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Kommerz oder Wahrzeichen? Eine obszöne Geste als Protest

Das „Fearless Girl“ nahe der Wall Street gewann schnell an Beliebtheit. Die Wenigsten wissen: Die Skulptur ist die Aktion einer Investmentfirma. Ein Künstler stellte aus Protest jetzt einen pinkelnden Hund daneben.
01.06.2017 - 09:34 Uhr Kommentieren
Die Statue „Fearless Girl“, die im Auftrag der der Investmentfirma  State Street Global Advisers dem berühmten Bullen nahe der New Yorker Wall Street gegenübergestellt wurde gewann schnell an Beliebtheit, weshalb die Bronzeskulptur noch bis März 2018 dort stehen bleiben darf. Quelle: AP
"Fearless Girl"

Die Statue „Fearless Girl“, die im Auftrag der der Investmentfirma State Street Global Advisers dem berühmten Bullen nahe der New Yorker Wall Street gegenübergestellt wurde gewann schnell an Beliebtheit, weshalb die Bronzeskulptur noch bis März 2018 dort stehen bleiben darf.

(Foto: AP)

New York Freiheits-Statue, Times Square, Brooklyn Bridge? Nein, die wahre Touristenattraktion in New York ist seit März ein kleines stolzes Mädchen aus Bronze, das dem einstigen Wall-Street-Bullen die Stirn bietet. Das „Fearless Girl“, das gerade einmal 1,30 Meter misst, zieht nicht nur die Besucher an. Es erhitzt auch die Gemüter der New Yorker Künstler.

Am Dienstag hatte sich für wenige Stunden eine weitere Skulptur dazugesellt. Der Künstler Alex Gardega platzierte gleich neben dem Mädchen einen kleinen Hund, der sein Bein an das des Mädchens hebt: „Pissing Pug“ neben „Fearless Girl“.

Der Künstler von der Upper West Side nennt die Statue des Mädchens „kommerziellen Unsinn“ und schlägt sich damit auf die Seite des Bullen-Schöpfers, Arturo Modica, der die kleine Rotznase ebenfalls so schnell wie möglich loswerden will.

Denn was die wenigstens Touristen wissen: „Fearless Girl“ ist eine Idee der Werbeagentur McCann im Auftrag von State Street Global Advisers. Die Investmentfirma aus Boston ist der drittgrößte Vermögensverwalter der Welt und hat einen Index-Fonds (ETF) unter dem Namen SHE aufgelegt, der auf Unternehmen mit hohem Frauenanteil setzt.

Tatsächlich steht auf einer winzigen Plakette neben dem Mädchen: „Know the power of women in leadership. SHE makes a difference.“ (Lerne die Macht von Frauen in Führungspositionen kennen. SHE (engl. für Sie) macht den Unterschied).

„Das ist schrecklich“, sagt Mercedes, eine Argentinierin, über den Hund. Die kleine Tier-Statue wurde mittlerweile entfernt. Mercedes wird nicht müde, das Mädchen mit dem wehenden Kleid von allen Seiten abzulichten. „Für mich ist das Feminismus gegen Kapitalismus“, interpretiert sie den Bullen und das Kind. Dass hinter der Statue ein Indexfonds von State Street steht, weiß sie nicht. Auch von der Fehde mit dem Künstler hat sie nichts gehört.

Genauso wenig wie die chinesischen Besuchergruppen und die meisten anderen Touristen, die hier am Bowling Green Park das erweiterte Wahrzeichen von Downtown betrachten und Schlange stehen, um ein Foto mit der bronzenen Berühmtheit zu machen.

Ursprünglich sollte das kleine mutige Mädchen als Überraschungsaktion nur am Internationalen Frauentag am 8. März dem Bullen trotzen. Da aber die Figur rasant zu einer neuen Berühmtheit für die Stadt wurde, beschloss der New Yorker Bürgermeister Bill De Blasio persönlich, dass sie noch bis zum 8. März 2018 bleiben darf.

Eine Geschichte, die der des Bullen ähnelt: Modica hatte den mehr als 3.000 Kilogramm schweren Bullen nach zweijähriger Arbeit 1989 in einer Nacht- und Nebelaktion direkt vor der New Yorker Börse platziert, woraufhin er von den Behörden weggeschafft wurde. Auf Druck der New Yorker Bevölkerung, bei denen das Tier schnell beliebt geworden war, stellten ihn die Behörden 200 Meter weiter südlich im Bowling Green Park auf, wo der Bulle bis heute steht.

„Es hat nichts mit Feminismus zu tun und es fehlt der Respekt gegenüber dem Künstler, der den Bullen geschaffen hat“, argumentiert Hunde-Schöpfer Gardega. Dennoch musste er seine Skulptur wieder räumen.

Vielleicht steckt auch Kalkül dahinter, das neue Wahrzeichen New Yorks im übertragenen Sinne anzupinkeln: Wahrscheinlich haben noch nie so viele Menschen über ein Kunstwerk von ihm gesprochen wie dieses Mal.

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