Der Mann aus Bonn Friedrich Nowottny wird 85

Der Journalist und ehemaliger Intendant des Westdeutschen Rundfunks, Friedrich Nowottny: „Es geht jetzt darum, dass man für die Ukraine eine Lösung findet und nicht vom Krieg schwadroniert.“
Swisttal In Friedrich Nowottnys Hobbykeller befinden sich ein Trimm-Dich-Rad, ein alter Teppich, ein noch viel älteres Radio und viele Regale mit abgewetzten Aktenordnern und zerlesenen Büchern. Millionen Hobbykeller sehen so aus. Wenn Nowottny aber hingeht und willkürlich etwas herauszieht, dann kann es sein, dass es sich um einen handgeschriebenen Glückwunschbrief Willy Brandts zu seinem 50. Geburtstag handelt. Am 16. Mai hat Nowottny wieder Geburtstag. Dann wird „Mister Bonn“ 85 Jahre alt.
Sein berühmtes Ja/Nein-Interview mit Willy Brandt ist heute ein Renner bei Youtube. Nowottny hatte den Kanzler gebeten, sich kurz zu fassen. Daraufhin beantworte dieser die Fragen nur mit „ja“, „nein“ oder „doch“. Nowottny ließ sich äußerlich nichts anmerken. „Aber Sie wissen nicht, wie es in mir ausgesehen hat!“
Nowottny könnte viele solcher Geschichten erzählen, schließlich hat er zwölf Jahre lang den „Bericht aus Bonn“ moderiert. Aber er tut es nicht. Die Gegenwart interessiert ihn viel mehr. Die Krise in der Ukraine, das ist das Thema, das ihm jetzt auf den Nägeln brennt.
Der frühere Fernsehjournalist hat in der Ukraine-Krise eine vorsichtigere Wortwahl angemahnt. Er wundere sich, wie schnell jüngere deutsche Politiker heute wieder das Wort „Krieg“ im Munde führten, sagte Nowottny (84) der Nachrichtenagentur dpa.
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„Jeder in der CDU- oder SPD-Spitze oder in der Opposition, überhaupt jeder, der Politik betreibt, muss dafür sorgen, dass nicht eine künstliche Hysterie erzeugt wird. Es geht jetzt darum, dass man für die Ukraine eine Lösung findet und nicht vom Krieg schwadroniert.“
Weil Bundeskanzlerin Angela Merkel im Ostblock aufgewachsen sei, verstehe sie besser als andere, was den russischen Präsidenten Wladimir Putin bewege. „Sie ist in der Lage, ihm zu sagen, was geht und was nicht geht, und auch - wie ich sie kenne - ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Angst hat sie auch keine.“ Er selbst wolle nicht in ihrer Haut stecken, sagte Nowottny: „Es sind schreckliche Zeiten.“
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