Winterschlaf im Bunker Fledermäuse erobern alte Nazi-Festung in Polen

Einer der Tunnel der Befestigungsanlage: Die Anlage erstreckt sich nach Angaben von Museumsdirektor Leszek Lisiecki auf mehr als 60 Kilometer und umfasst mehr als hundert 100 Bunker und andere Bauten.
Miedzyrzecz Im Zweiten Weltkrieg sollte die Befestigungsanlage Deutschland gegen Angriffe aus dem Osten schützen - heute halten Zehntausende Fledermäuse ungestört Winterschlaf in den unterirdischen Bunkern. Inzwischen ist die von den Nazis gebaute „Festungsfront Oder-Warthe-Bogen“ in Westpolen Europas größte Schlafstelle der fliegenden Säugetiere. Daneben lockt die geschichtsträchtige Anlage auch zunehmend Touristen an.
Der Kriegsschauplatz nahe der Stadt Miedzyrzecz (Meseritz) etwa 80 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt war lange in Vergessenheit geraten. Adolf Hitler ließ den so genannten Ostwall auf damals deutschem Boden in den 1930ern bauen.
Heute verbringen nach Angaben des Zoologen Jan Cichocki rund 37.000 Tiere von zwölf verschiedenen Arten hier den Winter. Von Oktober bis April dösen sie dicht gedrängt in den unterirdischen Betontunneln.
„Europas größte Überwinterungsstätte für Fledermäuse ist in einer rumänischen Höhle“, sagt Cichocki von der Universität Zielona Gora. „Doch hier haben wir die größte, die von Menschen geschaffen wurde. Die Fledermäuse haben es wirklich gut hier, sie müssen nichts fürchten.“
Die Anlage erstreckt sich nach Angaben von Museumsdirektor Leszek Lisiecki auf mehr als 60 Kilometer und umfasst mehr als hundert 100 Bunker und andere Bauten. 24.000 Soldaten konnten hier unterkommen, obwohl die Anlage gegen Ende des Krieges nur noch spärlich besetzt war.
Im zentralen Abschnitt sind einige große Bunker durch insgesamt 33 Kilometer Tunnel verbunden, die bis zu 40 Meter tief unter der Erde liegen. Die Temperatur bewegt sich zwischen sieben und zehn Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit erreicht an manchen Stellen 90 Prozent. Für Fledermäuse ist dies ein hervorragendes Winterquartier: „Das Gebiet ist wegen der gleichbleibenden Temperaturen und der Feuchtigkeit perfekt“, sagt Cichocki, der die Tiere zählt und beobachtet.
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