Tennislegende Insolvenzverwalter wirft Boris Becker mangelnde Kooperation vor

Vor einem Jahr hatte ein Londoner Gericht den dreifachen Wimbledon-Sieger für zahlungsunfähig erklärt.
Im Streit um die Finanzen von Boris Becker haben sich nun dessen Insolvenzverwalter zu Wort gemeldet – mit schweren Vorwürfen: „Obwohl Herr Becker mehrfach die Möglichkeit gegeben wurde, mit uns zusammenzuarbeiten und uns Informationen zu geben, hat er dies nicht getan“, erklärte Mark Ford von der britischen Finanzberatung Smith & Williamson, die vergangenen August vom Gericht als Insolvenzverwalter bestellt worden war. Deswegen soll nun ein britisches Gericht entscheiden, wie es weitergeht.
Denn eigentlich wäre das Insolvenzverfahren gegen Becker in wenigen Tagen beendet gewesen – wenn er kooperiert hätte. Aber er sei nicht der Ansicht, dass Becker seine rechtlichen Verpflichtungen als Konkursschuldner ordnungsgemäß erfüllt habe, betonte der Insolvenzverwalter in der Stellungnahme. Deswegen sei Ende März die Aussetzung der automatischen Entlastung beantragt worden.
Erst wenige Stunden zuvor hatten sich die Anwälte des ehemaligen Profi-Sportlers zu Wort gemeldet. Weil Becker in diesem Frühjahr zum Sport- und Kulturattaché der Zentralafrikanischen Republik ernannt worden sei, genieße er diplomatische Immunität, hatten sie erklärt. Deswegen dürfe das Insolvenzverfahren nicht fortgeführt werden.
Doch auf der Gegenseite ist man der Meinung, dass dieser Schachzug dem Sportler nicht helfen werde. Man begrüße, dass Becker sich zum Förderer des Sports in der Zentralafrikanischen Republik ernannt worden sei, erwiderte der britische Insolvenzverwalter in seiner Mitteilung, „wir sind aber nicht der Ansicht, dass dies wesentlichen Auswirkungen auf den Konkurs von Herrn Becker hat“.
Vor einem Jahr hatte ein Londoner Gericht den dreifachen Wimbledon-Sieger für zahlungsunfähig erklärt. Und auch privat läuft es für den 50-Jährigen momentan nicht so gut: Ende Mai hatten er und seine Frau Lilly ihre „einvernehmliche und freundschaftliche“ Trennung bekannt gegeben. Auf einer Veranstaltung der „Zeit“ zeigte sich Becker dennoch zufrieden mit seinem Leben. „Ich bin froh, wo ich heute bin, und bereue nichts“, sagte er am Dienstag. Zu seiner finanziellen Lage erklärte er, „es gibt ein Licht am Ende des Tunnels.“
Zur gleichen Zeit hatten die Insolvenzverwalter begonnen, einige Gegenstände Beckers online zu versteigern: Pokale, Medaillen, Uhren, Turnschuhe und Auszeichnungen werden zum Verkauf angeboten. Viele der Gegenstände aus Beckers langer Karriere stießen auch auf Interesse – aber bisher sieht es nicht so aus, als würde die Auktion auch nur einen Bruchteil der Schulden decken.
Von britischen Medien werden diese auf über 60 Millionen Euro beziffert. Dabei soll Becker im Laufe seiner Karriere er über 100 Millionen Euro eingenommen haben. Der dreifache Wimbledon-Sieger lebt seit Jahren in Großbritannien.
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