Öko-Test warnt vor Limonade: „Viel zu viel Zucker“ in Erfrischungsgetränken

Fassbrause ist eine beliebte Variante der trendigen, aber zuckerhaltigen Erfrischungsgetränke. Es kommen immer wieder neue Sorten auf den Markt.
Düsseldorf. Die Werbung wirkt großartig, führt aber in die Irre. „Ein Sprung ins kühle Nass bei hochsommerlichen Temperaturen ist pure Erfrischung.“ Genau dies soll das Motiv von Gaffels Fassbrause vermitteln. Geweckt wird so die Lust auf ein Getränk, das bei sommerlichen Temperaturen den schnellen Durst löschen soll.
Weit gefehlt, stellt die Zeitschrift Öko-Test in ihrer Juli-Ausgabe fest. „Als Durstlöscher sind trendige Erfrischungsgetränke wie Gurkenlimos, Fassbrausen mit Mangogeschmack und Estragon-Ingwer-Mischungen nicht geeignet.“ Der Grund: Sie enthalten „oft viel zu viel Zucker“. Und dieser Süßstoff macht nicht nur dick, sondern auch krank.
Was ist zu viel? Die Maßstäbe dafür liefert die Weltgesundheitsorganisation WHO. Erwachsene sollten pro Tag nur bis zu 25 Gramm Zucker zu sich nehmen, Kinder natürlich weniger. Die empfohlene Menge entspricht umgerechnet acht Würfeln. Da Zucker ohnehin in den meisten Lebensmitteln verarbeitet ist, erreicht fast jeder auch ohne Limo schnell den Richtwert.

So wirbt der Getränkehersteller Gaffel für seine Fassbrause. Zucker ist da kein Thema.
Mit einer 0,33 Flasche Fassbrause geht das sogar rasend schnell. Am Beispiel der Gaffel-Brause: 6,3 Gramm Zucker sind laut Herstellerangaben in 100 Millilitern der Zitronenvariante. Das macht also 20,8 Gramm (oder fast sieben Würfelstücke) Zucker für eine einzige Portion der angeblich so reinen Erfrischung. Kein Einzelfall in der Branche, sondern die Regel.
Der Zuckergehalt (umgerechnet auf 0,1 Liter) beträgt bei den meisten Limo-Varianten zwischen 4,5 und 10 Gramm. Eine kleine Flasche der so klangvollen „Fritz Limo Melonenlimonade“ kommt damit umgerechnet auf 33 Gramm pro Portion, also 11 Stücke Zucker. Nicht wesentlich besser schneiden jedoch scheinbar gesündere Varianten ab.
Selbst in der „Christinen Apfel-Himbeer-Granatapfel Activ-Schorle“ stecken noch 4,3 Gramm Zucker pro 0,1 Liter. Und wer trinkt davon nur ein Mini-Glas? Die Empfehlung von Experten lautet daher ganz klar: „Zuckergesüßte Getränke sollten generell nur in geringen Mengen getrunken werden“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).

Für Kinder ungeeignet, denn die Kleinen sollen sich nicht an den Biergeschmack gewöhnen.
Das Trendgetränk Fassbrause ist dabei auch in anderer Hinsicht bedenklich, stellt Öko-Test heraus. Denn dieses sei keine reine Limonade, sondern eine Art alkoholfreies Radler. Es enthält als Basiszutat alkoholfreies Bier, das die Hersteller zum Beispiel mit Säften mischten. „Und da wird es heikel, denn das ist nur etwas für Erwachsene“, warnen die Tester.
„Alkoholfreie Mischgetränke wie Fassbrause sind für Kinder nicht geeignet“, stellt die Ernährungswissenschaftlerin Restemeyer fest. Denn auch als „alkoholfrei“ gekennzeichnete Getränke könnten Restalkohol enthalten. Zudem schmeckten sie häufig nach Bier: „Kinder sollten dadurch nicht ans Biertrinken gewöhnt werden.“
Fazit dieser und anderer Untersuchungen von Trendgetränken kann nur sein: Gesundheitsbewusste Verbraucher greifen am besten zum Wasser. Da können sie am wenigsten falsch machen. Wem das auf Dauer zu langweilig oder zu fade ist, der könne sich ja an einem der vielen Rezepte für „Infused Water“ versuchen, schlägt Öko-Test in seinem Beitrag vor.
Das gehe so: „Einfach Früchte wie Zitronen, Orangen oder Erdbeeren, eventuell gemischt mit ein paar frischen Kräutern oder frischem Ingwer, ein paar Stunden in Wasser einlegen – fertig. So bekommt das Wasser Geschmack und ist trotzdem eine kalorienarme Alternative zu Limos oder Saft.“ Hört sich doch ganz leicht an.
Noch einfacher ist übrigens ein Blick auf das Etikett der Erfrischungsgetränke. Dort ist der Zuckergehalt für 0,1 Liter nachzulesen. Meistens stimmt die Zahl, wie die Tester herausfanden. Also diese Zahl mit der Gesamtmenge in der Flasche multiplizieren – schon hat man den Gehalt der Zuckerbombe ausgerechnet. Wer das öfter macht, wird automatisch weniger davon trinken.

Die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke e.V. (wafg) kritisiert die Herangehensweise des Getränke-Tests: ÖKO-Test habe hier nur eine begrenzte Auswahl an Produkten aufgeführt, erklärte Geschäftsführerin Manuela Windhausen in einer Mail an das Handelsblatt.
Öko-Test berücksichtige damit keinesfalls aktuelle Entwicklungen im Angebot von Produkten mit verschiedenen Süßungskonzepten (auch mit kalorienreduzierten und -freien Alternativen). Gerade in Deutschland würden Erfrischungsgetränke den Verbraucherinnen und Verbrauchern in einer sehr breiten Vielfalt mit unterschiedlichsten Kaloriengehalten zur Auswahl angeboten.
Zudem würden hier unter dem Begriff „Erfrischungsgetränke“ Produkte einbezogen, die aus der Sicht der Wirtschaftsvereinigung dieser Kategorie nicht zuzuordnen seien. Dies gelte insbesondere mit Blick auf die Kategorie „Fassbrausen“.
Die Kritik der Wirtschaftsvereinigung ist in diesem PDF im Detail nachzulesen.







