotieren und neben dem Vertrieb über den Handel auch Möglichkeiten des Direktvertriebes, zum Beispiel in Kantinen, angehen.

Gesund leben mit einer App: Inwiefern bringt das Team odacova das Thema personalisierte Ernährung voran?
Das Team setzt am Thema Gesundheit an und dem Trend zur Individualisierung. Es hat eine App entwickelt, die auf den eigenen Bedürfnissen basiert, Vorerkrankungen und Ziele integriert und darauf aufbauend die Ernährung in der App individuell plant. Auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse bietet es einen Anamnese-Fragebogen. Zusammen mit Betriebsgastronomen planen sie nun Pilotprojekte im ersten Quartal 2023.

Die Idee ist, direkt in der Kantine das Mittagessen einzugeben – und dann empfiehlt die App gleichzeitig schon was Passendes zum Frühstück oder zum Abendessen, damit der gewünschte Ernährungsmix gegeben ist. Interessant ist das für das Catering, damit die Mitarbeiter nun wieder öfter in die Betriebskantine kommen.

Für die Zukunft sind viele neue Features denkbar: Zum Beispiel könnten Nutzer durch eine Integration von Lieferdiensten direkt Produkte zum Kochen in der App bestellen und so Zeit sparen . Anbieter wiederum könnten sich mit ihren Produkten und Services platzieren.

Letztlich bietet odacova ein persönliches Ernährungs-Management für Leute, die arbeiten und nicht viel Zeit haben?
Genau. Zunächst wollte das Team einen Fokus auf Athleten und Sportler legen, also eher B2C. In den ersten Gesprächen mit unseren Unternehmenspartnern hat sich dann allerdings herausgestellt, dass die Anwendung für Betriebskantinen im Business-to-Business (B2B) ebenfalls spannend ist. Dieser Idee ist das Team während THE MISSION nachgegangen.

Gemeinsam mit ersten Unternehmenspartnern wurde die App entsprechend weiterentwickelt. Durch die Zusammenarbeit zwischen odacova und unseren Unternehmenspartnern bietet sich nun die Möglichkeit, die erweiterte App schnell zu pilotieren und dadurch direkt Feedback einsammeln.

Gleichzeitig ermöglicht der B2B-Anwendungsfall weitere Möglichkeiten der Kommerzialisierung und des Vertriebes, da man über einige wenige Anbieter viele Nutzer erreicht. Diese Ergebnisse kann das Team anschließend nutzen, um zu einem späteren Zeitpunkt eine Konsumenten-Version (B2C) zu vermarkten.

Spannend klingt die Idee von Terra Preta – nicht nur für Bauern, sondern auch für große Unternehmen. Wie gelingt es, mit Biokohle CO2-Zertifikate zu erschaffen?

Das Team Terra Preta nutzt landwirtschaftliche Abfälle speziell in Kolumbien und erstellt über ein Pyrolyse-Verfahren daraus Biokohle. Diese wiederum wird mit in die Felder gegeben und dient dort als Dünger. Das besondere dran: Diese Biokohle bindet CO2 im Boden. Damit verbunden sind vier sehr relevante Effekte:

  • Erstens verwertet das Startup landwirtschaftliche Abfälle weiter.
  • Zweitens erzeugt es mit dem Dünger ein kostbares Gut, das dringend in der Landwirtschaft gebraucht wird.
  • Drittens werden lokale Bauern in Südamerika unterstützt, weil diese einen Teil vom Kuchen abbekommen und ihr Einkommen damit aufbessern können.
  • Und viertens ermöglicht die CO2-Bindung im Boden die Ausgabe von Klima-Zertifikaten.

Wie groß ist das Potenzial für Klimazertifikate von Terra Preta?
Das Startup befindet sich gerade im Zertifizierungsprozess. Die Idee ist: Künftig kann ein Unternehmen oder eine Institution, die nicht klimaneutral ist, über Terra Preta seine Carbon Credits offiziell kaufen und sich damit klimaneutral machen.

Einige unserer Unternehmenspartner sehen hier ein großes Potenzial, um selbst mittelfristig klimaneutral zu werden. Denn sie könnten so die Emissionen kompensieren, die sie nicht selbst auf null reduzieren können. Für das Team Terra Preta war sehr wichtig, im Rahmen der Mission einen Kontakt zu den Nachhaltigkeitsabteilungen unserer Partner zu bekommen sowie zu den Farmern innerhalb von deren Lieferketten.

