Tebartz-van Elst: Ein Bischof in der Öffentlichkeitshölle
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Tebartz-van ElstEin Bischof in der Öffentlichkeitshölle
Er machte seinen Chauffeur zum „Bischöflichen Beauftragten“, lehnte Diskussionen über den Zölibat ab und irritierte Laienseelsorger: Lange vor dem Skandal um den überteuerten Amtssitz stand der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst in der Kritik: Der 53-Jährige vom Niederrhein gilt als autoritär, vatikantreu und exzentrisch. Eine Annährung.
Limburg, Düsseldorf Selbst als ihm Flammen entgegenschlugen, blieb er ruhig: Bei einer Messe im Februar 2012 hatte es jemand mit dem aromatisiertem Chrisamöl zu gut gemeint und zu viel davon auf dem Altar verteilt. Meterhoch schlug das Feuer Franz-Peter Tebartz-van Elst (53) entgegen. Es machte ihm nichts aus, er hat ein Faible für dramatische Effekte. Im Gegensatz zu verängstigen Gottesdienstbesuchern, die zum Teil aus der Krankenhauskapelle im hessischen Limburg flohen, wich der Bischof nicht zurück.
Ob er diesmal zurückweicht, ist offen – im Skandal um seinen stark überteuerten neuen Bischofssitz werden die Rücktrittsforderungen aus Kirchen und Politik immer lauter. Am Montagabend war bekannt geworden, dass sich die Baukosten für den Sitz auf dem Limburger Domberg vervielfachen werden. Nach einer verwaltungsinternen Kostenrechnung wird derzeit mit rund 31 Millionen Euro gerechnet.
Obwohl er mehrfach dazu aufgefordert worden sei, habe der Bischof weder Haushalte für 2012 und 2013 noch Einzelprojekte zur Genehmigung vorgelegt, wie es seine Pflicht gewesen wäre, sagte Jochen Riebel, ehemals Leiter der hessischen Staatskanzlei, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwoch). Das umstrittene Bauprojekt auf dem Limburger Domberg sei daher bis auf eine Anfinanzierung von 600.000 oder allenfalls 800.000 Euro nicht genehmigt gewesen.
Warum Bischöfe nicht mehr ihres Amtes walten
Laut Kirchenrecht kann ein katholischer Bischof nicht eigenmächtig von seinem Amt zurücktreten. Er benötigt in jedem Fall die Zustimmung des Papstes.
Im römisch-katholischen Kirchenrecht heißt es:
§1. „Ein Diözesanbischof, der das 75. Lebensjahr vollendet hat, wird gebeten, seinen Amtsverzicht dem Papst anzubieten, der nach Abwägung aller Umstände entscheiden wird.“
Im Kirchenrecht heißt es weiter unter §2:
„Ein Diözesanbischof, der wegen seiner angegriffenen Gesundheit oder aus einem anderen schwerwiegenden Grund nicht mehr in der Lage ist, seine Amtsgeschäfte wahrzunehmen, wird nachdrücklich gebeten, den Amtsverzicht anzubieten.“
Ein solcher Amtsverzicht wird allerdings nicht zwangsläufig vom Papst angenommen. Ein „anderer, schwerwiegender Grund“ lag beispielsweise beim Rücktritt von Walter Mixa als Folge von Misshandlungs- und Veruntreuungsvorwürfen vor.
Für die Amtsenthebung ist ein Verfahren notwendig, dass mit einem schriftlichen Beschluss beendet wird. Für die Enthebung führt das Kirchenrecht drei mögliche Gründe an:
Den Verlust des Klerikerstandes, den öffentlichen Abfall vom katholischen glauben oder von der Gemeinschaft der Kirche und den Versuch, eine Ehe zu schließen.
Die Absetzung ist eine schwere Strafe.
Möglich ist auch, dass der Bischof in eine andere Diözese versetzt wird. Das kann auch gegen den Willen des Amtsinhabers erfolgen. Dazu muss ein schwerwiegender Grund vorliegen.
Es ist die Spitze eines Eisbergs, eines Konflikts, der vom Bistum Limburg, zwischen Köln und Frankfurt, schon lange bis nach Rom strahlt. Der neue Papst Franziskus hat bereits ein wachsames Auge auf Tebartz-van Elst, schickte im September noch Kardinal Giovanni Lajolo nach Limburg – zum „brüderlichen Gespräch“. Es war ein deutlicher Fingerzeig für Tebartz-van Elst – und womöglich der Letzte.
