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AntiquitätenIn Wien unter dem Hammer: Edle Möbel aus dem Klassizismus

Der Kunsthändler Otto von Mitzlaff trennt sich von bedeutenden Einrichtungsstücken des 18. und 19. Jahrhunderts. Versteigert wird seine Sammlung im Dorotheum in Wien.Sabine Spindler 27.11.2023 - 09:19 Uhr

München. Ein chinesisches Opium-Bett mit vergoldeten Sichtblenden wirkt in einer Sammlung europäischer Möbel in der Tat wie ein exotisches Objekt. Aber neben dem Interesse für die Glanzleistungen deutscher Kunstschreiner um 1800 hatte der Kunsthändler Otto von Mitzlaff immer auch ein Faible für die Noblesse der Engländer und für Außergewöhnliches. Mehr als 60 Möbel von Barock bis Biedermeier lässt der inzwischen 84-jährige Sammler am 18. Dezember im Dorotheum versteigern.

Im Bereich Alter Kunst ist das Angebot für das Wiener Auktionshaus ein Highlight. Denn der Händler aus Wächtersbach bei Frankfurt/Main ist bekannt für Möbelkunst der Spitzenklasse. Mit einem Startpreis von 35.000 Euro ist ein brillant gearbeiteter Münchner Aufsatz-Schreibschrank von 1780 das teuerste Los. Am anderen Ende der Preisskala steht ein Paar Stühle aus dem Biedermeier von 1820 mit schaufelartigen Lehnen. Das 1820 gefertigte Paar wird für 1000 Euro aufgerufen.

Wer wie Otto von Mitzlaff die Strenge und Klarheit des Klassizismus besonders schätzt, kommt an den reduziert gestalteten, schnörkellosen Stücken Berlins nicht vorbei. Mit einem moderaten Aufrufpreis von 6000 Euro startet ein Sekretär von schlichter Schönheit. Er könnte aus Schloss Paretz, dem Sommersitz der preußischen Königin Luise, stammen. Höher angesetzt ist mit 18.000 Euro ein repräsentativer  Berliner Mahagoni-Sekretär mit weißen Alabastersäulen und Porzellanplaketten. Sein Hersteller Wilhelm Hamann war am Hof aufgrund seiner qualitätvollen Produkte ein gefragter Lieferant.

Berliner Möbel in Wien zu verkaufen, klingt im ersten Moment nicht logisch. Doch das Dorotheum sei im Moment eine sehr gute Verkaufsplattform für Möbel, sagt von Mitzlaff. Außerdem habe auf einem Flohmarkt in Wien seine Karriere als Möbelhändler begonnen. Eine Laufbahn, die er später mit seiner regelmäßigen Teilnahme an der Maastrichter Antiquitätenmesse Tefaf krönen konnte.

Die Auktion berührt viele Meilensteine der Möbelgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts. Ein Schreibmöbel, das man auf die Tiefe eines Handtuchhalters zusammenklappen kann, galt um 1810 als technisches Wunder. Es hatte jedoch auch die Ästheten zu befriedigen. Adolph Friedrich Voigt bekam das Patent zur Herstellung dieser englischen Erfindung 1805.

Perfekt sind die Horneinlagen des schwarz-weißen Zahnfrieses unter der Abschlussleiste. Die lyraförmigen Stützen tänzeln auf dem Boden und der ovale Spiegel in der Rückwand ist von einem Kranz aus intarsierten Rosetten gerahmt. Voigts Arbeit ist ein Schaustück und auf dem Markt selten. Erwartet werden kühne 18.000 Euro.

>> Lesen Sie auch: Über Bernhard Brandstätter, der seit Neuestem die Sparte für zeitgenössische und moderne Kunst im Wiener Dorotheum leitet.

Bei großartigen Stücken geht von Mitzlaffs Interesse weit über die deutschen Grenzen hinaus. Nach einem Entwurf des berühmten Möbelentwerfers Thomas Hope entstand die auf die Antike anspielende Mahagoni-Konsole von 1820.

Der Clou des Möbels von ca. 1820 sind die architektonisch konstruierten vorderen Doppelstützen mit Köpfen des Weingottes Dionysos. Von Mitzlaff vermutet, es war einst ein Geschenk des Königs Ernst August I. von Hannover an seinen Schwager in Mecklenburg-Strelitz. Der Preis für das imperiale Stück liegt bei 25.000 Euro. Frankreichs Ebenistenkunst verkörpert ein flacher Pultschreibtisch des Pariser Meisters J. Saddon. Das exquisite Lackmöbel aus der Zeit Ludwig XV. soll für mindestens 25.000 Euro zugeschlagen werden.

Otto von Mitzlaff hatte auf seinen Einkaufstouren auch immer ein Auge für das scheinbar nebensächliche wie etwa ein Offiziersbidet oder eine Reisetoilette. Er habe meist aus dem Bauch gekauft, sagt er im Gespräch mit dem Handelsblatt. Aber die vielen Namen bedeutender Kunstschreiner wie Johann Öman, Johann Heinrich Klinckerfuß oder Wilhelm Kimbel verraten den Kenner der Möbelforschung.

Aufrufpreise auch unter dem Einkaufspreis

Von dem Leipziger Joseph Hoffmanns etwa wird ein in der für ihn typischen Baukastenmanier gestaltetes Pfeilerschränkchen von 1795 für 3000 Euro aufgerufen. Von dem später berühmten Edelschreiner Abraham Roentgen stammt eine Teeschatulle von 1733/38 aus dessen Londoner Zeit. Sie wird bei 6000 Euro aufgerufen.

Ob der Markt diese Fülle trotz zahlreicher relativ moderater Preise aufnehmen kann, wird sich zeigen. „Bei einigen Objekten liegt der Aufrufpreis sogar unter dem Einkaufspreis“, gesteht Otto von Mitzlaff im Gespräch. So sind für einen eleganten frühklassizistischen Klappsekretär des preußischen Hofebenisten Johann Gottlob Fiedler 12.000 Euro veranschlagt. Das wohlproportionierte, charmante Möbel von 1780 habe in den 1990er-Jahren 25.000 D-Markt gekostet, erzählt der Händler. Das ist preislich nicht nur null Rendite, sondern bei aller inflationsbereinigten Umrechnung ein Verlust. Für Möbelsammler aber tun sich Chancen auf.

Mehr: Schauplatz Paris: Zum Rendez-vous der Antiquitätensammler

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