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Schlag gegen Kinderpornoring BKA nimmt 14 Verdächtige fest

Im Rahmen des europaweit größten Schlags gegen die Kinderporno-Szene haben Ermittler insgesamt 14 Verdächtige festgenommen. Zuvor wurde die von Zehntausenden genutzte Kinderporno -Plattform „Elysium“ abgeschaltet.
07.07.2017 - 13:16 Uhr Kommentieren
Das Bundeskriminalamt hat 14 Verdächtige festgenommen. Den Beschuldigten wird sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen. Quelle: dpa
BKA

Das Bundeskriminalamt hat 14 Verdächtige festgenommen. Den Beschuldigten wird sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen.

(Foto: dpa)

Wiesbaden Mit einem Schlag gegen eine der größten internationalen Kinderpornografie-Plattformen im Darknet haben die Ermittler 14 Verdächtige festgenommen. Zwölf von ihnen wird sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen, wie die ermittelnde Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt und das Bundeskriminalamt am Freitag in Wiesbaden mitteilten. Sieben Beschuldigte sitzen in Untersuchungshaft: fünf Deutsche und zwei Österreicher. Es geht um schweren sexuellen Missbrauch von Kindern aus aller Welt und die bandenmäßige Verbreitung kinderpornografischer Schriften.

Auf der 87.000 Nutzer zählenden Plattform „Elysium“ wurden demnach Bilder und Videos ausgetauscht, darunter Aufnahmen schwersten sexuellen Missbrauchs. Die Opfer sind Kinder im Alter von zwei bis acht Jahren; 29 sind identifiziert. Die Ermittlungen liefen weltweit in Zusammenarbeit mit Interpol, sagte der Sprecher der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT), Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk. Die ZIT gehört zur Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt.

Die inzwischen abgeschaltete Plattform war international ausgerichtet und verfügte über Chatforen auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch. Ziel sei es, alle 87.000 Nutzer zu identifizieren, sagte Ungefuk. Die Fäden liefen in Deutschland zusammen, weil der Hauptbeschuldigte aus dem Kreis Limburg-Weilburg in Hessen stammt.

Der 39-Jährige war der mutmaßliche Administrator des rund ein halbes Jahr alten Darknet-Forums. Dieses sei ausschließlich über einen speziellen Tor-Browser erreichbar gewesen. Der Hesse war bereits am 12. Juni nach der Durchsuchung seiner Wohnung festgenommen worden. Der Server der Plattform wurde sichergestellt.

Ein 61-Jähriger aus dem Kreis Landsberg am Lech in Bayern soll als Grafiker für das Erscheinungsbild der Plattform verantwortlich gewesen sein und kinderpornografische Aufnahmen hergestellt haben. Ihm wird auch der sexuelle Missbrauch von zwei Kindern im Alter von fünf und sieben Jahren vorgeworfen, den Kindern eines 28 Jahre alten festgenommenen Österreichers.

So funktioniert das Darknet
Willkommen im Tor Browser
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Das Darknet ist ein virtueller Rückzugsraum für all jene, die auf Anonymität beim Surfen im Internet angewiesen sind. Hier treffen sich Kriminelle wie Drogendealer, Waffenhändler oder Pädophile. Aber auch überzeugte Datenschützer und Dissidenten, die um ihr Leben fürchten, sind darauf angewiesen. Denn nur hier können sie sich sicher fühlen. Darknet-Seiten kann man nur dann sehen, wenn man eine bestimmte Verschlüsselungssoftware benutzt. Zum Beispiel den Tor-Browser. 

(Foto: Screenshot)
Relays
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Die Zwiebel mit ihren vielen Schalen: Die Abkürzung TOR steht für: The Onion Router – das Zwiebel-Netzwerk. Die kostenlose Open-Source-Software, einst vom US-Militär entwickelt, dient dazu, die eigene IP-Adresse zu verschleiern, indem sie Anfragen nicht direkt an die Zieladresse im Netz schickt, sondern über eine Kette von Proxyservern leitet. Jeder Proxy kennt nur seinen Vorgänger und Nachfolger, aber keiner kennt den ursprünglichen Absender der Anfrage und gleichzeitig den Empfänger. Das sieht in der Praxis dann so aus. 

(Foto: Screenshot)
Orientierungshilfen
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Seitenadressen bestehen im anonymen Web aus einer zufällig gewählten, und ständig wechselnden Kombination von Zahlen und Buchstaben. Das erschwer das surfen. Deswegen bieten einige Seiten wie „The Hidden Wikki“, Orientierungshilfe. DeepDotWeb ist auch über das freie Internet zugänglich. Hier finden sich Foren, Fragen und Übersichten rund um das Thema Deepweb/Darknet. 