Dabei hat sich der als Exzentriker geltende Kleriker unter Papst Benedikt XVI mit einem vatikantreuen Haltungen hervorgetan – und ist damit häufiger angeeckt.
Tebartz-van Elst wurde am 20. November 1959 als Kind einer Bauernfamilie im marientreuen Wallfahrtsort Kevelaer am Niederrhein geboren und wuchs dort als Sohn eines Großbauern auf Die katholische Kirche faszinierte ihn zur Freude der frommen Mutter früh, als junger Ministrant nahm er begeistert am Hochamt teil.
Begeistert zeigt er sich bis heute von der Jungfrau Maria, predigt seine Madonnen-Verehrung. Nach der Priesterweihe 1985 arbeitete er zunächst als Kaplan, bevor er seine Studien in den USA fortsetzte.
23 Kommentare zu "Tebartz-van Elst: Ein Bischof in der Öffentlichkeitshölle"
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Elling
Bei aller Hähme, die jetzt über diesen exentrischen Bischhof ausgegossen wird, droht eine m.E. wesentlich interessantere Information unter zu gehen: Örtlichen Kirchenkreisen haben sich beeilt verlauten zu lassen, daß die € 31 Mio weder aus Spenden noch aus Kirchensteuereinahmen bezahlt würden, sondern aus (offensichtlich flüssigem) Kirchenvermögen. ........Na, liebe Schäfchen, dann spendet man weiter schön der "armen" Mutter Kirche - Und die Mitarbeiter kirchlicher Einrichtungen werden sich wohl weiter erhebliche Teile ihres Einkommens in "Gotteslohn" auszahlen lassen müssen.
SenecAAA
Endlich dräut auch dem HB, dass mit der Proportionalität des Falls und dem Grad der Berichterstattung etwas nicht stimmen kann...insoweit Dank für die leisen Hinweise zu seiner konservativ klerikalen Seite, die weite klerikale wie nicht-klerikale Kreise schlicht stört. Man will ihn weg haben wie man Mixa aus dem Amt gedrängt hat und Meisner und Müller wegen Altersschwäche aushungern kann. Wegen extrem überteuerter Bauvorhaben musste in der deutschen Geschichte noch kein Bürgermeister oder Geistlicher sein Amt aufgeben. Und selbst wegen Lügen, Betrügereien und selbst tatsächlichen oder öffentlich eingebildeten Kinderschändereien musste in der deutschen Politik noch keiner zurücktreten wie die Fälle Schäuble (100.000 DM im Koffer...Nein, nicht ich !), Lambsdorf (Steuerbetrug) und Cohn-Bandit zeigen...dies wird und wurde medial hingenommen, nicht aber der Fall eines Provinz-Bischofs mit einem medial ausgewaideten Igitt-Gesicht, der vom Bauen keine Ahnung hat und der durch ein internes wie externes Kesseltreiben von einem Fehler in den anderen getrieben wird. In der Schule nennt man solche Verhältnisse "Mobbing", im Spiegel "Aufklärung". Einfach nur zum Kotzen !
Mazi
Der Vorfall erzürnt die Bürger zu Recht und täglich mehr. Aber halten es unsere Politiker, unsere Behörden nicht ebenso?
Ich halte nichts von überbordenden Kontrollinstanzen, aber Kontrollinstanzen, die keine sind, gaukeln nur Scheinsicherheiten vor.
Steuern, die unter einem Vorwand erhoben werden (z.B. Maut), dann nach abkassieren z.B. für Pensionszahlungen verwandt werden, halte ich ebenso für unehrlich.
Vielleicht löst der Vorfall eine grundsätzliche Diskussion über Verschwendung aus?
locked...
"Eine gänzlich unchristliche Raffgier und Prunksucht. Der Herr Bischof hat wohl die Bergpredigt noch nicht gelesen?" --- Unchristlich? Über die längste Zeit der Geschichte war das für den Klerus typisch: Raffen, schlemmen, saufen und ***. Die Kirche ist heute noch einer der reichsten Konzerne der Erde, wenn nicht *der* reichste (alleine die unbezahlbaren, zusammengeraubten Kunstschätze) überhaupt. Der Verein ist völlig unglaubwürdig und wenn Papst Franziskus es ernst meint mit einer Reform, dann hat er a) eine mammutaufgabe vor sich und sollte b) sehr gut drauf achten, wer sich in seinem Rücken bewegt...
locked...
