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Schiffsunglücke im Mittelmeer Eine Million Flüchtlinge warten in Libyen

Neuer Hilferuf im Mittelmeer: Mehr als 300 Flüchtlinge sind offenbar auf hoher See in Not. Auch vor Rhodos starben Menschen. Innenminister de Maiziere spricht von einer Million Migranten, die auf die Überfahrt warten.
20.04.2015 Update: 20.04.2015 - 15:49 Uhr 13 Kommentare
Immer neue Flüchtlingsunglücke auf dem Mittelmeer erschüttern Europa. Quelle: ap
Geborgene Flüchtlinge im Hafen von Pozzallo

Immer neue Flüchtlingsunglücke auf dem Mittelmeer erschüttern Europa.

(Foto: ap)

Athen/Genf Im Mittelmeer sind drei weitere Schiffe mit Flüchtlingen in Seenot geraten. Italien und Malta hätten nach Hilferufen der drei Boote Rettungseinsätze eingeleitet, sagte Italiens Regierungschef Matteo Renzi am Montag nach einem Treffen mit Maltas Premierminister Joseph Muscat. „Ein Schlauchboot befindet sich etwa 30 Seemeilen (55 Kilometer) vor Libyen, mit 100 bis 150 Menschen an Bord. Ein weiteres Schiff ist etwas größer mit 300 Menschen“, sagte Renzi. Auch ein drittes Boot habe um Hilfe gebeten.

Zuvor hatte die Internationale Organisation für Migration (IOM) erklärt, sie habe Informationen über drei weitere Schiffe in Seenot erhalten. Dies habe ein Anrufer, der sich angeblich auf einem der Boote befand, berichtet, sagte ein IOM-Sprecher der Nachrichtenagentur dpa. Auf einem Schiff, das am Sinken sei, befänden sich nach Angaben des Anrufers 300 Menschen, 20 von ihnen seien gestorben.

Der Hilferuf ging im IOM-Büro in Rom ein. Den Angaben des Anrufers zufolge waren drei Schiffe dicht beieinander vor der libyschen Küste unterwegs, er sitze in einem von ihnen. Die genaue Position konnte jedoch zunächst nicht bestimmt werden. Die IOM alarmierte die Küstenwache. Doch wegen der Tragödie vom Sonntag mit je nach Angaben rund 700 oder 900 Toten fehlten der Küstenwache derzeit die Mittel, nach dem anderen Schiff zu suchen, teilte die IOM weiter mit.

„Die Küstenwache wird vermutlich Handelsschiffe zu dem kenternden Boot schicken“, hieß es bei der IOM. Allerdings weigerten sich einige kommerzielle Schiffe, bei der Rettung zu helfen.

Renzi bekräftigte, es sei wichtig, gegen die Menschenschmugglerbanden im Mittelmeerraum vorzugehen. „Die Eskalation der Todesfahrten ist ein Zeichen, dass es eine kriminelle Organisation gibt, die viel Geld damit verdient und viele Leben ruiniert“, sagte der 40-Jährige nach dem Treffen in Rom. „Unser Land kann nicht zulassen, dass mit menschlichen Leben Geld gemacht wird, und wir werden dagegen vorgehen. Das verlangen wir von der internationalen Gemeinschaft.“

Vor einem beliebten Strand der griechischen Touristeninsel Rhodos ist unterdessen ein Schiff mit Dutzenden Flüchtlingen an Felsen zerschellt. Mindestens drei Menschen starben, darunter ein vierjähriges Kind, wie die Küstenwache am Montag mitteilte. Weitere 93 wurden demnach aus dem Wasser gerettet, 30 von ihnen kamen ins Krankenhaus. Taucher entdeckten im Wrack keine weiteren Menschen, wie es hieß.

Nach ersten Erkenntnissen der Küstenwache kam das Schiff offenbar aus der Türkei. Das Boot lief rund 100 Meter vor dem beliebten Badestrand Zefyros der Stadt Rhodos auf Felsen auf und zerschellte. Augenzeugen gaben an, die Flüchtlinge klammerten sich an Teile des Schiffes, um auf diesen die Küste zu erreichen. Medienberichten zufolge beteiligten sich auch Inselbewohner an der Rettung.

Über die Nationalität der Menschen wurde zunächst offiziell nichts bekannt. Augenzeugen sagten im örtlichen Rundfunksender, viele von ihnen seien aus Syrien. Es seien aber auch Menschen aus Eritrea und Somalia unter den Flüchtlingen.

Die Zahl der Immigranten, die übers Meer nach Griechenland kommen, ist in den vergangenen zehn Tagen stark angestiegen. Viele von ihnen starten ihre gefährliche Überfahrt auf kaum seetüchtigen Gefährten von der türkischen Küste aus. Allein auf der nahe gelegenen Insel Lesbos kamen vergangene Woche mehr als 700 Flüchtlinge an.

EU-Kommission drängt Staaten zum Handeln
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13 Kommentare zu "Schiffsunglücke im Mittelmeer: Eine Million Flüchtlinge warten in Libyen"

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  • Beitrag von der Redaktion editiert. Bitte bleiben Sie sachlich.