Wo genau liegt die Expertise des Startups Terra Preta?
In Abwicklung, Service und Organisation. Sie nutzen zur Herstellung der Biokohle ein Pyrolyse-Verfahren. Durch das Verbrennen bei extrem hohen Temperaturen wird die holzkohleartige Substanz erzeugt. Dazu haben sie eigene Anlagen entwickelt, die kostengünstig und leicht zu bedienen sind. Das ist für den lokalen Farmer in Südamerika erschwinglich und lohnend zugleich.

Gleichzeitig haben sie eine digitale Applikation, mit der die Akteure die CO2-Bindung erkennen können und mit der Außenstehende, etwa in Deutschland, dies verifizieren können. Für die CO2-Bindung erhält der Bauer eine Kompensation. Die entstandenen Carbon Credits wiederum können verkauft werden.

Die Landwirte haben also künftig zwei Einnahmequellen: die Zertifikate und die Produkte aus ihrem Anbau selbst. Zudem erproben sie derzeit auch das Carbon Insetting. Gemeint ist damit die Finanzierung von Klimaschutzprojekten entlang der eigenen Wertschöpfungskette, wobei die Projekte nachweisbar Emissionen reduzieren. Damit könnten Produzenten die Emissionen direkt in der eigenen Landwirtschaft reduzieren, anstatt sie nur im Nachhinein über Carbon Offsetting auszugleichen.

Transparenz für den eigenen Fußabdruck: Wie kann man denn dieses Thema als Unternehmen kommerzialisieren?
Das Startup Scopehub war mit einem Punktesystem für den Einkauf gestartet. Wer also Fleischersatz statt Hühnchen kaufte, profitierte. Das war für Unternehmenspartner eine große Herausforderung wegen der notwendigen Daten, weil eigentlich jedes Produkt im Supermarkt einen Nachhaltigkeits- oder CO2-Score bräuchte. Durch die Zusammenarbeit mit den Unternehmenspartnern hat Scopehub allerdings in kürzester Zeit ihre Idee verändert.

Nun bieten sie Unternehmen der Lebensmittelindustrie eine AI-basierte Plattform an, die auf Basis der Zutatenliste eines Produktes nachhaltige Anpassungen zur Emissionsreduktion vorschlägt. Der Produzent sieht hier beispielsweise den Effekt an Emissionseinsparungen, wenn Zutaten aus anderen Regionen bestellt werden (zum Beispiel Käse aus den Niederlanden statt Italien). Zudem können Emissionen direkt bei der Rezeptur neuer Lebensmittel miteinbezogen werden.

Die Geschäftsidee hat sich also stark verändert. Wie hat es Scopehub geschafft, innerhalb von wenigen Wochen zu Ergebnissen zu kommen?
Das Gründungsteam ist durch mehrere Unternehmen in unserem Partnernetzwerk unterstützt worden. Zum einen wurde die Idee gemeinsam in Diskussionen und durch das offene Feedback unserer Industriepartner entwickelt. Gleichzeitig konnte das Team mit unserem Partner efs.ai schnell erste Prototypen entwickeln und gemeinsam mit Datenexperten die Idee weiter entwickeln.

Zudem steht hinter Scopehub ein erfahrenes Gründungsteam, das schnell die Chance erkannte und sich mit den Vorschlägen der Partner intensiv auseinandersetzte.

Vertikaler Anbau in der Landwirtschaft ist ein großes Thema im Food-Sektor. Wie bereichert Symbiotic Food dieses wachsende Segment?
Symbiotic Food verfügt über eine neuartige Anlage, die auf einer Technologie des Fraunhofer Institut im Bereich Vertical Farming basiert. Durch Wellenbewegungen bei den Pflanzen werden Hormonausschüttungen bewirkt, wodurch die Pflanzen schneller wachsen und das gesamte System effizienter wird.

Wenn man dies mit Aquaponik kombiniert, also mit Fischen, erzeugt man so einen Kreislauf, in dem sinnvoll die Nährstoffe ausgetauscht werden. So enthalten die Exkremente der Fische Nitrat, das für die Pflanzen wiederum genutzt werden kann als Nährstoff.

