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Auktionen in London Christie's profitiert vom besseren Angebot

Großbritanniens Kapitale ist weiterhin ein guter Umschlagplatz für den Kunstkauf. Nur hausgemachte Probleme schwächen die Auktionen für Impressionismus, Moderne und Surrealismus.
06.02.2020 - 14:32 Uhr Kommentieren
Star des Abends wurde das kleine Bild von  „A la rencontre du plaisir“ von 1962. Das auf 8 bis 12 Millionen Pfund geschätzte Gemälde spielte 19 Millionen Pfund ein. Quelle: Christie's Images Ltd. 2020
René Magritte

Star des Abends wurde das kleine Bild von „A la rencontre du plaisir“ von 1962. Das auf 8 bis 12 Millionen Pfund geschätzte Gemälde spielte 19 Millionen Pfund ein.

(Foto: Christie's Images Ltd. 2020)

London Das Jahr hat gerade erst begonnen: das Auktionshaus Sotheby’s ist nun in privaten Händen, in Großbritannien wurde gewählt und das Land hat nun zumindest offiziell schon die EU verlassen. Es gab genug Gründe, die Februarauktionen in London mit Spannung zu erwarteten. Vorab die gute Nachricht: der Markt ist konzentrierter, aber stabil, die Auktionen erbrachten zum Teil hohe Preise. Es wird weiter Kunst gekauft. Und die Probleme liegen im Angebot und nicht an der Nachfrage.

Aber ganz so einfach ist es denn nun doch nicht, wenn man sich die Diskrepanzen zwischen den rivalisierenden Marktführern Sotheby’s und Christie’s ansieht. Sotheby’s machte mit einer kleinen Auktion mit nur 33 Losen den Auftakt. Darin wurden Impressionisten, Moderne Kunst und Surrealisten gemischt angeboten.

Nach nur 55 Minuten war die Abendauktion vorbei. Das Ergebnis sieht auf dem Papier recht ordentlich aus. Nach Losen wurden 88 Prozent der Arbeiten verkauft, insgesamt 50 Millionen Pfund umgesetzt, in der Mitte der Vorabschätzung. Allerdings liegt dieses Ergebnis mehr als 40 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahres und es ist noch nicht einmal trendweisend, kann Christie’s doch am Folgeabend mit einem Umsatz von 107 Millionen Pfund gleich das doppelte Ergebnis vorweisen.

Christie‘s bot insgesamt 49 Lose an, 25 in der Hauptauktion und 24 in der separaten Auktion mit Arbeiten des Surrealismus. Christie’s verkaufte 84 Prozent der Lose, liegt damit zwar unter der Verkaufsrate von Sotheby’s, konnte aber weitaus hochpreisigere Werke anbieten. Christie‘s verkaufte drei Werke über 10 Millionen Pfund an, Sotheby’s hingegen nur eines. Christie‘s verkaufte sechs Werke des Käuferlieblings Pablo Picasso, Sotheby’s hingegen hatte kein einziges Werk anzubieten.

Das zeigt, die Unterschiede sind eher hausgemacht als dem politischen oder wirtschaftlichen Umfeld geschuldet. Dass der Londoner Markt stabil ist, wird auch von Emma Ward, betont, Direktorin bei Dickinson, einer auf den Handel mit klassischen Meisterwerken spezialisierten Galerie: „Wir finden, dass der Markt robust reagiert, solange die richtigen Kriterien vorliegen: gute Qualität, Marktfrische, korrekte Preise und guter Zustand — das ist es, was der Markt will.“

„Gefährliche Straße“ entstand in den letzten Monaten des Ersten Weltkriegs, kurz nachdem der Maler von der Front zurückgekehrt war. Das Bild verdoppelte seine Schätzung auf 9,7 Millionen Pfund. Quelle: Christie's Images Ltd. 2020; VG Bild-Kunst, Bonn 2020
George Grosz

„Gefährliche Straße“ entstand in den letzten Monaten des Ersten Weltkriegs, kurz nachdem der Maler von der Front zurückgekehrt war. Das Bild verdoppelte seine Schätzung auf 9,7 Millionen Pfund.

(Foto: Christie's Images Ltd. 2020; VG Bild-Kunst, Bonn 2020)

Was passiert also im endlosen Kampf um die Führungsposition der zwei Auktionshäuser, die fast immer Kopf an Kopf liegen? Für langfristige Schlüsse ist es sicher noch zu früh, aber es macht sich deutlich bemerkbar, dass bei Sotheby’s ein neuer Wind weht, seitdem Patrick Drahi die Firma übernommen hat.

Ein Zyniker würde die fehlende Euphorie der Auktion mit der neuen Sparsamkeit der Innendekoration während der Vorbesichtigungen oder dem Verschwinden des Champagners am Auktionsabend in Verbindung bringen. Aber solche Kleinigkeiten halten natürlich keinen ernsthaften Käufer vom Kunsterwerb ab.

