Pferdefleischskandal Zweieinhalb Jahre Haft für niederländischen Händler

Der Verurteilte hatte während des Prozesses ausgesagt, das Fleisch nicht willentlich falsch deklariert zu haben und seine Unschuld beteuert.
Den Haag Zwei Jahre nach dem Pferdefleischskandal in weiten Teilen Europas ist am Dienstag ein niederländischer Großhändler zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Willy S. bekam eine Strafe von zweieinhalb Jahren, wie das Gericht in Herzogenbusch im Süden der Niederlande urteilte. Der Chef zweier Firmen habe Rechnungen, Aufdrucke und Zutatenlisten gefälscht, um Pferdefleisch als Rindfleisch zu verkaufen.
S. sei als Chef der Unternehmen für den Betrug verantwortlich gewesen, begründete das Gericht das Urteil. Der 45-Jährige habe nicht nur Konsumenten getäuscht, sondern auch den Ruf von Schlachtern geschädigt, erklärten die Richter. Da S. Fleisch auch ins Ausland geliefert habe, habe er der gesamten niederländischen Fleischindustrie geschadet.
In 35 von 167 Stichproben aus Lieferungen S. fanden niederländische Behörden 2013 DNA von Pferden. Alle Produkte seien als "reines Rindfleisch" deklariert gewesen, erklärten die Richter. "Er sparte Geld indem er billigeres Pferdefleisch kaufte, es mit Rind mischte und es danach als teureres Rindfleisch verkaufte", begründete das Gericht weiter.
S. selbst hatte während des Prozesses ausgesagt, das Fleisch nicht willentlich falsch deklariert zu haben und seine Unschuld beteuert. Fehler in der Buchhaltung seien Schuld daran gewesen. "Ich bin nicht der große Pferdefleisch-Betrüger, für den mich alle halten", hatte S. noch im März gesagt. Er sei "unvorsichtig mit der Verwaltung" gewesen.
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Der 45-Jährige war im Mai 2013 unter dem Verdacht festgenommen worden, 300 Tonnen Pferdefleisch als Rindfleisch ausgegeben zu haben. Die niederländische Staatsanwaltschaft wies ihm eine Schlüsselrolle in dem europaweiten Lebensmittelskandal zu. Dieser hatte im Januar 2013 in Irland und Großbritannien seinen Anfang genommen und zu Rückrufen von Fleischprodukten in etlichen europäischen Ländern geführt. Große Ketten wie der Möbelhändler Ikea oder der Supermarkt Tesco waren von den Skandal betroffen.
S. Betrieb ist inzwischen pleite. Nach Angaben des Gerichts stehen gegen ihn zudem noch Forderungen in Höhe von elf Millionen Euro aus.
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