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  • Was mich genauso bedrückt wie die Tausenden Toten im Mittelmeer, ist die Kleingeistigkeit der Kommentatoren hier, die die Konsequenzen einer globalisierten Welt einfach nicht wahrhaben möchten. Nach wie vor beutet der Westen die Entwicklungsländer aus, in dem er dort für SEINE Volkswirtschaften billigst produzieren läßt. Er versorgt die Machthaber mit Waffen, bei denen von Anfang an klar klar ist, dass sie früher oder später in die falschen Händen geraten müssen. Der Westen ist in allererster Linie vom Staate "Nimm", aber nicht bereit zu teilen. Nun bekommen wir die Quittung für dieses Handeln. Wer noch einigermaßen ethisch denken kann, muss diese Situation annehmen und humane Lösungen schaffen. Wer sich inzwischen sämtlicher Ethik und Moral entledigt hat, so wie offensichtlich die Mehrheit der Kommentatoren beim HB, der lebt nach der simplen Darwinschen Lehre "Survival of the fittest". Und das sind aktuell NOCH wir. Fragt sich nur wie lange noch.

  • Schickt sie in die USA, das ist die Folge deren Aussenpolitik und ständigen Kriegen.

  • Dieses Thema macht mir mehr Sorgen als jedes andere gesellschaftliche Thema und entsprechend regt es mich auf, was unsere Politiker hier tun bzw. unterlassen. Und es regt auch deshalb so auf, weil man nichts tun kann, als gelegentlich ein bisschen Frust in einem Kommentar abzulassen.

    Eine Million Menschen wollen illegal nach Europa kommen und an unserem Wohlstand teilhaben. Illegal, weil die Europäer es nicht wollen, und ihre Einreisegesetze es nicht zulassen. Und eine Million - das sind ja nur die aktuellen Zahlen. Je mehr Erfolg haben, umso mehr werden nachrücken. Die Bevölkerung in der 3. Welt wächst indes so schnell, dass der Druck permanent ansteigt.

    Für mich ist eine "Migration" in dieser Größenordnung und gegen den Willen der Zielländer eine Invasion und sollte eine Angelegenheit des Militärs sein. Ich will einen Staat oder einen Staatenbund, der seine Grenzen schützt. Wie Kanada, wie Australien, wie Saudi-Arabien, wie Indonesien, wie viele andere.

  • glauben Sie ernsthaft, dass die Politiker in diesen Ländern auch nur einen einzigen Gedanken an das Problem verschwenden? Geschweige denn sich dieses Problem anhängen lassen, so wie die Europäer? Im Gegenteil: sie forcieren doch die Kriege und unterstüzten die Terrororganisationen. Dabei kommt übrigens ein mehrfaches an Menschen um, wie durch Ertrinken im Mittelmeer. Darüber regt sich aber inzwischen keiner mehr auf, auch wenn es einer der Hauptursachen für diese humanitäre Katastrophe ist.

  • Den Europäern wird eingeredet, dass sie Schuld sind an den Toten im Mittelmeer. Wer hat dann Schuld an den Toten in der Sahara? Wenn wir anscheinend nicht in der Lage sind gegen die Schlepperbanden etwas zu unternehmen, ist die Rettung von Schiffsbrüchigen schon vor der lybischen Küste kontraproduktiv. Je mehr wir retten, desto dreister werden die Schlepperbanden und um so größer wird letztendlich die Zahl der Toten. Europa hat keine Lösung. Wenn wir den Einsatz von Natotruppen vor Ort einmal ausschließen, was bleibt uns dann? Nicht mal die Türken sind bereit uns zu unterstützen und lassen die Verbrecher ihr Geschäft betreiben. Europa wird von den Flüchtlingen überrannt werden. In wenigen Jahren werden hier Zustände herrschen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Schwache Ansätze mit rechtswidrigen Protesten und Zeltlagern von Asylanten einerseits und brennenden Unterkünften andererseits kann man ja schon beobachten. Die Situation erscheint mir wie die Endphase des römischen Reiches, Dekadenz im innern und ein Flüchtlingsstrom von außen. Den Ausgang kennen wir.

  • Das ist Alternativlos!

  • Beitrag von der Redaktion editiert. Bitte bleiben Sie sachlich.

  • Die Lösung in in den Herkunftsländer der Flüchtlinge.
    Der allzugroße Freiheits- und Selbstbestimmungshype der afrikanischen und arabischen
    Länder ist ja durchaus berechtigt, aber dann muss vor Ort angepackt werden.
    Gels ist doch genug da; wenn Ölstaaten Olympische Spiele und die Fußballweltmeisterschaft
    usw. organisieren und ausrichten können dann ist es doch nicht mehr recht und billig, wenn
    diesen Menschen geholfen wird. Vor Ort ist Hilfe angesagt. Das ist - um mit den Worten
    unserer Kanzlerin zu sprechen ALTERNATIVLOS

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