(Foto: Screenshot)
Facebook in Tor
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Tor ist nicht nur zum surfen auf nicht frei zugänglichen Websites nützlich. Auch ganz "normale" Seiten können hier anonym und datensicher angesteuert werden. Gleichzeitig lassen sich auch einige Unternehmen mit einer speziellen .onion Adresse registrieren. So hat zum Beispiel Facebook 2014, als erste große Firma einen offen sichtbaren Tor-Dienst mit eigener Adresse im Anonymisierungsnetz Tor aufgesetzt. 

(Foto: Screenshot)
Das Google der Drogenwelt
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Grams ist die gängigste Suchmaschine für Drogenmärkte im Darknet. Zwar ist der Drogenmarkt im Internet gegenüber dem Straßenhandel (mit einem geschätzten Umsatz von 320 Milliarden Dollar pro Jahr weltweit) noch klein, aber bereits hart umkämpft. Die Betreiber leben gut von der Verkaufsprovision, die sie für jeden Deal erhalten, der auf ihrer Seite geschlossen wird. Laut FBI sollen beim damals 29-jährigen Marktführer Dread Pirate Roberts von der Seite Silkroad, Bitcoins im Wert von 150 Millionen Dollar sichergestellt worden sein. Im Oktober 2013 wurde der US-Amerikaner Ross Ulbricht, der angebliche Silk-Road-Betreiber, ausfindig gemacht und vom FBI verhaftet. Der heute 32-Jährige wurde zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt. 

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Alphabay
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Aufgrund der steigenden Konkurrenz haben sich Nachfolger wie Alphabay oder Nucleus vom anarchischen Neunzigerjahre-Look verabschiedet und orientieren sich nun an der Optik des legalen Onlinehandels. Da Vertrauen auf anonymen Marktplätzen ein knappes Gut ist, reagieren die Kunden stärker auf die üblichen Onlinereize wie einprägsame Logos, erkennbare Marken, hochauflösende Produktfotos und Marktstandards wie Kundenprofil, Konto-Übersicht und ausführliche Angebotslisten. Drogen sind auf fast jedem Marktplatz der größte Posten, daneben lassen sich hier jedoch auch Waffen, Hacker, Identitäten, Kreditkarten und andere Dinge erwerben. In den dunkelsten Ecken, die allerdings auch im Darknet nicht ohne weiteres zugänglich sind, finden sich sogar Menschenhandel, Kinderpornographie und Live-Vergewaltigungen. 

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Kriminalität als Dienstleistung
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Ob gehackte Paypal-, Amazon- oder Ebay-Konten, eine neue Kreditkarte oder die Dienste eines Hackers, der mit Hilfe einer DDoS-Attacke (Distributed Denial of Service) eine Seite lahmlegen soll. Im Darknet werden Angriffe bzw. Daten jeglicher Art angeboten. Für nur ein Pfund, könnte man hier eine russische Kreditkarte mit hohem Verfügungsrahmen erwerben. Auch persönliche Daten wie Namen, Geburtsdaten, Adressen, EMails und alle erdenklichen Zugänge einer bestimmten Person werden hier für wenige Dollar angeboten. Zur Zeit vor der US-Wahl besonders beliebt: personenbezogene Daten, aufgelistet nach Bundesstaaten in Amerika.

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Der Vater aus Wien wurde nach der Durchsuchung seiner Wohnung im Mai festgenommen. Er soll seine Tochter (7) und seinen Sohn (5) über Jahre hinweg schwer sexuell missbraucht haben. Zudem habe er sie dem Verdächtigen aus Bayern sowie einem 40 Jahre alten Österreicher zum sexuellen Missbrauch überlassen. Die Kontakte seien über „Elysium“ zustande gekommen.

Beide Österreicher sitzen auch in U-Haft, ebenso wie ein 56-Jähriger aus dem Main-Tauber-Kreis in Baden-Württemberg, ein 41-Jähriger aus Berlin und ein 40-Jähriger aus Dresden. Der 56-Jährige wird verdächtigt, kinderpornografische Aufnahmen verbreitet zu haben. Er soll die Plattform betreut und die Chats eröffnet haben. Über die beiden anderen Männer in U-Haft und die Nationalität der übrigen Festgenommenen war zunächst nichts bekannt.

Den Tätern droht wegen Kindesmissbrauchs eine Haftstrafe von 15 Jahren. Für die Verbreitung kinderpornografischen Materials können bis zu fünf Jahre Gefängnis verhängt werden.

  • dpa
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