Melania Trump Old-School-Glamour statt nackter Oberarme
Paris In modischer Hinsicht scheut Melania Trump es nicht, sich der „America First“-Agenda ihres Ehemannes zu widersetzen. Die gebürtige Slowenien steht zu ihren Wurzeln, wie ihre mutige und von ausländischen Einflüssen geprägte Garderobe 2017 gezeigt hat. In ihrem ersten Jahr als First Lady trug sie häufig Kleidung aus Europa, nachdem mehrere US-Designer sich öffentlich geweigert hatten, sie einzukleiden – ein geschlossenes Statement der Modeindustrie gegen ihren unbeliebten Mann.
Melania Trump ist die erste Frau eines US-Präsidenten, die auf dem europäischen Festland zur Welt kam. Sie wuchs in Sevnica in Slowenien auf, gut 100 Kilometer von der italienischen Grenze entfernt. Ihr Modegeschmack wurde Mitte der 90er-Jahre geprägt, als sie als junges Model in Paris lebte, bevor sie 2006 US-Staatsbürgerin wurde. Zum Maßstab wurden für die heute 47-Jährige die berühmtesten und teuersten Modehäuser der Alten Welt – von Dolce & Gabbana, Del Pozo und Christian Dior über Emilio Pucci, Givenchy und Valentino bis Christian Louboutin.
Als Frau eines Milliardärs kann sie es sich heute leisten, fünfstellige Beträge für ein Kleidungsstück auszugeben. Wie das bei den Wählern von Präsident Donald Trumps politischer Basis ankommt, scheint sie wenig zu scheren. Als modischen Berater hat Melania Trump den aus Frankreich stammenden Einwanderer Hervé Pierre angeheuert, den früheren Chefdesigner von Carolina Herrera.
Pierre half ihr, ihren charakteristischen Look zu perfektionieren. Bekannt ist sie heute für ärmelbetonte Oberteile, figurbetonte Kleidungsstücke in auffälligen Farben und große Sonnenbrillen. Dieser aufgetakelte Glamour-Chic der alten Schule stärkt den Eindruck einer Distanziertheit der First Lady, die erst im Juni ins Weiße Haus umgezogen war und sich nur selten öffentlich äußert.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Seit Jackie Kennedy stand keine US-Präsidentengattin so sehr für eine europäische Ästhetik wie Melania Trump. Obwohl sie bei der Amtseinführung ihres Mannes Ralph Lauren trug und auch eine Vorliebe für US-Marken wie Michael Kors und Calvin Klein erkennen ließ, wurden viele ihre markantesten Outfits im Ausland designt und hergestellt.
Damit steht das Ex-Model in krassem Gegensatz zu Vorgängerin Michelle Obama mit ihrem Faible für junge amerikanische Designer und einen Mix aus günstigen und teuren Teilen. Auch Laura Bush und Hillary Clinton hüllten sich fast nur in US-Marken. Die meisten Kleidungsstücke der aktuellen First Lady werden von einem Einkäufer von der Stange erworben. Den Designern ist dabei meist nicht bekannt, für wen die Teile bestimmt sind.
Auch das ist ein völlig anderes Vorgehen als bei Michelle Obama, die regelmäßig mit Designern zusammenarbeitete. Möglicherweise hat Melania Trump diese Möglichkeit aber wegen der geringen Popularität ihres Mannes gar nicht. Vertreter von 17 Modemarken, die sie trägt, wollten sich auf Anfragen der Nachrichtenagentur AP nicht über die First Lady äußern, obwohl diese zu den meistfotografierten Frauen der Welt gehört – ein ohrenbetäubendes Schweigen, zumal Melania Trump selbst in dieser Industrie arbeitete.
Ein Hang zu ausländischen Luxuslabels ist für jede Präsidentengattin riskant. So war schon Jackie Kennedy in die Kritik geraten, als sie Chanel trug. Doch angesichts einer einwanderungsfeindlichen und vorgeblich arbeiternahen Regierung des „America First“ ist Melania Trump für solche Kritik besonders anfällig.
Während die Modepresse einen hellen Seidenschal von Dolce & Gabbana feierte, den sie im Mai 2017 auf Sizilien trug, waren die politischen Kommentatoren über den Preis des Accessoires von mehr als 50.000 Dollar (41.000 Euro) weniger begeistert. Sie wiesen umgehend darauf hin, dass der Preis höher ist als das durchschnittliche jährliche Haushaltseinkommen in den USA.
Auch mit einem Outfit im Stil von Marie Antoinette setzte sich die First Lady in die Nesseln. Sie trug es ausgerechnet während des Versuch ihres Mannes, die Gesundheitsreform „Obamacare“ abzuschaffen, was Millionen von Amerikanern ihre Krankenversicherung hätte kosten können. Schon fast legendär ist der Shitstorm, den sie mit ihrem Besuch im texanischen Hurrikan-Gebiet auf Highheels auf sich zog.

Auch bei Besuchen in Katastrophengebieten macht die Präsidentengattin stets eine gute Figur.
Ein einsames Lob erhielt Melania Trump lediglich für ihr Outfit bei einem Treffen mit Kindern im Gemüsegarten des Weißen Haus: An diesem Tag entschied sie sich für Converse-Sneakers im Wert von 50 Dollar und eine Jeans von J Brand für 185 Dollar, die sie allerdings mit einem Balmain-Shirt für 1100 Dollar kombinierte.
Wenn Trumps Stil eine Botschaft hat, dann lautet sie: Die First Lady trägt das, was sie gut aussehen lässt, und hält dabei an ihrem teuren persönlichen Geschmack fest, den sie seit ihrer Heirat mit Trump im Jahr 2005 pflegt. Eine politische Message ist nicht vorgesehen.
„Sie kümmert sich nicht darum, was andere über ihre Kleidung denken, und bleibt sich selbst immer treu“, sagte eine Sprecherin von Melania Trump, Stephanie Grisham, der AP. „Mrs. Trump trägt, was sie mag, und was dem Anlass angemessen ist.“ Pierre erklärte: „Sie hat und hatte bereits einen sehr persönlichen Modestil, bevor sie First Lady wurde. Wie man sieht, mag sie Anzüge und strukturierte Kleider.“
Eine wichtige Rolle bei ihren Outfits spielen stets auch aufsehenerregende Ärmel – wiederum ganz anders als bei Michelle Obama, die häufig in ärmellosen Oberteilen ihre durchtrainierten Oberarme zeigte und damit für ihre Fitnessinitiativen warb. Melania Trump zog dagegen schon mit auffälligen Glocken- und roten Umhang-Ärmeln Blicke auf sich.
Manchmal trägt sie auch Mäntel lose über der Schulter und lässt die Ärmel offen herunterhängen. Dieser Look lässt die Hände verschwinden – und stützt die unterschwellige Botschaft, dass Melania Trump vor allem eine modebewusste und keine zupackende First Lady sein möchte.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.