Dieser "schein"-heilige Bischof sollte in ein einsames Bergkloster abberufen werden um dort innere Einkehr zu halten. * Als "Hausherr" und Bauherr hatte er jederzeit(!) Einblick in die Kostenentwicklung. Bei Bauten dieser Art gibt es regelmäßige Sitzungen des Lenkungsausschusses, wo Kostenentwicklungen berichtet und abgesegnet werden. In diesem Lenkungeausschuss sitzt immer der Bauherr selbst oder einer seiner Stellvertreter. * In jedem Fall trifft die Schuld für das Debakel ausschließlich diesen "feinen" und gierigen Herren. Jetzt kann man nur hoffen, dass er nicht nur 1. Klasse reist sondern auch erster Klasse einen Abflug erteilt bekommt.
locked...
Wer ein Leben lang gewohnt ist, nur Geld auszugeben, das Andere haben erwirtschaften müssen und Arbeit nur vom Hörensagen kennt, tut sich offensichtlich viel leichter damit, Geld zu verprassen.
locked...
Soll er doch auf Knien nach Rom rutschen und vom Papst seinen speziellen "Segen" bekommen.
blasius
Ein insgesamt sehr guter Artikel und hebt sich von den schwachen Artikeln der FAZ hervorragend ab. Warten wir die Stellungnahme der Kommission ab, aber welche Personen spielen hier noch mit?
duke
Eigentlich beginnt der Konflikt im Bistum Limburg zwischen "denen da oben" und dem gemeinen Volk noch früher. 2010 gestand der frühere Rentamtsleiter des Bistums vor Gericht, 2,7 Millionen Euro veruntreut zu haben. Das ist wohl über mehrere Jahre angeblich niemandem aufgefallen. 2006 wurden sogar erste Prüfungen gegen den dann später Geständigen wieder eingestellt. Für das Bistum Limburg ist das nun schon der zweite große Verschwendungsskandal.
Kamps
Den "weihenden Ortsbischof von Münster", seinerzeit Dr. Reinhard Lettmann (*1933- +2013, hier in die Nähe des Opus Dei zu rücken ist sicherlich im Rahmen des Artikels falsch recherchiert, und bedürfte der Richtigstellung von Seiten der Redaktion. Hier in Münster - aus bester Kenntniss vor Ort - weiß man es besser, und ist über diese Unverschämtheit gegenüber einem zutiefst menschlichen Seelsorger und verdienten Bischof und Konzilssekretär des II Vatikanischen Konzils bestürzt. Anzulasten einzig ist ihm und seinen Beratern sicher mangelnder Weitblick in die fehlenden Kompetenzen eines zum Weihbischofs auserkorenen Diözesanpriesters.
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Bei aller Hähme, die jetzt über diesen exentrischen Bischhof ausgegossen wird, droht eine m.E. wesentlich interessantere Information unter zu gehen: Örtlichen Kirchenkreisen haben sich beeilt verlauten zu lassen, daß die € 31 Mio weder aus Spenden noch aus Kirchensteuereinahmen bezahlt würden, sondern aus (offensichtlich flüssigem) Kirchenvermögen. ........Na, liebe Schäfchen, dann spendet man weiter schön der "armen" Mutter Kirche - Und die Mitarbeiter kirchlicher Einrichtungen werden sich wohl weiter erhebliche Teile ihres Einkommens in "Gotteslohn" auszahlen lassen müssen.
Endlich dräut auch dem HB, dass mit der Proportionalität des Falls und dem Grad der Berichterstattung etwas nicht stimmen kann...insoweit Dank für die leisen Hinweise zu seiner konservativ klerikalen Seite, die weite klerikale wie nicht-klerikale Kreise schlicht stört. Man will ihn weg haben wie man Mixa aus dem Amt gedrängt hat und Meisner und Müller wegen Altersschwäche aushungern kann. Wegen extrem überteuerter Bauvorhaben musste in der deutschen Geschichte noch kein Bürgermeister oder Geistlicher sein Amt aufgeben. Und selbst wegen Lügen, Betrügereien und selbst tatsächlichen oder öffentlich eingebildeten Kinderschändereien musste in der deutschen Politik noch keiner zurücktreten wie die Fälle Schäuble (100.000 DM im Koffer...Nein, nicht ich !), Lambsdorf (Steuerbetrug) und Cohn-Bandit zeigen...dies wird und wurde medial hingenommen, nicht aber der Fall eines Provinz-Bischofs mit einem medial ausgewaideten Igitt-Gesicht, der vom Bauen keine Ahnung hat und der durch ein internes wie externes Kesseltreiben von einem Fehler in den anderen getrieben wird. In der Schule nennt man solche Verhältnisse "Mobbing", im Spiegel "Aufklärung". Einfach nur zum Kotzen !
