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Lufthansa Innovation Hub Die Problemlöser der Luftfahrtbranche

So flexibel zu arbeiten wie ein Start-up, ist in Großkonzernen unmöglich. Die Lufthansa hat deshalb einen Ort fernab starrer Strukturen geschaffen: Ein kleines Team feilt in Berlin an neuen Lösungen fürs Reisen.
08.12.2017 - 08:06 Uhr Kommentieren
Die Prototypen, die der Lufthansa Innovation Hub entwickelt, sollen das Reiseerlebnis von Fluggästen verbessern – in der Luft und am Boden. Quelle: Lufthansa
Entspanntes Reisen

Die Prototypen, die der Lufthansa Innovation Hub entwickelt, sollen das Reiseerlebnis von Fluggästen verbessern – in der Luft und am Boden.

(Foto: Lufthansa)

Gleb Tritus weiß genau, wo Fluggäste der Schuh drückt: Fliegen ist oft stressig und um einiges komplexer, als in einen Zug zu steigen. Solche Probleme, die Fluggesellschaften weltweit bisher nicht aus der Welt schaffen konnten, will er jetzt mit seinem 17-köpfigen Team lösen.

Tritus ist Managing Director des Lufthansa Innovation Hub, aber kein langjähriger Lufthanseat. Er hat in den letzten zehn Jahren vier Start-ups gegründet und schlägt beim Innovation Hub jetzt die Brücke zwischen der Fluggesellschaft und dem Start-up-Ökosystem.

Der Innovation Hub ist ein Spielplatz für Vordenker und Visionäre. Bei aller kreativen Freiheit geht es aber sehr systematisch zu. Das Team sitzt regelmäßig zusammen und stellt sich drei Fragen: Was beschäftigt gerade die Lufthansa? Wohin fließt Wagniskapital? Und welche technologischen Trends gibt es? In der Schnittmenge ihrer Antworten suchen sie nach Produktideen. Wenn sie den Lufthansa-Kunden einen Mehrwert bieten und sich skalieren lassen, beginnt die Entwicklung.

So entstand auch das Projekt AirlineCheckins.com. „Wir haben bemerkt, dass Kunden den Check-in-Prozess als unnötig empfinden. Also haben wir ein Produkt entwickelt, das das für sie erledigt“, sagt Tritus.

Bei AirlineCheckins.com erhalten Nutzer bei Anmeldung eine spezielle Mail-Adresse. Nutzen sie diese bei der Buchung, checkt das System sie automatisch ein – und beachtet dabei auch noch die hinterlegten Sitzplatzpräferenzen. Der so lästige Gang zum Check-in-Schalter entfällt.

Jedes Mal, wenn der Lufthansa Innovation Hub neue Produkte entwickelt, steht am Anfang ein Prototyp. Über Werbung bei Facebook und Google sammelt der Innovation Hub eine bestimmte Zahl von Nutzern ein. „Wir machen einen Build-Measure-Learn-Kreislauf durch“, sagt Tritus. „Wir bauen ein Produkt, beobachten, wie Testnutzer mit diesem Produkt umgehen, und verbessern es. Dann schaufeln wir mehr Reichweite drauf, und das Ganze geht von vorne los.“

Jeder Kreislauf dauere nur rund eine Woche, sodass nach drei bis vier Monaten eine endgültige Entscheidung fällig ist: Funktioniert das Produkt, wird es weiterentwickelt und entweder in den Betrieb der Lufthansa integriert oder als eigene Firma ausgegründet. „Liefert das Produkt nicht die erhofften Ergebnisse, ziehen wir den Stecker“, sagt Tritus.

AirlineCheckin.com hat diesen Test schon bestanden. Das Produkt zählt 14.000 Nutzer. Vor einigen Monaten gab es einen Relaunch, jetzt denkt man im Lufthansa Innovation Hub darüber nach, den Dienst auf eigene Beine zu stellen und auszugründen.

Die Marke Lufthansa ist auf der Seite von AirlineCheckins.com nirgends zu finden, und Nutzer müssen keinen Flug von der Lufthansa oder einem ihrer Partner gebucht haben, um den Dienst zu nutzen. Kostenlos ist er auch noch. Also warum lohnt sich dieser Aufwand für den Innovation Hub überhaupt?

