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Meeresströmung Klimawandel bremst den Golfstrom und kühlt womöglich Europa ab

Dem Golfstromsystem im Atlantik macht der Klimawandel zu schaffen. Es wird langsamer, sodass der nördliche Atlantik kälter wird und vor der US-Küste wärmer.
12.04.2018 - 08:30 Uhr 3 Kommentare
Die globale Erwärmung ist wohl für die Abschwächung verantwortlich. Quelle: dpa
Klima

Die globale Erwärmung ist wohl für die Abschwächung verantwortlich.

(Foto: dpa)

Potsdam Lange Zeit war es eine Vermutung, jetzt gibt es neue Belege: In den vergangenen rund 100 Jahren hat sich das Golfstromsystem – wichtig für den Wärmetransport der Erde – deutlich verändert. Die Strömung im Atlantik sei um 15 Prozent langsamer geworden, berichtet ein internationales Wissenschaftlerteam im Fachmagazin „Nature“. Die Forscher hatten Computersimulationen mit Messdaten der Meeresoberflächentemperatur kombiniert. Die Konsequenzen für das Klima weltweit sind noch offen.

Es sei ein spezielles Muster entdeckt worden, sagte Leit-Autorin Levke Caesar vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Der Ozean südlich von Grönland kühle sich ab, weil das heranströmende Wasser nicht mehr so rasch in die Tiefe sinke und deshalb weniger warmes Wasser nachströmen könne. Gleichzeitig heize sich das Gewässer entlang der nördlichen Hälfte der US-Atlantikküste auf, weil sich der Golfstrom näher an die Küste schiebe.

Für die Abschwächung machen die Wissenschaftler die globale Erwärmung verantwortlich. Das Golfstromsystem wird durch Dichteunterschiede im Meereswasser angetrieben. Warmes, leichteres Wasser fließt von Süden nach Norden; dort wird es kälter und damit dichter und schwerer, sinkt in tiefere Schichten und fließt zurück in den Süden. Diese gigantische Umwälzpumpe wird nun gebremst.

Denn durch die globale Erwärmung gibt es mehr Regen über dem Nordatlantik und den benachbarten Landmassen – dadurch fließt mehr Süßwasser in den Ozean. Auch das schmelzende Eis der Arktis verdünnt das Wasser des Nordatlantiks. Der Salzgehalt sinkt. Weniger salzhaltiges Wasser jedoch ist weniger dicht und damit weniger schwer. Es sinke damit nicht mehr so schnell von der Oberfläche in die Tiefe, erläutert Mit-Autor Alexander Robinson von der Universität Madrid. Gelinge es nicht, rasch die globale Erwärmung zu stoppen, werde die Atlantikströmung immer langsamer. „Wir fangen erst an, die Folgen dieses beispiellosen Prozesses zu verstehen – aber sie dürften weitreichend sein“, sagt Robinson.

„Wir erwarteten, dass sich die Erderwärmung in allen Ozeanen zeigt, wenn auch nicht überall gleich“, sagt Caesar. „Die weiträumige Abkühlung im nördlichen Atlantik aber zeigt, wie sehr der Klimawandel nun bereits die Meeresströmungen stört – das ist beunruhigend.“

„Die Belege, die wir jetzt haben, sind bislang die robustesten“, sagt Mit-Autor Stefan Rahmstorf vom PIK. Lange Zeit sei offen gewesen, wann und wie die Vorhersagen der Computersimulation auch in der Realität eintreten. Die neuen Daten zeigen, dass dies bereits im Gange sei.

Der Zusammenhang zwischen der Oberflächentemperatur der Meere und der Abschwächung des Golfstromsystems sei bereits zuvor untersucht worden, schreibt Summer Praetorius vom US Geological Survey in Menlo Park. Die Stärke der neuen Arbeit liege in der umfassenden Kombination von Messdaten und modernsten Computersimulationen.

Auch eine zweite in „Nature“ veröffentlichte Studie kommt zu dem Schluss, dass sich das Golfstromsystem verlangsamt – allerdings begann die Abschwächung nach dieser Studie bereits etwa 100 Jahre früher, also zu Beginn der Industrialisierung. „Das hat Konsequenzen für die Suche nach den Auslösern der Verlangsamung“, schreibt Praetorius. Die Forschergruppe um David Thornalley vom University College London gehe von einem natürlichen Prozess aus, der durch die vom Menschen verursachte globale Erwärmung verstärkt wurde. „Nichtsdestotrotz ist der Hauptverantwortliche in beiden Szenarien die Verdünnung des Oberflächenwassers.“

Frühere Studien hatten bereits gezeigt, wie die atlantischen Meeresoberflächentemperaturen das Wetter in Europa beeinflussen. So gab es einen Zusammenhang zwischen der Hitzewelle im Sommer 2015 in Europa und einer Rekordkälte im Nordatlantik. Der kalte Nordatlantik veränderte das Muster an Luftdrucksystemen und begünstigte damit den Zufluss warmer Luft aus dem Süden nach Europa.

„Wir wollen nun weiter die Auswirkungen und Folgen der Veränderungen des Golfstromsystems untersuchen“, sagte Caesar. Wichtige Fragen seien: Wie ändern sich in dem Zusammenhang die Temperaturen in Europa? Und: Ist mit einer Zunahme von Hitzewellen und Stürmen zu rechnen?

  • dpa
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3 Kommentare zu "Meeresströmung: Klimawandel bremst den Golfstrom und kühlt womöglich Europa ab"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Es ist schon ein aar Jahre her, als ich gelesen habe, dass es ein ganz natürlicher Prozeß im Laufe der Jahrhunderte ist, dass sich der Golfstrom umkehrt.

  • Was von wissenschaftlichen Theorien zu halten ist, weiß mittlerweile jeder. Jede neue Theorie gilt solange, bis die nächste genau das Gegenteil belegt. Dann gilt diese bis zur Nächsten.

  • Soweit bekannt ist die Temperatur der Erde seit der Kleinen Eiszeit Mitte des 19. Jahrhunderts je nach Studie um 0,5+-0,5 bis 0,8+-0,5°C gestiegen. Dies kann natürlich auch Auswirkungen auf die Meeresströmungen haben. Interessant wäre es Daten zum Hochmittelalter, oder anderen Perioden zu suchen an denen es gleichwarm, oder wärmer war als heute.

    Störend ist, dass man im Artikel diese wissenschaftlich interessante Diskussion über den Golfstrom und mögliche Änderungen im Zuge der Änderungen des Klimas mit dem ökoreligiösen Klimaschwindel und dem PIK als Promotoren desselben vermengt hat.

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