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Abid in den Produktionshallen von Trimet
In Syrien hat der 28-Jährige noch als Fliesenleger gearbeitet.
Willkommenskultur bei TrimetVom Handwerker zum High-Tech-Techniker
Die deutsche Sprache ist für Abid noch immer eine Herausforderung. Beim Aluminiumhersteller Trimet in Essen stellt sich der junge Syrer einer weiteren Aufgabe: Er macht eine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer.
„Bitte seien Sie zu dem oben genannten Termin pünktlich. Wenn Sie der deutschen Sprache nicht mächtig sind, bringen Sie bitte einen Dolmetscher mit.“ Eine solche Einladung zu einer Behörde macht nur Sinn, wenn der Adressat die deutsche Sprache beherrscht. Abid O. weiß noch genau, wie hilflos er sich gefühlt hat, als er Anfang des Jahres 2016, kurz nach seiner Ankunft im nordrhein-westfälischen Essen, zum ersten Mal eine Einladung zu einem der vielen Ämter in seinen Händen hielt.
Inzwischen versteht der heute 28-jährige Syrer die deutsche Sprache wesentlich besser. „Die Einladungen der Ämter, zu denen ich musste, um beispielsweise meinen Aufenthaltsstatus zu klären, waren anfangs sehr schwer für mich“, erzählt Abid, „aber irgendwie waren sie auch ein Ansporn. Also habe ich mich hingesetzt und ein halbes Jahr lang ganz intensiv Deutsch gelernt.“ Sein Engagement hat sich gelohnt. Auch aufgrund seiner sehr guten Deutschkenntnisse erhielt Abid einen Ausbildungsplatz als Maschinen- und Anlagenführer bei der Trimet Aluminium SE.
Das Familienunternehmen ist mit seinen Standorten Essen, Voerde und Hamburg Teil des Netzwerkes von „Wir zusammen“, der „Integrations-Initiative der deutschen Wirtschaft“. Bereits 2015 initiierte der Trimet Gründer Heinz-Peter Schlüter das Projekt „Berufsbildung für Flüchtlinge“, mit dem Trimet aktuell bis zum Jahr 2022 an seinen Produktionsstandorten 66 zusätzliche Ausbildungsplätze für Menschen mit Fluchtintergrund schaffen möchte. Grundsätzlich verfolgt das Unternehmen das Ziel, Berufs- und Karrierechancen für Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft anzubieten und so langfristig das soziale Miteinander zu stärken.
Dr. Martin Iffert, Vorsitzender des Vorstands, sieht sein Unternehmen bei der Förderung von Flüchtlingen in der Vorreiterrolle: „Insbesondere Industriearbeitsplätze ermöglichen Menschen mit unterschiedlichem sozialen und kulturellen Hintergrund langfristige Berufsperspektiven für ein selbstbestimmtes Leben in der Gemeinschaft.“ Gleichwohl ist ein Arbeitsplatz in der Industrie auch eine Umgewöhnung – gerade für Menschen wie Abid, die eigentlich einen ganz anderen beruflichen Hintergrund haben.
In seiner Heimatstadt Al Hasaka in der Dscharzira-Region im Nordosten Syriens hatte der junge Mann als Fliesenleger gearbeitet. Nun absolviert er bei Trimet bis Anfang 2019 eine Ausbildung als Maschinen- und Anlagenführer in der Fachrichtung Metalltechnik. Das Einrichten, Bedienen und Überwachen der Produktionsanlagen ist für ihn eine technische Herausforderung – und Grundlage dafür, die Produktionsabläufe in der Grundstoffindustrie von der Pike auf kennenzulernen.
„Wir zusammen“
„Wir zusammen“ bündelt das Engagement von Unternehmen für Flüchtlinge. Die teilnehmenden Unternehmen bieten Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsplätze an, organisieren berufsbegleitende Sprachkurse, engagieren sich bei der Weiterbildung, dem kulturellen Austausch und vieles mehr.
Unternehmen, die sich „Wir zusammen“ anschließen, können auf einen inzwischen anderthalbjährigen Erfahrungsschatz eines stetig wachsenden Netzwerks zurückgreifen. Rund 200 Mitglieder, von Kleinunternehmen über Mittelständler bis hin zu Großkonzernen zeigen auf der „Wir zusammen“-Website ihre individuellen Initiativen.
Synergieeffekte werden immer wichtiger: Die Mitglieder geben ihr Wissen weiter, um andere bei der Ausarbeitung eigener Projekte zu unterstützen. Sie tauschen sich intensiv aus, übertragen funktionierende Konzepte auf eigene oder starten gemeinsame Initiativen.
Unternehmen bekennen sich durch ihre Mitgliedschaft bei „Wir zusammen“ in den eigenen Reihen und in der Öffentlichkeit eindeutig zu Toleranz und Offenheit in der Flüchtlingsintegration.