Dass wenig Energie im Saal war, hängt vor allem mit dem recht schwachen Angebot zusammen. Der Grund dafür liegt vor allem im Weggang vieler Spezialisten.

Erst vor wenigen Wochen verkündete James Mackie, Experte und ehemaliger Chef der Abteilung, auf Instagram, dass er nach 14 Jahren das Haus verlasse. Im Oktober letzten Jahres gingen schon Siân Folley und Olimpia Isidori, Co-Direktoren der Tagesauktion. Und laut Onlineservice Artnet verkündete auch Veteran Phillip Hook am Auktionsabend seinen Rückzug.

Wichtige Impressionisten fehlen

Drahi möchte Sotheby‘s in eine Kunst- und eine Luxussparte aufteilen. Das und die vielen Abgänge verunsichern Einlieferer wie auch potentielle Käufer.

Sotheby’s stellte die Auktion um drei Spitzenwerke aus der ehemaligen Sammlung des Franzosen Gaston Lévys zusammen, die von den Nazis in Paris konfisziert worden waren und jetzt vor kurzem an die Erben zurückerstattet wurden. Herausragend war vor allem Camille Pissarros gepunktetes Meisterwerk „Gelée blanche, jeune paysanne faisant du feu“, das bei einer Schätzung von 8 bis 12 Millionen 13,3 Millionen Pfund einspielte. Die Arbeit, die die letzten 20 Jahre im Musée d’Orsay in Paris hing, wurde von vier Bietern umkämpft. Sie erzielte den zweithöchsten Preis für eine Arbeit von Pissarro.

Auf ähnliches Interesse stießen die zwei Arbeiten von Paul Signac, die allerdings im Rahmen der Erwartungen blieben.

Aus der Sammlung W. Joop versteigert. Quelle: VG Bild-Kunst Bonn, 2020; Christie's Images Ltd. 2020
Tamara de Lempicka „Portrait de Marjorie Ferry“

Aus der Sammlung W. Joop versteigert.

(Foto: VG Bild-Kunst Bonn, 2020; Christie's Images Ltd. 2020)

Postimpressionisten verkaufen sich zwar gut, haben aber nicht die Stärke, eine Auktion zu tragen. Wichtige impressionistische Werke fehlten ganz. Vier kleinformatige Papierarbeiten von Vincent van Gogh verkauften sich zwar, waren aber doch eher Nebenarbeiten. Sie waren überdies mit einer Garantie versehen, das heißt, dass ein möglicher Käufer finanziell profitiert, wenn er eine Arbeit auch kauft, da er diesen Kauf vorab bestätigt. Insgesamt waren 1/3 der Arbeiten in der Auktion so garantiert, was die Profitmarge des Hauses schmälert.

Dass allerdings Papierarbeiten Spitzenpreise erzielen können, zeigt der Erfolg der kleinen Gouache von Franz Marc von 1912. Das Blatt „Zwei blaue Esel (Esel und Pferd)“ stammt aus dem Hoch seiner Schaffensphase. Auf 1 bis 1.5 Millionen Pfund geschätzt, erzielte es 4 Millionen Pfund. Die Gouache kam aus der Sammlung der Familie des aus Ungarn stammenden Kunsthistorikers Franz Stadler (1877-1959), der mit den Künstlern aus dem Kreis des Blauen Reiters gut befreundet war.

Generationswechsel der Sammler

Ein Frauenakt des Dresdner Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner, dessen Taxe von 3 bis 5 Millionen wohl einfach überpreist war, blieb unverkauft.

Auch bei Christie’s kam deutsche Kunst zum Zug. George Grosz‘ „Gefährliche Straße“ war vom Maler in den letzten Monaten des 1. Weltkriegs geschaffen worden, kurz nach seiner Rückkehr von der Front nach Berlin. Eingeliefert von einer Schweizerischen Sammlung, verdoppelte das Bild seine Schätzung auf 9,7 Millionen Pfund.

Überraschender war jedoch der Erfolg eines Auftragsporträts von Tamara de Lempicka aus der Sammlung von Wolfgang Joop. Die dekorative Arbeit der Malerin, die eine Pariser Nachtklubsängerin darstellt, war auf 8 bis 12 Millionen Pfund taxiert und erzielte 16,3 Millionen Pfund; ein neuer Weltrekord für die Malerin.

Star des Abends wurde jedoch das kleine Bild von René Magritte „A la rencontre du plaisir“ von 1962. Es war ebenfalls auf 8 bis 12 Millionen Pfund geschätzt. Dank des Gebots der New Yorker Beraterin Tracey Whyte spielte es 19 Millionen Pfund ein. Surrealismus Experte Olivier Camus, der mit seinem Team diesen Bereich zusammenstellte, spricht nach der Auktion von einem Generationswechsel der Sammler. In jedem Falle wird man in Zukunft bei den Auktionen wohl mehr Werke des 20. als des 19. Jahrhunderts sehen.

Mehr: Impressionismus, Moderne und zeitgenössische Kunst: Lesen Sie hier, wie sich die Erwartungen in die New Yorker Auktionen erfüllten

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