Der Vorfall erzürnt die Bürger zu Recht und täglich mehr. Aber halten es unsere Politiker, unsere Behörden nicht ebenso?
Ich halte nichts von überbordenden Kontrollinstanzen, aber Kontrollinstanzen, die keine sind, gaukeln nur Scheinsicherheiten vor.
Steuern, die unter einem Vorwand erhoben werden (z.B. Maut), dann nach abkassieren z.B. für Pensionszahlungen verwandt werden, halte ich ebenso für unehrlich.
Vielleicht löst der Vorfall eine grundsätzliche Diskussion über Verschwendung aus?
"Eine gänzlich unchristliche Raffgier und Prunksucht. Der Herr Bischof hat wohl die Bergpredigt noch nicht gelesen?"
---
Unchristlich? Über die längste Zeit der Geschichte war das für den Klerus typisch: Raffen, schlemmen, saufen und ***.
Die Kirche ist heute noch einer der reichsten Konzerne der Erde, wenn nicht *der* reichste (alleine die unbezahlbaren, zusammengeraubten Kunstschätze) überhaupt. Der Verein ist völlig unglaubwürdig und wenn Papst Franziskus es ernst meint mit einer Reform, dann hat er a) eine mammutaufgabe vor sich und sollte b) sehr gut drauf achten, wer sich in seinem Rücken bewegt...
Dieser "schein"-heilige Bischof sollte in ein einsames Bergkloster abberufen werden um dort innere Einkehr zu halten.
*
Als "Hausherr" und Bauherr hatte er jederzeit(!) Einblick in die Kostenentwicklung. Bei Bauten dieser Art gibt es regelmäßige Sitzungen des Lenkungsausschusses, wo Kostenentwicklungen berichtet und abgesegnet werden. In diesem Lenkungeausschuss sitzt immer der Bauherr selbst oder einer seiner Stellvertreter.
*
In jedem Fall trifft die Schuld für das Debakel ausschließlich diesen "feinen" und gierigen Herren. Jetzt kann man nur hoffen, dass er nicht nur 1. Klasse reist sondern auch erster Klasse einen Abflug erteilt bekommt.
Wer ein Leben lang gewohnt ist, nur Geld auszugeben, das Andere haben erwirtschaften müssen und Arbeit nur vom Hörensagen kennt, tut sich offensichtlich viel leichter damit, Geld zu verprassen.
Soll er doch auf Knien nach Rom rutschen und vom Papst seinen speziellen "Segen" bekommen.
Ein insgesamt sehr guter Artikel und hebt sich von den schwachen Artikeln der FAZ hervorragend ab.
Warten wir die Stellungnahme der Kommission ab,
aber welche Personen spielen hier noch mit?
Eigentlich beginnt der Konflikt im Bistum Limburg zwischen "denen da oben" und dem gemeinen Volk noch früher. 2010 gestand der frühere Rentamtsleiter des Bistums vor Gericht, 2,7 Millionen Euro veruntreut zu haben. Das ist wohl über mehrere Jahre angeblich niemandem aufgefallen. 2006 wurden sogar erste Prüfungen gegen den dann später Geständigen wieder eingestellt.
Für das Bistum Limburg ist das nun schon der zweite große Verschwendungsskandal.
Den "weihenden Ortsbischof von Münster", seinerzeit Dr. Reinhard Lettmann (*1933- +2013, hier in die Nähe des Opus Dei zu rücken ist sicherlich im Rahmen des Artikels falsch recherchiert, und bedürfte der Richtigstellung von Seiten der Redaktion.
Hier in Münster - aus bester Kenntniss vor Ort - weiß man es besser, und ist über diese Unverschämtheit gegenüber einem zutiefst menschlichen Seelsorger und verdienten Bischof und Konzilssekretär des II Vatikanischen Konzils bestürzt.
Anzulasten einzig ist ihm und seinen Beratern sicher mangelnder Weitblick in die fehlenden Kompetenzen eines zum Weihbischofs auserkorenen Diözesanpriesters.