Mein Handelsblatt (6): „Die Zeitung, die sich bezahlt macht“
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Mein Handelsblatt (6)„Die Zeitung, die sich bezahlt macht“
Zeitreise in die 1960er-Jahre: Den 20. Geburtstag des Handelsblatt feierten die Mitarbeiter 1966 mit einer ganzseitigen Anzeige – und einem detaillierten Rückblick auf die erste Ausgabe. Aus dem Archiv.
10.05.2016 - 11:54 Uhr
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Archivauszug
Zum 20-jährigen Bestehen veröffentlichte das Handelsblatt diese Anzeige (auf die Lupe klicken für die gesamte Ansicht)
DüsseldorfDas Handelsblatt feiert 70-jähriges Bestehen. Ein Blick ins Archiv zeigt: Seit der ersten Ausgabe bestimmten Themen wie Europa, Globalisierung und Marktwirtschaft das Profil der Zeitung. Der folgende Text erschien als Anzeige zum 20. Geburtstag des Handelsblatt in der Ausgabe vom 16. Mai 1966.
Heute vor 20 Jahren, am 16. Mai 1946, ist das erste Handelsblatt erschienen. Wer in den acht Seiten der nun reichlich vergilbten Nr. 1 blättert, mag zunächst glauben, seit jenem Maitag nach dem Krieg habe sich nicht viel geändert: „Eisen und Stahl in der Kostenkrise“ oder „Die Lage der Rheinschiffahrt“ oder „Starkes Ausdehnungsprogramm der ICI“ lauteten die Überschriften und im Leitartikel stand, was auch heute noch (oder wieder?) im Handelsblatt stehen könnte: „Die enge wirtschaftliche Verflechtung des alten Erdteils läßt ein dauerhaftes Zusammenwirken aller europäischen Länder ebenso wirtschaftlich notwendig erscheinen wie politisch wünschenswert. Denn an die Stelle des beschränkten nationalstaatlichen Denkens würde in einem fruchtbaren Werdeprozeß ein europäisches Lebensgefühl treten und eine kontinentale Sicht des Schicksals erwachsen.“
Der Weltwirtschaftsteil, von Anfang an besonderer und dauerhafter Bestandteil der Zeitung, eröffnete mit einem Artikel über „Die Ausdehnung der Weltwirtschaft“, die heutige „technische linie“ regte sich schon unter der Kopfzeile „Fortschritte der Technik“. Dr. Friedrich Vogel und Dr. Herbert Gross – die Begründer des Handelsblatt – hatten diese erste Ausgabe in drei Wochen mit Hilfe nur weniger Mitarbeiter, ohne jegliche Nachrichtenorganisation zustande gebracht. Es erschien als ein Wunder in einer Zeit, in der es nicht einmal möglich war, nach draußen zu telefonieren.
Den Reigen der Inserenten hatte C. G. Trinkaus (13 Fließsatzzeilen à 3 RM) eröffnet, gefolgt von der Commerzbank (2 Zeilen), die seinerzeit „75 Jahre im Dienste der heimischen Wirtschaft“ stand, und Bernhard Blanke, der in 5 Zeilen sein Bankhaus „zum Wiederaufbau Ihrer Existenz“ empfahl. Nur eine halbe Seite Anzeigen war erlaubt. Auch der Kurszettel strampelte schon mit 104 Werten in den Windeln! Die DEA-Aktien notierten bei 175. Spitzenreiter war die Rheinbraun mit 235 Punkten. Auflage der ersten Ausgabe: 10 000 Exemplare auf kontingentiertem Papier. Preis: RM 6,70 im Monat bei allerdings noch wöchentlichem Erscheinen jeweils donnerstags.
Wie sich eine Zeitung immer wieder neu erfindet
2016
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Das Handelsblatt feiert seinen 70. Geburtstag: am 16. Mai 2016
16. Mai 1946
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Das erste „Handelsblatt“ erschien am 16. Mai 1946, acht Seiten stark und mit einer trockenen Schlagzeile: „Regelung des Verbrauchsgüterkreislaufs“.
Lizenz für das Handelsblatt
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Nach der nationalsozialistischen Terrorherrschaft prüfte die britische Besatzungsmacht genau, welchen Deutschen sie die Lizenz gab. Es ging nicht nur darum, eine Zeitung aufzubauen. Sie sollte auch mithelfen, die verschüttete demokratische Kultur im Land neu zu entwickeln. Dem Journalisten Herbert Gross trauten die Briten das zu - zunächst.
Ende 1946
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Ein prominentes Thema war "Eisen und Stahl in der Kostenkrise". Zunächst erschien die Zeitung nur einmal in der Woche, jeweils am Donnerstag, und nur in der britischen Zone. Schon nach wenigen Monaten aber konnte die Zeitung deutschlandweit gekauft werden - sie wurde geschätzt, vor allem wegen ihrer Informationsdichte.
