Als Erfinder des Enkeltricks gilt laut Ermittlern der langjährige Clanchef Arkadius L., der zeitweise in Hamburg lebte.
Er kam den Berichten nach durch Zufall auf die Masche, da ein älterer Herr seine Anrede am Telefon nicht richtig verstand und ihn fragte, ob er sein Enkel sei.
Die Anrufer sitzen zur Minderung ihres eigenen Risikos oft im Ausland und erhalten bis zu 50 Prozent Beuteanteil.
Die Anrufer müssen hochprofessionell vorgehen und perfekt deutsch sprechen, damit sie nicht auffallen.
Die Logistiker streichen etwa ein Viertel der Beute ein, sind dafür zuständig, die Abholertrupps zu koordinieren.
Sie checken, wo im Umkreis der Wohnung des potenziellen Opfers Geldautomaten liegen und instruieren die Abholer.
Die Abholer sind das unterste Glied in der Futterkette der Trickbetrüger, sie gehen mit dem direkten Personenkontakt das größte Risiko ein und werden bandenintern schnell ausgewechselt, wenn sie in einer Region auffällig geworden und somit nicht mehr einsetzbar sind.
Meist agieren bei einer Aktion drei Abholer: ein Fahrer, ein Observant und ein Abholer – meist werden für letztere Aufgabe in den Clans eher Frauen ausgewählt, da sie mutmaßlich vertrauenswürdiger wirken.
Häufig kommen die deutschen, österreichischen oder schweizerischen Ermittler nicht an die Hintermänner heran, da sie von anderen Ländern aus agieren, etwa aus Polen. Die dortigen Behörden kooperieren, können allerdings häufig nicht alle Taten nachweisen, die deutsche Behörden bilanzieren.
Auch sehen ihrer Rechtsvorschriften meist andere Strafmaße als die deutschen Gesetze vor – sodass die Täter mit vermindertem Strafmaß davon kommen. Eine Auslieferung findet meist nicht statt. Ermittlungserfolge: Im Sommer gelang in einer seltenen Kooperation zwischen den Strafverfolgungsbehörden verschiedener Bundesländer und polnischer Behörden ein Schlag gegen den Clan des „Erfinders“ Arkadius L.:
Die Ermittler konnten zehn Köpfe des Clans festnehmen, darunter auch die Hauptanrufer Arkadius L. und Adam P. Im Zuge der Festnahmen wurde deutlich, dass sich die Betrüger über ihre Masche einen beträchtlichen Luxus inklusive rauschender Familienfeste und schneller Sportwagen aufgebaut hatten.
Viele der gefassten Hintermänner sind mittlerweile wieder auf freiem Fuß, sie hatten nur einige Monate Untersuchungshaft über sich ergehen lassen müssen. Danach mussten sie eine Erklärung abgeben, dass sie die Opfer in denen ihnen nachgewiesenen Betrugsfällen entschädigten.
Deutsche Ermittler entzürnt das, da sie davon ausgehen, dass die Personen weit größere Schäden angerichtet haben und da kaum gesichert ist, dass sie nicht künftig weiterhin ihre Netzwerke anleiten. Dennoch sind seit der vermehrten Aktivität der deutschen Behörden die Fallzahlen in Schwerpunktregionen deutlich zurückgegangen. Umsonst ist der Kampf also nicht.
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