Gehirnschäden durch Kopfverletzungen Ex-Wrestler verklagen Börsenkonzern WWE

Patriarch Vincent McMahon Jr. führt das Familienunternehmen mit eiserner Hand. Er formte aus dem Jahrmarktspektakel ein professionelles Medienunternehmen.
Düsseldorf Gehirnerschütterungen werden, gerade im Leistungssport, häufig als Bagatellen abgestempelt. Gerade in Sportarten wie Football, Handball oder Rugby gehört diese Art der Kopfverletzung beinahe zum Alltag. In den USA hat sich diese Einschätzung in den vergangenen Jahren grundsätzlich verändert. Denn Studien konnten letztlich Langzeitauswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit von Athleten nachweisen. Von Gedächtnislücken bis hin zu schweren Depression, die Erkrankung CTE wurde 2009 als direkte Folge von Kopfverletzungen ausgewiesen. Seither wird in Amerika viel Prävention betrieben.
Auch im Wrestling, dem Milliardengeschäft mit athletischen Schaukämpfen, sind Gehirnerschütterungen inzwischen etwas, was sehr ernst genommen wird. Erst vor wenigen Monaten beendete Wrestler Daniel Bryan seine aktive Karriere, da er nach zahllosen Gehirnerschütterungen keine Ringfreigabe der Ärzte mehr bekommen hatte. Den börsennotierten Marktführer WWE erschütterte vor allem der Fall ihres Superstars Chris Benoit, der 2007 erst seine Familie und dann sich selbst tötete. Bei der Autopsie glich sein Gehirn durch Folgeschäden durch Kopfverletzungen dem eines fortgeschrittenen Alzheimerpatienten.
Der WWE ist das gesundheitliche Risiko inzwischen sehr bewusst. In einer Klage, der sich das Unternehmen aus Stamford im Bundesstaat Connecticut nun gegenüber sieht, geht es allerdings um Nachlässigkeiten der Vergangenheit. Ehemalige Stars des Unternehmens fühlen sich unzureichend aufgeklärt und klagen über mangelhafte medizinische Versorgung. Der konkrete Vorwurf lautet, die WWE habe ihnen „möglicherweise lebensrettende Informationen vorenthalten“. Anders als in Sportarten wie Football sind die Schaukämpfe komplett choreographiert und halten sich an Ablaufpläne, was es möglich macht, Gewalteinwirkung auf den Kopf zu vermeiden.
Die Klage wiegt schwer, bemüht sich das Unternehmen doch seit Jahren, ihr Image in Richtung Familienunterhaltung zu verschieben. Schimpfwörter, Nacktheit und blutige Gewaltdarstellung, die noch in den späten 1990er-Jahren das Geschäft prägten, sind inzwischen verbannt. Einen erheblichen Anteil der Einnahmen erzielt die WWE durch direkten Verkauf von Merchandising und Lizenprodukten an junge Fans. Seit dem Börsengang 1999 arbeitet das Unternehmen auch an einer professionellen Außendarstellung. Dazu zählt auch die strikte Gesundheitspolitik, die auch Drogen- und Dopingverstöße ahndet.