Friedrich Vogel
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Der Gründungsvater Herbert Gross gab Ende 1946 seine Lizenz zurück, die Briten ernannten den als wirtschaftsnah geltenden Journalisten Friedrich Vogel zum neuen Lizenznehmer. Da in Großbritannien zu jener Zeit die Labour-Party regierte, wurde Vogel zunächst der prominente Gewerkschafter Erich Potthoff zur Seite gestellt.
16. Mai 1956
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Das Handelsblatt feiert seinen zehnten Geburtstag mit einer Sonderbeilage. Gezeigt wird auch die Aufwärtsentwicklung - in Form von Text- und Anzeigenseiten.
Ludwig Erhard
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Im ersten Jahrzehnt nach ihrer Gründung ähnelte die Zeitung nicht nur optisch amtlichen Bekanntmachungen, sondern auch inhaltlich. Schlagzeile am 25. Juni 1957: „Erhard lobt das Kartellgesetz“.
Liest man die vergilbten Seiten genauer, erfährt man jedoch, wieviel sich seither geändert hat. Herbert Gross meldete aus Minden in Westfalen – dort hatte man ein „Zentralamt für Wirtschaft“ gegründet – es sei nun gelungen, 208 Konsumgüter nach einheitlichen Maßstäben zu bewirtschaften. Dergleichen bedeutete im Chaos jener Zeit schon einen Fortschritt. Dr. Vogel schrieb: „Der Hunger hat bösen Einzug gehalten und muß, wie auch nüchterne Auslandsbetrachter betonen, die Grundlagen für den Aufbau einer wirklichen Demokratie in Deutschland gefährden, wenn nicht zerstören.“
Dann ging es langsam bergauf, auch mit dem Handelsblatt. Rolf Jacobsen mietete auf der Bergstraße in Hamburg ein Stück einer Theke in einem Zigarren- und Briefmarkenladen und eröffnete dort die erste Verlagsvertretung. Heute sind es deren 22 in Deutschland und 38 im Ausland. Es stiegen: die Zahl der angestellten Mitarbeiter von 24 im Juli 1946 auf heute 232; die Druckauflage von 10 000 auf über 40 000; die Erscheinungshäufigkeit auf zweimal, dann dreimal, dann schließlich 1959 auf fünfmal wöchentlich; der Gesamtumfang seit 1951 um rund 350 Prozent, fast gleichmäßig auf Text und Anzeigen verteilt; der Anzeigenpreis jedoch nur um 30 Prozent und der Vertriebspreis um 80 Prozent seit der Währungsreform.
16. Mai 1946: Die Themen des ersten „Handelsblatt“
Im April hat die britische Militärverwaltung ein Zentralamt für Wirtschaft für ihre Zone eingerichtet. Allerdings seien „der Inhalt der Aufgaben und der Umfang der Befugnisse“ des Amtes mit Sitz in Minden noch „im Fluss“.
Die ersten Werke des Mannesmann-Konzerns in Düsseldorf, Remscheid, Gelsenkirchen und Witten haben ihre Röhrenproduktion wieder aufgenommen. Verloren sind dagegen die Fabriken in Komotau in der „Tschecho-Slowakei“ und Schönbrunn.
Trotz der laufenden Demontagen in der Sowjetischen Besatzungszone haben sich Unternehmer auf der ersten Leipziger Industrie-Messe zuversichtlich gezeigt. Von 2746 Ausstellern kamen allerdings nur 204 aus den Westzonen. 172.000 Besucher zählt die Messe.
Bis zum 31. März sind aus dem Rhein 930 Wracks aller Art geborgen worden. Ein Teil von ihnen fiel im Krieg Bomben- oder Artillerietreffern zum Opfer.
Der britische Schatzkanzler Hugh Dalton ist neuer Gouverneur von Weltbank und Internationalem Währungsfonds. Er löst John Maynard Keynes ab.
Am Anfang steht eine einzige Seite Papier. „Military Government- Germany“ steht oben, „Zulassung Nr. 42“ darunter. Drei Paragrafen regeln alles Nötige für „die Herausgabe der Zeitschrift genannt ,Handelsblatt'“ - vor allem, dass sie sich alliierter Zensur zu unterwerfen hat.
Vom Wohlverhalten der Redaktion hängt nicht zuletzt ab, ob ihr die Militärregierung die wöchentliche Papierlieferung genehmigt.
Gleichgeblieben sind Schriftzug und Titel „Handelsblatt“ und die grundlegende Zielsetzung, dem Kaufmann alle Informationen zu geben, deren er als Geschäftsmann wie als Staatsbürger bedarf, um richtig disponieren zu können und sich ein echtes Urteil über die Zeitläufe zu bilden. Dazu gehören immer stärker auch Politik und Kultur. Nach der Fusion mit der Deutschen Zeitung vor zwei Jahren hat das Handelsblatt seine alte Zielsetzung verwirklicht, dem Leser mit dem Schwerpunkt Wirtschaft eine umfassende Unterrichtungsquelle über alle wesentlichen Vorkommnisse des öffentlichen Lebens zu geben, klar, knapp und zuverlässig. Auf diesem Wege werden wir fortfahren.