Individuelle Upgrades für Reisende, die sie auch annehmen wollen

Der Dienst Airlinecheckins.com übernimmt automatisiert den Online-Check-in und berücksichtigt sogar Sitzplatzvorlieben. Quelle: Lufthansa
Nie wieder zum Check-in-Schalter

Der Dienst Airlinecheckins.com übernimmt automatisiert den Online-Check-in und berücksichtigt sogar Sitzplatzvorlieben.

(Foto: Lufthansa)

„Wir lernen daraus eine Menge über unsere Kunden, ihre Reisegewohnheiten, was sie für Flüge bezahlen“, sagt Tritus. Diese Daten müsste sich die Lufthansa sonst teuer erkaufen. „Wenn wir wissen, wann und wohin Nutzer fliegen, können wir ihnen außerdem Konzertkarten, Hotelzimmer und andere Leistungen für ihr Reiseziel anbieten.“

Der Innovation Hub hat neben dem lästigen Check-In noch so manch anderes Problem der Kunden identifiziert. Vielen Reisenden sind die Ticketpreise zu volatil. Gerade Geschäftsreisenden fällt es da schwer, ihre Kosten zu planen. Auch gebe es am Markt bisher keinen ganzheitlichen Reiseassistenten, sagt Tritus. Es fehlt ein Tool, mit dem Kunden von der Buchung bis hin zur Reisekostenabrechnung nach der Rückkehr alles erledigen können. „Daran arbeiten wir seit Tag eins“, sagt er.

Ein weiteres großes Thema ist die Personalisierung. Die meisten Passagiere erhalten heute zwar ein Premium-Flugerlebnis, aber das nur bedingt auf sie zugeschnitten. Mit dem Programm Smile macht die Lufthansa ihren Kunden schon jetzt speziell zugeschnittene Angebote – so bietet sie beispielsweise ausschließlich den Kunden ein Upgrade in die nächstbessere Klasse an, die es erfahrungsgemäß auch annehmen. Die Personalisierung will der Innovation Hub künftig jedoch noch viel weiter treiben.

Diese Ansatzpunkte werden nicht etwa von der Fluggesellschaft vorgegeben. Der Innovation Hub entscheidet völlig frei, welche Produkte es entwickelt, und darf ohne Einschränkung mit seinem Budget haushalten.

Ein derart ausgelagertes Innovationszentrum mit einer kleinen, wendigen Mannschaft kann vieles erreichen, was für einen Konzern wie die Lufthansa schwer bis unmöglich wäre. Die hohe Geschwindigkeit der Ideenfindung und -umsetzung ist im Lufthansa Innovation Hub oberstes Prinzip, denn es gilt mit dem Tempo des Markts mitzuhalten.

Kultur und Denkweise sind im Innovation Hub zudem ganz anders als in einem Konzern. Bei der Gründung vor drei Jahren arbeiteten im Lufthansa Innovation Hub noch 90 Prozent Lufthanseaten, sagt Tritus. Heute bestehe das Team zu 90 Prozent aus Tech- und Gründungsexperten, die im Start-up-Ökosystem zu Hause sind. Während es der Lufthansa schwer fallen würde, mit jungen Start-ups in Kontakt zu kommen, sind die 17 Mitarbeiter des Innovation Hubs ganz nah an diesen dran und können auf ein großes Netzwerk zugreifen.

Dieser kurze Draht zur Start-up-Szene ist in Deutschland umso wichtiger, da sie im internationalen Vergleich schlicht winzig klein ist. 2017 haben Start-ups aus dem Bereich Travel-Tech und Mobilität weltweit bisher 21 Milliarden Dollar Wagniskapital eingesammelt. Europäische Start-ups sind nur für knapp eine Milliarde davon verantwortlich – seit 2010 sind 90 Prozent des gesamten Risikokapitals nach Asien und in die USA geflossen.

„Wir haben ein strukturelles Problem mit dem Wagniskapital“, sagt Tritus. „Es gibt zu wenige Fonds und zu wenige Einzelinvestoren oder Business-Angels, die in junge Start-ups investieren.“ Auch hier will der Innovation Hub seinen Teil dazu tun und die Lücke künftig mit eigenen Investmentaktivitäten schließen.