Im Rahmen einer bundesweiten Veranstaltungsreihe laden „Wir zusammen“ und das Handelsblatt Unternehmen zum Erfahrungsaustausch ein. Im Fokus stehen funktionierende Praxisbeispiele, außerdem werden Initiativen von Bund und Ländern diskutiert.
Wer mit seinem Unternehmen ein eigenes Integrationsprojekt auf die Beine stellen möchte, kann sich HIER informieren, die Info-Broschüre herunterladen und aktiv werden.
So erfährt Abid während seiner Ausbildung auch, dass die Aluminiumherstellung die Basis für viele Bereiche industrieller Wertschöpfung ist. Und dass Trimet als innovatives, mittelständisches Familienunternehmen an insgesamt acht Produktionsstandorten in Deutschland und Frankreich das Leichtmetall produziert und recycelt sowie neue Aluminiumlegierungen entwickelt und Vorprodukte für die Weiterverarbeitung herstellt, damit Autos sparsamer, Flugzeuge leichter, Windräder und Stromanlagen effizienter, Bauwerke moderner und Verpackungen ökologischer werden.
Der Trimet Standort in Essen-Bergeborbeck produziert mit 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern insgesamt rund 310.000 Tonnen Gussprodukte pro Jahr. Abids Ausbildungsplatz befindet sich in der neuen Stranggießanlage. Hier werden jährlich bis zu 60.000 Tonnen Aluminium-Stranggussmasseln abgegossen, eine Art Barren, aus denen unter anderem Getriebe, Fahrwerke, Motorblöcke und andere anspruchsvolle Fahrzeugteile in der Automobilindustrie hergestellt werden.
„Die Arbeit macht sehr großen Spaß“, sagt Abid. „Bei einem Arbeitgeber wie Trimet fühle ich mich wohl. Ich lerne viel und bin Teil einer tollen Gemeinschaft.“ Neben der beruflichen Ausbildung fördert Trimet Menschen mit Fluchthintergrund auch durch vorbereitende Einstiegsqualifizierungen und Praktika sowie begleitenden Sprach- und Fachkundeunterricht. Derzeit sind im Rahmen des Programms 16 geflüchtete Menschen an den Trimet Standorten Essen, Hamburg und Voerde in Einstiegsqualifikationen oder als Auszubildende tätig. Vier Geflüchtete absolvieren eine Ausbildung wie Abid, zwölf machen eine Einstiegsqualifizierung. Weitere Kandidaten sollen folgen, um die Ressourcen für insgesamt 66 zusätzliche Ausbildungsplätze vollständig auszunutzen.
Das Projekt umfasst darüber hinaus ein Patenprogramm, bei dem Trimet Mitarbeiter den Geflüchteten bei der Integration am Arbeitsplatz, bei Behördengängen oder Arztbesuchen zur Seite stehen.
Das Engagement für Flüchtlinge passt zur ausgeprägt sozial orientierten Unternehmensphilosophie. So erhielt Trimet bereits mehrfach das Siegel „Ökoprofit“, ebenso prämierte die Evangelische Kirche Trimet in den vergangenen Jahren gleich dreimal hintereinander mit der Auszeichnung „Arbeit plus“ für die Einstellung arbeitsloser und älterer Menschen sowie für besondere Arbeitszeitmodelle. 2015 verlieh das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie dem Aluminiumhersteller den „Unternehmenspreis für Willkommenskultur“.
Zum Unternehmen
Die Trimet Gruppe entwickelt, produziert, recycelt, gießt und vertreibt mit rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an acht Produktionsstandorten moderne Leichtmetallprodukte aus Aluminium. Das Familienunternehmen bedient und versorgt die gesamte industrieorientierte Wertschöpfungskette der Aluminiumwirtschaft mit maßgeschneiderten Produkten aus einer Hand.
Mit vier Produktionshütten, zwei Recyclingwerken, fünf Gießereien, einem Marketing- und Handelsbereich sowie hochmodernen Forschungs- und Entwicklungslabors bietet Trimet ihren Kunden ein breites Produktportfolio. Es reicht von Flüssigaluminium über Aluminiumdraht, Walzbarren, Pressbarren, Gusslegierungen bis hin zu hochwertigen Druckgusskomponenten. Das 1985 als Handelsgesellschaft für Metalle gegründete Unternehmen ist heute ein Full-Service-Dienstleister in den Geschäftsbereichen Produktion, Automotive, Recycling und Handel.
Dass Abid bei Trimet willkommen ist, spürt der junge Syrer jeden Tag aufs Neue. Außerdem verbessern sich seine Deutschkenntnisse kontinuierlich. Sorgen, dass er einen Brief nicht lesen kann, muss er sich jedenfalls nicht mehr machen. Und falls er doch einmal eine Frage zu Grammatik und Orthografie haben sollte, stehen ihm seine Kollegen gerne zur Seite.