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Antiken Bronzen mit Charisma

Im Hellenismus verschmilzt das Menschenbild der griechischen Klassik mit dem neuen Realismus der Römer. Eine fulminante Ausstellung in Florenz lässt die letzte große Epoche der griechischen Plastik Revue passieren.
25.05.2015 - 20:08 Uhr Kommentieren
Statuette des schlafenden Eros aus dem New Yorker Metropolitan Museum (3. bis 2. Jahrhundert v. Chr.). Das Vorbild vieler römischer Nachbildungen und Putti der italienischen Renaissance. Quelle: Palazzo Strozzi
Vom Schlaf überwältigt

Statuette des schlafenden Eros aus dem New Yorker Metropolitan Museum (3. bis 2. Jahrhundert v. Chr.). Das Vorbild vieler römischer Nachbildungen und Putti der italienischen Renaissance. Quelle: Palazzo Strozzi

Florenz Der Hellenismus ist die letzte große Epoche griechischer Kunst, die vom Tod Alexanders des Großen (323 v. Chr.) bis zur Eroberung der griechischen Staaten durch die Römer im Jahr 30 v. Chr. reicht. Das von der griechischen Klassik geprägte ideale Menschenbild wird durch einen neuen Realismus ergänzt.

Zwar behalten viele Statuen, vor allem aber die Götterfiguren, ihre klassische Positur und Ausstrahlung; aber das selbstbewusste Pathos wird immer wieder durch einen neuen Realismus aufgebrochen. So steht in dieser Epoche, in der die Bronze eine wesentlich stärkere Rolle als das Marmorbildwerk spielt, der glatte Leib im klassischen Kontrapost (der ausgewogenen Standbein-Spielbein-Haltung) neben dem ekstatisch tanzenden Satyr, der siegreiche Athlet neben dem schlafenden Eros-Kind.

Thrakischer König mit ziseliertem Bart

Diese Aspekte werden in der großartig bestückten Ausstellung „Macht und Pathos“ im Florentiner Palazzo Strozzi aufgerollt. Über 50 charismatische Bronzen der Epoche passieren Revue. Anschließend wandert die Schau ins Getty Museum und die Washingtoner Nationalgalerie. Der Titel bezieht sich auf die Athleten- und Götterbilder, die hier als kultische Paradestücke der Epoche ausgestellt sind.

Das Spektrum reicht vom früh-hellenistischen Porträt des thrakischen Königs Seuthes III mit reich ziseliertem Bart und eingelegten Glasaugen bis zu der um 50 v. Chr. entstandenen Bronze des „Spinario“ (Dornen ausziehender Knabe) aus den Kapitolinischen Museen in Rom, zweifellos die schönste Version, die vor sieben bekannten Marmor-Repliken der frühen römischen Kaiserzeit entstanden ist.

Hypothetische Zuschreibungen

Der Parcours beginnt mit einem Leerstück: die Kalkstein-Basis einer Statue des großen Bildhauers Lysippos, dessen Werk den Übergang von der klassischen zur hellenistischen Periode markiert. Die Statue ist verloren, nur der Block mit der Signatur blieb erhalten. Das kunstlose Relikt soll demonstrieren, dass fast alle Originalbildwerke der griechischen Klassik, auf die sich die hellenistischen Bildhauer (und später die römischen Kopisten) beziehen, verloren sind und damit jede Gleichsetzung mit einem großen Namen hypothetisch bleiben muss.

Es folgt eine Reihe von Bronzen, deren Entstehungszeit neu bestimmt wird. Dazu gehört die dynamische Gruppe Alexanders des Großen als Schwert schwingender Krieger zu Pferde, die bislang als Derivat einer im Zeus-Heiligtum im mazedonischen Dion aufgestellten Lysippos-Gruppe galt. Im Ausstellungskatalog wird sie als römische Adaption eines hellenistischen Prototyps bezeichnet. Dazu gehört auch der als „Medici Riccado Pferd“ bekannte monumentale Pferdekopf aus dem Archäologischen Nationalmuseum in Florenz, der lange als Meisterwerk der klassischen Periode bewundert wurde, jetzt aber unabhängig von späteren Vergoldungen ganz nahe an die hellenistische Epoche gerückt wird.

Souverän mit sinnlicher Ausstrahlung

Ein typisches Beispiel des Hellenismus ist dagegen die Statuette eines als Hermes modellierten Herrschers, die 1901 im Atrium eines Hauses in Pompeji ausgegraben wurde. Hier ist die „edle Einfalt und stille Größe“ der klassischen nackten Figur durch eine fast kokette Drehung des Oberkörpers, durch lockere Drapierung und betonte Muskulatur aufgehoben. Dieser Souverän hat eine sehr viel sinnlichere Ausstrahlung als seine inbrünstig strengen Vorläufer. Die Erweiterung der Ausdrucksskala durch die hellenistischen Bildhauer belegen Exponate, in denen dynamische Bewegung den Kontrapost auflöst, minutiöse Details wie Glaseinlagen und Kupferelemente die Bronzestrenge mildern.

Boxer mit gebrochenem Nasenbein
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