Technisch interessant, aber auch schon skalierbar? Worauf hat sich das Team in den drei Monaten bei euch fokussiert?
Die Herausforderung für das Team liegt darin, aus der Technologie ein tragfähiges Geschäftsmodell zu machen. Die Produktionstechnik ist relativ komplex und erfordert hohe Investitionen.

Gleichzeitig wird durch die hohen Energiepreise der lokale Anbau durch Vertical Farming stark unter Druck gesetzt. Symbiotic Food hat im Rahmen der Mission evaluiert, welche Produkte sie vertreiben können, wie eine Preisstrategie aussieht, wie ein erstes brauchbares Produkt (MVP) realisiert werden kann und welche Möglichkeiten zur Finanzierung vorhanden sind.

Es fällt auf, dass diese fünf Startups weiter als frühere Teams in der Mission sind?
Ja, wir setzen bei der Auswahl bewusst nicht mehr bei null an, sondern suchen Substanz. Gleichzeitig müssen die jungen Gründungsteams weiterhin offenbleiben und mit dem Feedback der Unternehmenspartner arbeiten wollen. In unserer Auswahlphase prüfen wir daher nicht nur, wie gut eine Idee objektiv ist, sondern ob auch ein Fit mit unseren Unternehmenspartnern vorhanden ist.

Letztlich wählen diese auch die fünf Startups aus, mit denen sie zusammenarbeiten wollen – da muss natürlich von beiden Seiten der Wille da sein, einander zuzuhören und voneinander zu lernen. Damit haben wir genau die Kernidee umgesetzt: Schnell Lösungen zu etablieren, die der Markt benötigt.

Welche Food-Themen sind künftig für Euch interessant?
THE MISSION Food haben wir dieses Jahr zum ersten Mal durchgeführt. Da das Thema aktuell eine kritische Relevanz im Bereich Nachhaltigkeit hat, werden wir auch in 2023 und 2024 wieder THE MISSION Food durchführen. Wir wollen auf den Ergebnissen und Erkenntnissen aufbauen und weitere Facetten der Branche erkunden.

Nachdem im vergangenen Jahr Lösungen für die Lebensmittelherstellung und -verarbeitung sowie den Handel im Fokus lagen, möchten wir uns im kommenden Jahr mit Innovationen rund um nachhaltige Bewirtschaftung von Feldern, die Steigerung von Ernteerträgen und neuen Agrartechnologien beschäftigen.

Gleichzeitig wollen wir noch näher an den Konsumenten und diesen mitnehmen. Dabei ergeben sich weitere spannende Themen rund um Lebensmittelverschwendung, Ernährungsalternativen oder nachhaltiges Konsumentenverhalten.

Hintergrundinformationen zu „The Mission“

„The Mission“ wurde im Jahr 2019 ins Leben gerufen. Seither sind mehr als ein halbes Dutzend Projektrunden gelaufen, mehr als 150 Talente und über 60 Unternehmenspartner waren beteiligt. Dabei sind gut ein Dutzend Startups entstanden, zudem Kollaborationen zwischen Unternehmenspartnern und weitere Ideen, die jeweiligen Branchen nachhaltiger zu machen.

„The Mission“ ist eine Initiative von Futury, der Deutschen Bank, Bain & Company, der Schwarz Gruppe und der Handelsblatt Media Group.

Die konkrete Idee hinter „The Mission“: Startups in der Frühphase von Idee und Gründung (Early-Stage-Startups), unternehmerische Talente (Entrepreneurial Talents) sowie Gründer:innen und Gründungsinteressierte entwickeln in jeweils dreimonatigen Programmen nachhaltige Lösungen und Geschäftsmodelle, in nächster Zeit vor allem für die Wirtschaftsbereiche „Construction“, „Waste“ und „Food“.


Dabei arbeiten sie Hand in Hand mit Unternehmenspaten aus dem jeweiligen Themenfeld, um alle Lösungen praxistauglich zu gestalten und in die konkrete Umsetzung zu überführen.

Aktuell läuft 2023 „The Mission: Construction“. Es folgen „Waste“ und „Food“.

Final Event: The Mission Construction auf Youtube

First Pitch: The Mission Construction auf Youtube