Schausteller klagen Bauvorhaben vernichten kleine Volksfeste

Die Rheinkirmes in Düsseldorf zählt noch zu den größeren Volksfesten in Deutschland. Doch viele kleinere stehen vor dem Aus.
Papenburg Bürokratische Hürden machen den Schaustellern das Leben schwer. Zugleich geht die Zahl der Volksfeste in Deutschland seit Jahren zurück. Eine immer stärker werdende Alternative für die Branche seien allerdings die Weihnachtsmärkte, sagte Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, am Montag in Papenburg. Dort treffen sich bis Donnerstag rund 400 Delegierte zu ihrer Verbandstagung.
Ritter kritisierte zum Beispiel, dass in Deutschland eine neue europäische Sicherheitsvorschrift für Fahrgeschäfte bis auf wenige Ausnahmen auch für alte Karussells oder Riesenräder gelte. „Wir fordern Bestandsschutz für die alten Anlagen“, sagte Ritter. Den gebe es in allen anderen Ländern Europas. Die Anlagen müssten nun kostenpflichtig neu begutachtet werden, im Extremfall drohe die Stilllegung, obwohl die Sicherheit gewährleistet sei.
Ritter beklagte zudem, dass trotz jahrhundertelanger Traditionen vielerorts kleine und mittelgroße Jahrmärkte vor dem Aus stünden, weil etwa die Festplätze von den Kommunen für Einkaufszentren oder andere Bauvorhaben geopfert würden.
Dies gilt als einer der Gründe, dass die Zahl der Volksfeste seit Jahren in Deutschland sinkt: Im Jahr 2000 waren es noch 12 000 Feste, 2012 waren es nur noch 9900, zitierte Verbandsgeschäftsführer Frank Hakelberg aus einer aktuellen Studie des Verbandes. Die Zahl der Volksfestbesucher ging in diesem Zeitraum von 178 auf 148 Millionen zurück.
Immer wichtiger werden für die Branche die Weihnachtsmärkte, deren Besucherzahl seit 2000 um 70 Prozent auf 85 Millionen im Jahr 2012 gestiegen ist. Die Schausteller machen gut 28 Prozent ihres Umsatzes von insgesamt 3,7 Milliarden Euro im Jahr auf den Weihnachtsmärkten.
In dieser Situation setze der Schaustellerbund große Hoffnungen auf einen Antrag, dass die Volksfeste in Deutschland von der Unesco als immaterielles Kulturgut anerkannt werden. „Das gibt uns Argumente in Gesprächen mit Behörden und Kommunen“, sagte Ritter.
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