Alte Meister und 19. Jahrhundert: Romantik im Mittelpunkt

Italiensehnsucht und Romantik vereinte Karl Friedrich Schinkel in dem um 1813/14 entstandenen Gemälde "Landschaft mit Pilger", das als verschollen gilt. Bei Ketterer kommt die 79 x 105 cm große Kopie des frühen Schinkel-Werks zur Taxe von 24.000 Euro zum Aufruf. Foto: Ketterer Kunst
München. Kunstwissenschaftliche Forschung kann Entdeckungen hervorbringen oder Träume zerstören. Jahrzehntelang glaubte der Eigentümer mit der „Landschaft mit Pilger“ ein eigenhändiges Werk Karl Friedrich Schinkels zu besitzen. Jetzt kommt dieses Gemälde bei Ketterer am 20. November 2015 in der Auktion „Alte Meister & Kunst des 19. Jahrhunderts“ für nur 24.000 Euro zum Aufruf. Denn nach neuesten Erkenntnissen handelt es sich um eine Kopie jenes Werkes, mit dem der preußische Architekt, Baumeister und Künstler auf der Berliner Akademieausstellung 1814 erstmals als Maler hervorgetreten ist.
Schinkels Gemälde-Oeuvre ist heute nur noch teilweise erhalten. Wegen der Brillanz des romantischen Geistes seiner Arbeiten hatten schon im frühen 19. Jahrhundert Sammler andere Künstler mit Wiederholungen seiner Bilder beauftragt. Selbst die Alte Nationalgalerie in Berlin besitzt lediglich eine frühe Kopie des Architekturstücks „Gotischer Dom am Wasser“. Für die Bewertung des Werks ist der Unterschied erheblich. So ging das Gemälde „Gotische Kirche auf einem Felsen am Meer“, das 2010 bei Lempertz erst kurz vor der Versteigerung durch Infrarotaufnahmen als eigenhändiges Werk Schinkels klassifiziert wurde, mit einer Taxe von 150.000 Euro an den Start. Mit Aufgeld brachte es 456.000 Euro.

Oswald Achenbach beherrschte die Lichtführung brillant wie dieses 1880 entstandene Gemälde "Der Petersplatz bei Vollmond" (78 x 100 cm) eindrucksvoll beweist. Geschätzt ist es auf 40.000 bis 50.000 Euro. Foto: Ketterer Kunst
Brunnen im Schein des Mondes
Die Schinkel’sche Landschaft mit der romantischen Abendstimmung ist eine der interessantesten Offerten unter den 245 angebotenen Zeichnungen, Druckgraphiken und Gemälden; wenn auch längst nicht die teuerste. In atmosphärischem Nachklang der Romantik hat auch Oswald Achenbach den Brunnen auf dem nächtlichen Petersplatz in Rom in weißes Mondlicht getaucht. Die Leinwand von 1880 ist auf 40.000 bis 50.000 Euro geschätzt.
Mit 50.000 bis 70.000 zählt „Die Neckerei“ von Franz von Stuck zu den höchst dotierten Kunstwerken. Das Gemälde von 1889 ist wenige Jahre vor seinem Durchbruch mit skandalösen Gemälden wie „Die Sünde“ oder „Die Sinnlichkeit“ entstanden. Hier thematisiert er erstmals den Mythos von Nymphe und Faun. Durchaus moderat sind mit 12.000 bis 15.000 Euro die Erwartungen für Stucks Bronze-Skulptur „Amazone“ angesetzt. Bei Sotheby´s in New York hat Anfang November der gleiche Guss aus der Gießerei Leyrer 30.000 Euro inkl. Aufgeld erzielt.

Jan Asseleijn malte nur zwei Jahre nach dem bemerkenswerten Ereignis des dreißigjährigen Krieges das Panorama der "Schlacht bei Lützehn 1632 mit König Gustav Adolf von Schweden" (90 x 123 cm). Die Taxe liegt bei 50.000 bis 70.000 Euro. Foto: Ketterer Kunst
Wohl auf polnische Sammler zielt Ketterer erneut mit Werken von Alfred von Wierusz-Kowalski und Josef von Brandt. Die Leinwand „Dahin jagende Fuhrwerke“ von Brandt aus der Zeit um 1880 soll mindestens 30.000 Euro einspielen. Ergänzt wird das breite Angebot an Malerei des 19. Jahrhunderts durch zahlreiche Genreszenen von Anton Doll, Franz von Defregger oder Hugo Kauffmann sowie durch idyllische Tierdarstellungen Heinrich von Zügels, Friedrich Voltz´ und Alexander Koesters.
Schüler von Rembrandt


Unter den Altmeistergemälden fallen zwei frühbarocke Gemälde niederländischer Maler auf. Mit einem von Explosionen und Rauchschwaden aufgebrachten Himmel gibt Jan Asselijn der klassisch gemalten „Schlacht bei Lützen 1632 mit König Gustav Adolf von Schweden“ einen dramatischen Hintergrund. Das Gemälde fand im Juni für 80.000 Euro bei Piasa in Paris keinen Liebhaber. Bei Ketterer steht es zur unteren Taxe von 50.000 Euro zum Verkauf. Etwas mehr verspricht sich der Münchner Versteigerer von Jan Victors Gemälde „Juda gibt Tamar seinen Ring“ von 1650. Das mit Verve und etwas derber Materialität gemalte Werk des Rembrandt-Schülers ist auf 60.000 bis 80.000 Euro geschätzt.
Vorbesichtigung: bis 19. November 2015
Auktion: 20. November, ab 14 Uhr





