19. Jahrhundert Verkaufsgarant Adolph von Menzel

Adolph von Menzel: "Marktszene in Verona", 1861, Tuschzeichnung. (Ausschnitt)
München Adolph von Menzels Papierarbeiten gelten bei Auktionen als Verkaufsgaranten und der Künstler als einer der Großen des 19. Jahrhunderts. Wie kein anderer hat der Berliner Menzel (1815-1905) das Leben zu seiner Zeit beobachtet und die Vergangenheit für heutige Generationen lebendig gemacht. Nun bietet das Münchner Auktionshaus Neumeister am 28. März in einer Abendauktion rund 20 Menzel-Werke aus dem Nachlass eines Berliner Sammlers an. Die Kollektion umfasst neben Papierarbeiten aus allen Schaffensperioden auch ein Gemälde.
Eine Schwäche für Menschenmassen
Auf 40.000 bis 60.000 Euro ist das Top-Los geschätzt, eine „Marktszene in Verona“. Die weiß gehöhte Tuschezeichnung entstand 1886, zwei Jahre nach einem der Hauptwerke Menzels, der „Piazza d’Erbe in Verona“. Menzel greift in der Zeichnung ein Thema auf, das ihn über viele Jahre beschäftigte. Zum ersten Mal reiste er 1881 nach Verona. Im darauf folgenden Jahr kam er noch einmal, um ein Bild des Markplatzes zu entwerfen. Davon erzählen zahlreiche Zeichnungen und seine Skizzenbücher. Die Menschenmassen, die sich über den Marktplatz bewegten, übten eine besondere Faszination auf den Künstler aus. Dokumentiert ist das Blatt ist wie andere Werke der Sammlung bereits in Hugo von Tschudis großer Menzel-Monographie, die 1905 erschien.
Die Marktgeschichte dieses Blattes ist im Übrigen mit der Geschichte des Hauses Neumeister verknüpft. 1971 gelangte es nämlich aus dem Besitz des New Yorkers Immanuel Walter über eine Auktion bei Weinmüller in die Berliner Sammlung. Hinter Weinmüller aber stand Rudolf Neumeister, der das Auktionshaus 1958 übernommen hatte. Erst 1978 gab er ihm den Namen „Neumeister Münchener Kunstauktionshaus“.

Adolph von Menzel: Modellstudien nach einem auf dem Bauch liegenden Mädchen. Bleistiftzeichnung. (Ausschnitt)
Tauschgeschäfte mit der Nationalgalerie
Mit einer „Modellstudie nach einem Bauch liegenden Mädchen“ kommt auch eine Skizze für das Gemälde „Piazza d’Erbe in Verona“ zum Aufruf. Die auf 4.000 bis 5.000 Euro taxierte Bleistiftzeichnung zeigt exemplarisch die intensive Auseinandersetzung Menzels auch mit vermeintlich „kleinen“ Details: Er skizzierte neben der Gesamtfigur des Mädchen und weiteren Details zweimal die Füße des Kindes.
Einen guten Riecher bewies der Dresdener Kunsthändler Gutbier vom Kunstsalon Arnold, der das Blatt 1921 neben weiteren Werken im Tausch aus der Sammlung der Berliner Nationalgalerie auswählte. Im Mai 1979 kam es in einer Auktion bei Sotheby’s London zum Aufruf, in der es der Berliner Sammler erwarb. Heute sei ein solches Tauschgeschäft undenkbar, lässt das Berliner Kupferstichkabinett verlauten. Dieses umfasst mit rund 7.000 Zeichnungen, Aquarellen, Pastellen und Gouachen sowie etwa 1.500 grafischen Arbeiten die weltweit größte Menzelsammlung.
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