
dpa TOKIO. Obgleich der neue "Tankan-Bericht" der Zentralbank im Rahmen der Erwartungen der meisten Experten lag, reagierte die Aktienbörse in Tokio mit deutlichen Verlusten: Der Nikkei-Index für 225 führende Werte fiel bis zur Handelsmitte um 225,85 Punkte oder 1,7 % auf 12 743,20 Punkte. Zu der schlechten Stimmung in der Wirtschaft trägt der starke Rückgang der Exporte vor allem in die USA und nach Asien bei, nachdem sie Japan vor zwei Jahren noch aus der damaligen Rezession verholfen hatten. Die Industrieproduktion sank im Mai unerwartet stark. Doch obgleich die Firmen weniger produzieren, können sie nicht alles verkaufen: Die Folge sind hohe Lagerbestände.
Vor diesem Hintergrund brauchen die Unternehmen auch weniger in neue Anlagen zu investieren: Laut "Tankan" wollen große Produktionsfirmen im laufenden Geschäftsjahr nur noch 7,7 % mehr ausgeben, nach 8,3 % im Vorjahr. Insgesamt wollen Japans große Unternehmen jedoch 1,3 % weniger investieren, nach plus 1,5 % im Vorjahr. Allerdings konnten Nippons Unternehmen ihre Produktion und Investitionen nicht schnell genug drosseln, um ihren Ertragszuwachs zu halten: Die großen Industriefirmen erwarten im laufenden Jahr einen Rückgang ihrer Vorsteuererträge um 0,3 %, nachdem sie im Vorjahr noch kräftige Gewinnzuwächse erzielt hatten.
Auch die von der langen Wirtschaftskrise mit am schwersten getroffenen Klein- und mittleren Industriefirmen sind deutlich pessimistischer als noch vor drei Monaten. Die großen Firmen des nicht verarbeitenden Sektors, die stark vom Inlandsmarkt abhängen, spüren zwar auch die schwache Nachfrage, doch hat sich die Lage für sie zum Vorquartal nicht weiter verschlechtert. Daneben zeigt der "Tankan", dass wenigstens die großen Unternehmen des Landes keine weitere Verschlechterung der Stimmung erwarten. Der Index für große Produktionsfirmen dürfte sich demnach zum September leicht auf minus 14 verbessern. Unterstützung könnten sie durch den Yen erwarten, den die Unternehmen in diesem Jahr niedriger als im Vorjahr ansetzen.