Architekturpionierin Hilde Weström feiert ihren 100. Geburtstag

Die Architektin Hilde Weström vor dem Altenpflegeheim Haus Christophorus in Berlin.
Berlin Im Juli, mit 99 Jahren, ist Hilde Weström in ein Berliner Heim gezogen, das sie einst selbst entworfen hat. Die alte Dame ist eine Architekturpionierin der Nachkriegszeit. Zu ihrem Werk zählen Häuser, soziale Wohnungsbauten, Kindergärten, Künstlerdomizile und nicht zuletzt eine Norm für Einbauküchen. Weström denkt praktisch: Den Herd mag sie am Fenster. „Man kocht und man kann sehen, wer kommt.“
Zu Weströms 100. Geburtstag am 31. Oktober zeigt die Berlinische Galerie seit Mittwoch Zeichnungen, Fotos und Modelle - ein schlaglichtartiger Einblick in ihr Schaffen. Der Titel lautet: „Die zerstörte Stadt war meine Chance“ - ein Zitat der Architektin.
1945 fehlten allein im Westen Berlins 250 000 Wohnungen. Da waren nicht nur die zupackenden Trümmerfrauen gefragt, sondern nach der Bestandsaufnahme auch Ideen am Zeichentisch - für die Lücken zwischen den Altbauten, für bezahlbare Wohnungen.
Weströms Credo: „Wesentlich ist, dass man sein Bauwerk in Harmonie mit anderen einfügt und nicht unbedingt alles Alte wegnimmt.“ Ihr erstes Haus am Landwehrkanal bot Wohnungen für Singles. 1951 wurde Platz für Flüchtlinge gebraucht.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Der Weg zu ihrem Heim in Moabit führt vorbei am einst hochmodernen und heute wiederentdeckten Hansaviertel. 1957 war es Schauplatz der Architekturausstellung „Interbau“. Es ging um die „Die Stadt von Morgen“. Weström, deren Bauten bis dahin vor allem von Sparsamkeit und Pragmatismus geprägt waren, entwarf die viel bewunderte Vision einer Wohnung für die Zukunft. Der Clou waren Schiebewände, die per Knopfdruck verschwanden. „Da habe ich an Familien gedacht, die ihr eigenes Umfeld haben konnten“, erklärt die vierfache Mutter. Der Flur war groß genug, dass Kinder Roller fahren oder schaukeln konnten.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.