New York fünf Jahre nach „Sandy“: Vom Hurrikan gezeichnet, doch schlecht geschützt
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New York fünf Jahre nach „Sandy“Vom Hurrikan gezeichnet, doch schlecht geschützt
Tropensturm „Sandy“ verwüstete vor fünf Jahren die Metropole New York. Auch aktuell zeigen Stürme wie „Harvey“, dass nicht nur die Karibik von Hurrikans gefährdet ist. Lehren hat die Weltstadt jedoch kaum daraus gezogen.
New York Alles schien zusammenzukommen an jenem Montag im Oktober 2012. Ein Wintersturm aus dem Norden, eine Vollmond-Flut und Hurrikan „Sandy“, der zuvor schon über der Karibik gewütet hatte, trafen sich an der US-Ostküste und stürzte die Millionenmetropole New York in eine Jahrhundert-Naturkatastrophe: Mehr als 40 Menschen sterben, dutzende werden verletzt, zwei Millionen sind tagelang ohne Strom, dazu werden Schäden in Milliardenhöhe angerichtet – von denen einige auch auch zum fünften Jahrestag am Sonntag immer noch sichtbar sind.
In höher und geschützter gelegenen Gebieten der Stadt wie der noblen Upper East Side lassen die Windböen bloß die Fensterscheiben wackeln und holen Äste aus den Bäumen, bevor die Menschen wenige Stunden später wieder ihre Hunde spazieren führen. Die Viertel nahe der rund 840 Küstenkilometer der Millionenmetropole aber werden teils schwer getroffen, manche Gebieten gelten seitdem als unbewohnbar, andere sind fünf Jahre später immer noch nicht wieder komplett aufgebaut.
„Sandy“ sei die schlimmste Naturkatastrophe in der Geschichte der Stadt gewesen, sagt Dan Zarrilli, der in der Stadtverwaltung für New Yorks Abwehrkraft zuständig ist. „Chief Resilience Officer“ lautet sein offizieller Titel. Der Hurrikan sei ein „wegweisender Moment“ gewesen, der wunde Punkte der Millionenmetropole deutlich gemacht habe. Stürme und ansteigende Meeresspiegel infolge des Klimawandels stünden seitdem besonders auf dem Radar der Stadtverwaltung.
Kleine Unwetterkunde: Wind, Sturm oder Hurrikan
Je nach Stärke unterscheiden Meteorologen zwischen tropischen Depressionen (schwacher Wind, „Depression“ im Sinne von Tiefdruckgebiet), tropischen Stürmen (mittel) und tropischen Orkanen (stark). Letztere werden im westlichen Atlantik und im östlichen Pazifik Hurrikans genannt.
Ihre Stärke wird nach der von den Meteorologen Herbert Saffir und Robert Simpson entwickelten Skala eingeteilt. Demnach ist in den USA bei einer maximalen Windgeschwindigkeit unter 63 Stundenkilometern von einem Tropentief die Rede. Bei Tempo 63 bis 118 gilt es als Tropensturm, darüber wird Hurrikanstärke erreicht.
Ein Hurrikan der Kategorie 1 reicht bis Tempo 153. Stufe 2 gilt bis 177, Stufe 3 bis 208 und Stufe 4 bis 251 Stundenkilometern. Besonders verheerende Schäden richten Hurrikans der höchsten Kategorie 5 ab einer Windgeschwindigkeit von 252 Kilometern pro Stunde an.
Hurrikans erzeugen zwar enorme Windgeschwindigkeiten, bewegen sich aber oft nur mit etwa 15 Kilometern in der Stunde vorwärts. Das ist verheerend, weil Niederschläge dann stunden- oder tagelang fast auf dasselbe Gebiet niederprasseln.
Oft nehmen Wirbelstürme bei ihrem Zug über das Meer an Stärke zu. Über Land verlieren sie schnell an Kraft, da der Nachschub feuchtwarmer Luftmassen fehlt. Bei Windgeschwindigkeiten unter 120 Stundenkilometern wird ein Hurrikan zu einem Tropensturm herabgestuft.
Viel sei seit „Sandy“ schon geschehen, sagt Zarrilli. 200.000 Häuser wurden beispielsweise höhergelegt. Der Energieversorger ConEd und die Nahverkehrsbehörde MTA haben Millionen in ihre Netze investiert und gelten inzwischen als besser auf einen Sturm vorbereitet als noch 2012. Betreiber von Wolkenkratzern etwa an der Südspitze Manhattans, von denen viele nach „Sandy“ tagelang keinen Strom hatten, haben ihre Generatoren und andere Technik nach weiter oben verlagert.
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Mehrere Großbaustellen mussten umplanen: Das Whitney-Museum, dem das Wasser damals in den Rohbau im Süden Manhattans floss, baute nach „Sandy“ neue wasserdichte Tore und einen größeren Notfall-Öltank ein. Der neue Tech-Campus der Cornell University auf Roosevelt Island baute sich einen Keller wie eine Badewanne, die notfalls volllaufen kann. Ein geplantes Riesen-Einkaufszentrum an der Küste von Staten Island verstärkte sein Parkhaus und plante eine breitere Schutzpromenade zwischen Wasser und Läden ein.
Dazu finanzierten Stadt und Land Leuchtturm-Projekte: Den Boardwalk am Strand der Halbinsel Rockaway beispielsweise, den „Sandy“ fast komplett wegriss. Den Sand fegte der Sturm danach einmal über die Halbinsel, viele Häuser vor allem an der westlichen Spitze Breezy Point sahen nach „Sandy“ aus wie von einem Riesen plattgehauen. Der Boardwalk steht inzwischen wieder, stabiler als zuvor, dazu Dünen und andere Befestigungsmaßnahmen. „Wir wollen sicherstellen, dass wir das Geld nutzen, um eine bessere, widerstandsfähigere Stadt zu bauen“, sagt Chief Resilience Officer Zarrilli.
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