Stephen Wynn Kasino-Milliardär verlässt den Chefsessel

Nach massiven Vorwürfen sexuellen Missbrauchs ist der schwerreiche US-Kasinobesitzer von der Spitze seines Geschäftsimperium zurückgetreten.
Las Vegas Bevor er eine Hauptrolle im #MeToo-Skandal einnahm, war der US-Kasinobesitzer Stephen Wynn vor allem für seinen immensen Reichtum bekannt. Einst verkaufte der Multimilliardär für 139 Millionen US-Dollar Picassos „Le Rêve“ – und stach kurz vor der Übergabe mit seinem Ellbogen ein Loch in das Gemälde. Der Deal platzte, das Gemälde verlor 54 Millionen Dollar an Wert.
Die negative Aufmerksamkeit, die ihm nun entgegenschlägt, ist jedoch von einem ganz anderen Kaliber. Dutzende Angestellte seiner Kasinos warfen im vergangenen Monat vor, sie über Jahre hinweg sexuell belästigt oder zu sexuellen Handlungen gezwungen zu haben. Nachdem er Ende Januar bereits von seinem Amt als Finanzchef des republikanischen Parteivorstandes niedergelegt hatte, hat er nun weitere Konsequenzen gezogen – und ist von der Spitze seines Geschäftsimperiums zurückgetreten. Zum Nachfolger bestimmte der Aufsichtsrat den 42-jährigen bisherigen Präsidenten der Gruppe Matt Maddox.
Stephen Wynn soll dem „Wall Street Journal“ zufolge über Jahre hinweg Dutzende Angestellte sexuell belästigt oder zu sexuellen Handlungen gezwungen haben. Die Zeitung stützt ihren investigativen Bericht auf Interviews mit mehr als 150 Frauen. Demnach zeigte sich Wynn unter anderem entblößt vor ihnen und nötigte sie, ihn sexuell zu befriedigen.
Die sexuellen Übergriffe sollen sich hauptsächlich in seiner privaten Bürosuite abgespielt haben – etwa im Zuge von Massagen und Maniküren. Dem „Wall Street Journal“ zufolge hatten manche Angestellte so große Angst vor ihm, dass sie sich im Toilettenraum versteckt hätten, wenn er das Wellness Center im Wynn Kasinohotel aufgesucht habe.
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Der 76-Jährige wies die Vorwürfe als „grotesk“ zurück. Wynn war ein wichtiger Parteispender für die Republikaner und warb im ersten Amtsjahr von US-Präsident Trump selbst um Spendengelder für die Partei. Trump hat den Multimilliardär wiederholt als „Freund“ beschrieben, äußerte sich aber zunächst nicht zu den Vorwürfen.
Wynn hat unter anderem die Kasinos Bellagio, Encore, Mirage, Treasure Island und Wynn im Spielerparadies Las Vegas gebaut. „Die Skyline von Las Vegas ist Stephen Wynn“, sagte William Thompson, emeritierter Professor für Öffentliche Verwaltung an der Universität von Nevada in Las Vegas und Branchenexperte.
Wynn entwickelte die Kasinolandschaft der Stadt im Verlauf von fünf Jahrzehnten maßgeblich von kleinen Saloons zu den Luxus-Ressorts von heute. Sein bekanntestes Bauwerk ist das nach ihm benannte Wynn Las Vegas. Bei der Eröffnung im April 2005 war es das höchste Kasino-Hotel der Stadt – und mit 2,7 Milliarden US-Dollar Baukosten das teuerste Hotel der Welt.
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