Artmonte-carlo Warum die Kunstmesse in Monte-Carlo ein Sammlerhimmel ist

Die italienische Künstlerin arbeitet mit historischen Fotografien, die sie handkoloriert. Abgebildet ist „44 tonkin woman“ aus der Serie „Girls from the Southern Seas“ (2019).
Monte Carlo Wer zeitgenössische Kunst und Moderne sammelt und nichts verpassen will, hat in diesen Tagen ein Problem. Denn „Gallery Weekend Berlin“, „Art Brussels“ und „artmonte-carlo“ finden mehr oder weniger gleichzeitig statt. Die Lösung fand Messemacher Thomas Hug, der auch die „artgeneve“ leitet: Einige Auserwählte, die er „Stützen“ des Kunstmarkts nennt, werden per Privatjet von Berlin und Brüssel nach Nizza und im Hubschrauber nach Monaco geflogen.
„Wir befinden uns derzeit in der experimentellen Phase dieser Idee, nämlich einigen Sammlern und Professionellen der Kunstwelt fast gleichzeitig mehrere, einander ergänzende künstlerische Erfahrungen zu bieten“, erklärt Hug etwas gewunden auf Nachfrage des Handelsblatts. Die Gäste seien „treue Kunden der ‚artgeneve‘ oder der ‚artmonte-carlo‘“. Sie wären auf Empfehlung der Galerien eingeladen worden.
Nur eine Flugstunde entfernt
„Die drei miteinander vernetzten Veranstaltungen sind zwar sehr unterschiedlich, aber nur jeweils eine gute Flugstunde voneinander entfernt“, führt Hug weiter aus. Den anderen Sammlern würden sie einen Sonderflugtarif vorschlagen. Im Übrigen glaubt der Messemacher, dass dieses Angebot auch für die VIPs aus außereuropäischen Ländern interessant sein dürfte.
Neu an dieser vierten Ausgabe der „artmonte-carlo“ ist auch der Zusammenschluss mit der Kunst- und Design-Messe „PAD“ (Pavillon Art + Design). So kommen zu den überschaubaren 40 Ausstellern der Kunstmesse noch weitere 26 Galerien, die im weitesten Sinne dekorative Kunst im Angebot haben. Design ist hier allerdings weniger präsent als auf den PAD-Ausgaben von Paris und London; dafür aber ein buntes Gemisch an Kunsthandwerk, Tierskulpturen, Lüstern und Schmuck.
Unter den Galerien, die seit 2016 auf der „artmonte-carlo“ ausstellen, finden sich Victoria Miro (London/Venedig) sowie die in Paris ansässigen Galerien In Situ – Fabienne Leclerc, Mitterrand, Almine Rech und Tornabuoni. Dazu gesellen sich nun auch Großgalerien wie White Cube (London/Hongkong), Emmanuel Perrotin (mit sechs Dependancen weltweit) und Kamel Mennour (Paris/London). Das wertet den normalerweise für Kunst schwierigen Standort Monaco auf. Denn bisher gelang es nur der Antiquitäten-Biennale, die ab den 1970er-Jahren mehr als 30 Jahre existierte, im Fürstentum kommerziell zu bestehen.

Das käfigähnliche Korsett („Cage-corset“, 2007) gibt es in einer Auflage von 3 bei Rossi & Rossi.
Erfolgreich können die Galeristen in der Hauptstadt Monacos nur sein, wenn sie sich auf die Mentalität und den Geschmack ihrer Klientel einstellen. Dass in Monte Carlo enorm viele Millionäre aus aller Welt residieren, wirkt sich natürlich auch auf das Preisniveau aus. Außerdem zieht die Stadt Bewohner aus Südfrankreich und Italien an. Das Angebot ist entsprechend vielfältig. Auch ist auffällig viel Kunst aus dem arabischen Raum zu finden.
Die eher avantgardistische Fabienne Leclerc (Galerie In Situ) brachte ein Triptychon des in Italien gut bekannten Martin Dammann mit, sowie Werke der iranischen Brüder Ramin und Rokni Haerizadeh, die mit Hesam Rahmanian zusammen in Dubai arbeiten. Auch bei der Düsseldorfer Setareh Gallery findet man iranische Maler wie den Altstar Reza Derakshani (für 110.000 Euro), aber auch Hans Hartung (480.000 Euro) und den von Galerist Samandar Setareh sehr geschätzten Deutschen Gregor Gleiwitz (32.500 Euro).
Feminismus in Pakistan
Ein hochkarätiges Angebot der Moderne fährt die Genfer Galerie Artveras auf: Edvard Munch, Kees van Dongen, Othon Fries, Alexej von Jawlensky und Petr Konchalovsky. Mit bereits zu Klassikern einzustufenden Künstlern und einer eleganten Standgestaltung präsentiert sich Tornabuoni Art (Paris/Mailand). Die Galerie offeriert ein großes Querformat von Hans Hartung und eine fast quadratische Stickerei von Alighiero Boetti aus dem Jahr 1988, die mit rund 500.000 Euro angesetzt ist.
Rossi & Rossi (London/Hongkong) ermöglicht einen Abstecher in die pakistanische feministische Gegenwart mit der radikalen Künstlerin Naiza Khan, die auf der Biennale in Venedig ihr Land erstmals vertreten wird. Ein Metall-Korsett, mit einem Lederband verschnürt, kostet 10.000 Dollar (Edition von 3).
Zwischen dem PAD und der „artmonte-carlo“ befindet sich die Abteilung „Solo-Shows“. Dort zeigt Blain/Southern (Berlin/London/New York) den für seine Neon-Arbeiten bekannten François Morellet, während ihre Berliner Galerie einen anderen großen Franzosen, den Bildhauer und Maler Bernar Venet, durchsetzt.
In der Zone des „PAD Monaco“ trifft man auf die Kölner Galerie Ammann, mit zwei Tapisserien von Ettore Sottsass, Fotos von Hélène Binet und einer Skulptur-Bank von Najla El Zein.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.